Saturn
einer
leichten Verbeugung.
Vyborg erwiderte das Lächeln säuerlich.
Als Romero gegangen war, stand Vyborg vom Schreibtisch
auf und ging den Gang entlang zum Büro des Leiters der
Kommunikations-Abteilung, Zeke Berkowitz. Er klopfte
einmal an die halb offene Tür, sodass sie in der Schiene
klapperte.
»Herein«, rief Berkowitz. Als Vyborg die Tür aufschob und
ins Büro trat, lächelte Berkowitz und sagte: »Ach, Sammi. Was
kann ich für Sie tun?«
Leutselig war die treffende Bezeichnung für Berkowitz. Der
Mann schaute auf eine lange und erfolgreiche Karriere im
Videonachrichten-Business zurück ‒ zuerst als Lokalreporter,
dann als Moderator und schließlich als globaler Manager. Er
hatte sich nie Feinde gemacht, obwohl im Haifischbecken der
Medien viele Leute versucht hatten, an seinem Stuhl zu sägen,
ihn durch hinterhältige Intrigen zu Fall zu bringen und ihn
sogar zum Rücktritt zu zwingen. Er hatte all das mit einem
Lächeln und einem feinsinnigen Spruch über christliche
Nächstenliebe überlebt, garniert mit selbstironischem
jüdischem Humor.
Als er dann das vorgeschriebene Rentenalter erreicht hatte,
wechselte der noch immer jugendliche Berkowitz in den
akademischen Bereich und führte eine neue Generation
angehender Journalisten und Public Relations-Experten in die
harte Realität der Kommunikationsbranche ein. Es war auf
einer internationalen Konferenz gewesen, wo er James Wilmot
kennen gelernt hatte, den berühmten Anthropologen; die
beiden Männer waren sofort Freunde geworden, obwohl sie
auf verschiedenen Seiten des Atlantiks lebten und arbeiteten.
Jahre später hatte Wilmot Berkowitz angeboten, als Leiter der
Kommunikationsabteilung im Weltraum-Habitat zu
fungieren, das zum Saturn fliegen sollte. Berkowitz ‒ der nach
einer fünfzigjährigen glücklichen Ehe kürzlich zum Witwer
geworden war ‒ hatte die Gelegenheit ergriffen, die
Erinnerung an das gemeinsame Leben so weit wie möglich
hinter sich zu lassen.
Nun lehnte der stattliche, sonnengebräunte und etwas
mollige Mann sich auf dem Bürostuhl zurück. Eine Reihe von
Hologrammen an der Wand hinter ihm zeigte ihn bei Tennis-
Turnieren und auf Golfplätzen. Er lächelte den düster und
verkniffen dreinblickenden Vyborg warmherzig an.
»Was gibt es denn, Sammi?«, fragte Berkowitz jovial. »Sie
schauen aus, als ob Sie eine Kröte geschluckt hätten.«
Vyborg nahm auf dem Stuhl vor Berkowitz' Schreibtisch
Platz und legte los: »Es gefällt mir überhaupt nicht, Ihnen das
zur Kenntnis zu bringen…«
»Aber Sie werden es trotzdem tun. Muss wichtig sein.«
»Das ist es.«
»In Ordnung. Raus damit.«
»Es geht um Romero.«
»Der alte Don Diego? Was passt Ihnen denn nicht an ihm?«
Vyborg zögerte gerade so lang, um Berkowitz zu zeigen,
dass ihm das, was er tat, widerstrebte. »Es fällt mir sehr
schwer, das zu sagen, weil der Mann immerhin mein direkter
Vorgesetzter ist, aber… Nun, er bekommt es einfach nicht
geregelt.«
»Ist nicht wahr.«
»Doch. Er verbringt nur einen halben Tag im Büro und ist
dann verschwunden. Wie soll er da seine Arbeit schaffen?«
»Dafür haben wir doch Sie, Sammi.«
»Was?«, entfuhr es Vyborg.
Berkowitz setzte sein liebenswertestes Lächeln auf,
verschränkte die Hände wie zum Gebet auf dem Schreibtisch
und sagte: »Diego Romero ist ein wunderbarer alter Mann, ein
großer Lehrer, der eine außergewöhnliche Karriere hinter sich
hat.«
»Hinter sich hat«, wiederholte Vyborg.
»Er ist eigentlich nur deshalb in dieser Abteilung, weil
Wilmot ihn in diesem Habitat haben wollte und irgendwo
unterbringen musste. Also arbeitet er nun bei uns.«
»Aber er arbeitet gar nicht«, sagte Vyborg unwirsch. »Er sitzt
fast nie an seinem Schreibtisch.«
»Das ist schon in Ordnung, Sammi. Ich habe ihm nicht viel
aufgegeben. Ich verlasse mich darauf, dass Sie die Arbeit
erledigen. Lassen Sie Don Diego in Ruhe; er wird für dieses
Habitat noch sehr wertvoll sein ‒ als ein Dozent.«
»Ein Dozent?«, sagte Vyborg atemlos. »Man hat ihn in
Mexiko gefeuert, weil er nicht autorisierten Müll gelehrt hat.
Wollen Sie etwa zulassen, dass er seine Blasphemien hier
verbreitet?«
Das tat Berkowitz' Lächeln nicht den geringsten Abbruch.
»Gedankenfreiheit ist nicht blasphemisch, Sammi. Er ist ein
großartiger Dozent.«
»Ja, und er lehrt den Rest der Büro-Belegschaft, wie man
ohne etwas zu tun über die Runden kommt«, murmelte
Vyborg.
»Wenn Sie irgendwelche
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