Saturn
zeigten. Der
Inhaber, ein ehemaliger Restaurateur aus Singapur, der wegen
seines öffentlich bekundeten Atheismus verurteilt worden
war, hatte einen Großteil seines Privatvermögens ins
Restaurant investiert. »Wenn ich schon den weiten Flug zum
Saturn mache«, sagte er zu seinen versammelten Kindern,
Enkelkindern und entfernteren Verwandten, »kann ich die
Zeit auch sinnvoll nutzen.« Sie waren gar nicht froh darüber,
dass das Familienoberhaupt die Erde verließ ‒ und den
Großteil ihres Erbes mitnahm.
Holly war ausgesprochen nervös, als sie dem Robotkellner
zum Vierertisch folgte, der für sie reserviert war. Gaeta hatte
ihr angeboten, sie bei sich zu Hause abzuholen, aber sie hielt
es für besser, wenn sie sich erst im Restaurant trafen. Sie
erschien als Erste am Treffpunkt, exakt um zwanzig Uhr. Der
kompakte kleine Roboter blieb stehen und meldete: »Ihr Tisch,
Miss.« Holly fragte sich, woher der Automat wusste, dass sie
ein ›Fräulein‹ und keine ›Frau‹ war. Ob er die Daten der
Erkennungsmarke ausgelesen hatte?
Sie setzte sich auf den Stuhl, von dem aus sie freien Blick auf
den Eingang hatte. Das Restaurant war nicht einmal zur Hälfte
besetzt.
»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte der Roboter. Die
synthetische Stimme war warm und tief. »Wir haben eine
ausgezeichnete Bar und eine umfangreiche Weinkarte.«
Holly wusste, dass das im besten Fall eine Übertreibung war.
»Nein danke«, sagte sie. Der Roboter trollte sich.
Eberly erschien im Eingang, dicht gefolgt von Kris Cardenas.
Sie trug ein knielanges geblümtes Sommerkleid aus einem
leichten Stoff. Holly kam sich plötzlich schäbig vor in ihrem
Gewand und den Leggins ‒ der türkisfarbene Schal, den sie
um die Hüfte geknotet hatte, riss das auch nicht heraus.
Sie stand auf, als die beiden näher kamen. Zuerst war keiner
von beiden sich bewusst, dass sie denselben Tisch ansteuerten,
doch dann fiel bei Eberly der Groschen, und er zog für
Cardenas galant den Stuhl zurück. Als Holly die beiden
einander vorstellte, hoffte sie inständig, dass Manny nicht
kommen würde. Vielleicht ist er verhindert und führt einen
Test durch oder so. Sie schenkte dem Gespräch zwischen
Eberly und Cardenas kaum Aufmerksamkeit.
Dann erschien Gaeta doch. Er trug ein hautenges Netzhemd
und Jeans. Keine Erkennungsmarke. Keinen Schmuck außer
dem Ohrstecker. Er hatte es nicht nötig, sich herauszuputzen.
Köpfe drehten sich, als er vor dem Robotkellner zu ihrem
Tisch ging.
Vom flauen Gefühl im Magen abgesehen schien das Essen
problemlos über die Bühne zu gehen. Gaeta kannte Cardenas
natürlich, und Eberly erwies sich als ein charmanter
Gastgeber. Die Konversation war ungezwungen, zumindest
am Anfang: Sie sprachen über die kürzlich erfolgte
Abstimmung und Gaetas Heldentaten.
»Durch die Wolken der Venus zu fliegen«, sagte Eberly
bewundernd beim Aperitif. »Das muss großen Mut erfordert
haben.«
Gaeta lächelte ihn beinahe scheu an. »Sie wissen doch, was
man über Stuntmen so sagt: Mehr Glück als Verstand.«
Eberly lachte. »Trotzdem müssen viel Glück und Verstand
dazugehören.«
Gaeta nickte zustimmend und widmete sich dem Krabben-
Cocktail.
Als die Vorspeisen serviert wurden, drehte das Gespräch
sich um Gaetas Absicht, auf die Oberfläche des Titan
hinabzusteigen.
»Wenn Kris Urbain und seine Kontaminations-Spinner
davon überzeugen kann, dass ich ihre chingado Bazillen schon
nicht ausradieren werde«, nörgelte Gaeta.
Cardenas schaute ihn missbilligend an.
»Verzeihen Sie mein Französisch«, nuschelte er.
»Ich dachte, das sei Spanisch«, sagte Holly.
Eberly lenkte die Unterhaltung geschickt zu Urbain und
seinen Wissenschaftlern zurück.
Gaeta äußerte sein Unverständnis über die Befürchtung, der
Titan würde kontaminiert werden, während Cardenas die
ausgesprochenen Ängste vor Amok laufenden Nanobots
ebenfalls mit einem Kopfschütteln quittierte.
»Ich weiß natürlich, woher sie kommen«, sagte sie, »aber
man könnte fast glauben, ich wollte Frankensteins Monster
züchten ‒ bei dem engen Korsett aus Sicherheitsmaßnahmen,
in das ich geschnürt werde.«
»Sie waren übervorsichtig?«, fragte Eberly.
»Wie ein Damenkränzchen.«
»Manny, trägst du dich noch mit dem Gedanken, durch die
Ringe zu fliegen?«, fragte Holly.
»Ich habe nichts mehr von dieser Nadia gehört«, sagte er mit
einem Kopf schütteln. »Sie sagte, dass sie sich damit befassen
wolle.«
»Ich
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