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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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zeigten. Der
    Inhaber, ein ehemaliger Restaurateur aus Singapur, der wegen
    seines öffentlich bekundeten Atheismus verurteilt worden
    war, hatte einen Großteil seines Privatvermögens ins
    Restaurant investiert. »Wenn ich schon den weiten Flug zum
    Saturn mache«, sagte er zu seinen versammelten Kindern,
    Enkelkindern und entfernteren Verwandten, »kann ich die
    Zeit auch sinnvoll nutzen.« Sie waren gar nicht froh darüber,
    dass das Familienoberhaupt die Erde verließ ‒ und den
    Großteil ihres Erbes mitnahm.
    Holly war ausgesprochen nervös, als sie dem Robotkellner
    zum Vierertisch folgte, der für sie reserviert war. Gaeta hatte
    ihr angeboten, sie bei sich zu Hause abzuholen, aber sie hielt
    es für besser, wenn sie sich erst im Restaurant trafen. Sie
    erschien als Erste am Treffpunkt, exakt um zwanzig Uhr. Der
    kompakte kleine Roboter blieb stehen und meldete: »Ihr Tisch,
    Miss.« Holly fragte sich, woher der Automat wusste, dass sie
    ein ›Fräulein‹ und keine ›Frau‹ war. Ob er die Daten der
    Erkennungsmarke ausgelesen hatte?
    Sie setzte sich auf den Stuhl, von dem aus sie freien Blick auf
    den Eingang hatte. Das Restaurant war nicht einmal zur Hälfte
    besetzt.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte der Roboter. Die
    synthetische Stimme war warm und tief. »Wir haben eine
    ausgezeichnete Bar und eine umfangreiche Weinkarte.«
    Holly wusste, dass das im besten Fall eine Übertreibung war.
    »Nein danke«, sagte sie. Der Roboter trollte sich.
    Eberly erschien im Eingang, dicht gefolgt von Kris Cardenas.
    Sie trug ein knielanges geblümtes Sommerkleid aus einem
    leichten Stoff. Holly kam sich plötzlich schäbig vor in ihrem
    Gewand und den Leggins ‒ der türkisfarbene Schal, den sie
    um die Hüfte geknotet hatte, riss das auch nicht heraus.
    Sie stand auf, als die beiden näher kamen. Zuerst war keiner
    von beiden sich bewusst, dass sie denselben Tisch ansteuerten,
    doch dann fiel bei Eberly der Groschen, und er zog für
    Cardenas galant den Stuhl zurück. Als Holly die beiden
    einander vorstellte, hoffte sie inständig, dass Manny nicht
    kommen würde. Vielleicht ist er verhindert und führt einen
    Test durch oder so. Sie schenkte dem Gespräch zwischen
    Eberly und Cardenas kaum Aufmerksamkeit.
    Dann erschien Gaeta doch. Er trug ein hautenges Netzhemd
    und Jeans. Keine Erkennungsmarke. Keinen Schmuck außer
    dem Ohrstecker. Er hatte es nicht nötig, sich herauszuputzen.
    Köpfe drehten sich, als er vor dem Robotkellner zu ihrem
    Tisch ging.
    Vom flauen Gefühl im Magen abgesehen schien das Essen
    problemlos über die Bühne zu gehen. Gaeta kannte Cardenas
    natürlich, und Eberly erwies sich als ein charmanter
    Gastgeber. Die Konversation war ungezwungen, zumindest
    am Anfang: Sie sprachen über die kürzlich erfolgte
    Abstimmung und Gaetas Heldentaten.
    »Durch die Wolken der Venus zu fliegen«, sagte Eberly
    bewundernd beim Aperitif. »Das muss großen Mut erfordert
    haben.«
    Gaeta lächelte ihn beinahe scheu an. »Sie wissen doch, was
    man über Stuntmen so sagt: Mehr Glück als Verstand.«
    Eberly lachte. »Trotzdem müssen viel Glück und Verstand
    dazugehören.«
    Gaeta nickte zustimmend und widmete sich dem Krabben-
    Cocktail.
    Als die Vorspeisen serviert wurden, drehte das Gespräch
    sich um Gaetas Absicht, auf die Oberfläche des Titan
    hinabzusteigen.
    »Wenn Kris Urbain und seine Kontaminations-Spinner
    davon überzeugen kann, dass ich ihre chingado Bazillen schon
    nicht ausradieren werde«, nörgelte Gaeta.
    Cardenas schaute ihn missbilligend an.
    »Verzeihen Sie mein Französisch«, nuschelte er.
    »Ich dachte, das sei Spanisch«, sagte Holly.
    Eberly lenkte die Unterhaltung geschickt zu Urbain und
    seinen Wissenschaftlern zurück.
    Gaeta äußerte sein Unverständnis über die Befürchtung, der
    Titan würde kontaminiert werden, während Cardenas die
    ausgesprochenen Ängste vor Amok laufenden Nanobots
    ebenfalls mit einem Kopfschütteln quittierte.
    »Ich weiß natürlich, woher sie kommen«, sagte sie, »aber
    man könnte fast glauben, ich wollte Frankensteins Monster
    züchten ‒ bei dem engen Korsett aus Sicherheitsmaßnahmen,
    in das ich geschnürt werde.«
    »Sie waren übervorsichtig?«, fragte Eberly.
    »Wie ein Damenkränzchen.«
    »Manny, trägst du dich noch mit dem Gedanken, durch die
    Ringe zu fliegen?«, fragte Holly.
    »Ich habe nichts mehr von dieser Nadia gehört«, sagte er mit
    einem Kopf schütteln. »Sie sagte, dass sie sich damit befassen
    wolle.«
    »Ich

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