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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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doch ging sie zum Sofa, setzte sich neben ihn und lehnte
    den Kopf an seine starke, muskulöse Schulter. Und nach ein
    paar Minuten küssten sie sich, entledigten sich der Kleider. Er
    trug sie wie eine Eroberung ins Schlafzimmer, und sie dachte
    gar nicht an Malcolm Eberly. Fast nicht.
    317 Tage bis zur Ankunft
    Wilmot fühlte sich wie ein genervter Schulmeister, der sich
    einer Schar unbotmäßiger Schüler gegenübersieht.
    »Eine Schlägerei?«, blaffte er sie erzürnt an. »Ihr beide habt
    euch wirklich geprügelt?«
    Die beiden jungen Männer, die vor seinem Schreibtisch
    standen, schauten belämmert. Einer der beiden hatte eine
    kleine blauschwarze Schwellung unterm linken Auge. Er hatte
    rote Haare und rosige Wangen ‒ ein Ire, vermutete Wilmot.
    Der andere war größer und hatte schokoladenbraune Haut;
    seine Oberlippe war blutverkrustet. Keiner von beiden sagte
    ein Wort.
    »Und was war der Grund für diesen Streit?«
    Die beiden blieben stumm.
    »Nun?«, fragte Wilmot. »Raus damit! Weshalb habt ihr euch
    geschlagen?«
    »Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit wegen des
    Namens für Dorf B«, murmelte der mit dem blauen Auge.
    »Eine Meinungsverschiedenheit?«
    »Er wollte das Dorf Killarney nennen«, sagte der andere.
    »Das ist ein guter Name«, sagte sein Widersacher. »Der da
    fand ihn aber doof.«
    »Und das hat zu Handgreiflichkeiten geführt? Eine
    Meinungsverschiedenheit wegen der Namensgebung für das
    Dorf? Was, um Himmels willen, hattet ihr denn intus?«
    Alkoholische Getränke wurden in der Cafeteria, wo der
    Zwischenfall stattgefunden hatte, zwar nicht verkauft, doch
    die zwei Restaurants des Habitats schenkten Schnaps, Wein
    und ein selbst gebrautes Bier aus, das von einer der Farmen
    geliefert wurde.
    »Es ist meine Schuld«, sagte der mit der blutigen Nase. »Ich
    hatte mir im Nemo einen Drink genehmigt, bevor ich in die
    Cafeteria gegangen bin.«
    Wilmot schaute sie beide grimmig an. »Muss ich denn ein
    totales Alkoholverbot verhängen? Wollt ihr, dass ich das tue?«
    Die beiden schüttelten den Kopf. Wilmot studierte ihren
    zerknirschten Gesichtsausdruck. Wenigstens zeigen sie die
    gebührende Reue, sagte er sich. Ein Logistikanalytiker und ein
    Kommunikationstechniker, die sich wie Schuljungen kloppten.
    Mit dem finstersten Blick, den er aufzusetzen vermochte,
    sagte Wilmot: »Noch ein derartiges Vorkommnis, und ich
    werde eure persönlichen Alkoholprivilegien streichen. Und
    euch zur Wiederaufbereitungsanlage strafversetzen.«
    Der mit dem blauen Auge drehte sich etwas zum anderen
    um und reichte ihm die Hand. »Es tut mir Leid, Kumpel.«
    Sein ehemaliger Gegner ergriff die Hand und drückte sie
    kräftig. »Ja. Mir auch.«
    »Verschwindet von hier, ihr beiden«, knurrte Wilmot. »Und
    benehmt euch nie wieder so idiotisch.«
    Der Kommunikationstechniker eilte von Wilmots Büro zu
    seinem Quartier, wo er sich mit einem feuchten Waschlappen
    das eingetrocknete Blut von der Lippe wischte. Dann rief er
    Oberst Kananga an.
    »Ich habe in der Cafeteria eine Schlägerei angefangen«, sagte
    er zu Kanangas Abbildung auf dem Telefonmonitor.
    »Ich habe über meine Kanäle schon davon erfahren«, sagte
    der Ruander. »Was hat Wilmot deswegen zu Ihnen gesagt?«
    »Nicht viel. Er wirkte eher verwirrt als zornig.«
    Kananga nickte.
    »Was soll ich als Nächstes tun?«
    »Im Moment gar nichts. Versehen Sie nur Ihre Pflicht und
    verhalten sich so, als ob nichts passiert wäre. Ich werde Ihnen
    schon Bescheid sagen, wenn es so weit ist.«
    »Yessir.«
    Bei einer Population, die Menschen vieler Glaubensrichtungen
    umfasste, gab es im Habitat keinen ›Sonntag‹. Deshalb wurde
    der Tag, an dem die Abstimmung der Phase Eins der
    Namensgebungs-Wettbewerbe stattfinden sollte, als
    allgemeiner Feiertag ausgerufen.
    Malcolm Eberly saß im Wohnzimmer und verfolgte mit
    säuerlicher Miene die Nachrichtensendung auf dem
    Hologrammprojektor. Das Bild zeigte das Wahllokal in Dorf
    A. Leute betraten die Räumlichkeiten, gaben ihre Stimme ab
    und gingen wieder. Es war in etwa so spannend, wie Gras
    beim Wachsen zuzuschauen.
    Ruth Morgenthau versuchte ihn aufzuheitern. »Die
    Wahlbeteiligung ist höher, als mein Stab prognostiziert hat. Es
    sieht so aus, als ob mindestens vierzig Prozent der
    Bevölkerung zur Wahl ginge.«
    »Begeisterung ist den Leuten aber nicht anzumerken«,
    knurrte Eberly.
    Sammi Vyborg, der an der anderen Seite des Kaffeetischs
    saß, hob die knochigen Schultern. »In dieser Phase haben

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