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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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wir
    auch noch keine Begeisterung erwartet. Sie entscheiden
    schließlich erst über die Kategorien der Namen und noch nicht
    über die Namen selbst.«
    Eberly schaute ihn missbilligend an. »Ich will, dass die Leute
    in Wallung geraten. Ich will, dass sie sich streiten, dass sie
    aufeinander losgehen. Ich will, dass Wilmots Autorität in
    Frage gestellt wird.«
    »Das wird schon noch kommen«, versicherte Kananga. Er
    hatte sich auf dem Sofa zurückgelehnt und die langen Arme
    auf der Lehne ausgestreckt. »Wir testen verschiedene
    Ansätze.«
    Der Anflug eines Stirnrunzelns erschien bei Eberly. »Ich
    hörte von der Schlägerei in der Cafeteria.«
    »Vorm nächsten Wahltag können wir auch einen Aufstand
    inszenieren, wenn Sie wollen.«
    »Das ist nicht gerade die Art von Begeisterung, die wir
    brauchen«, sagte Eberly.
    »Ein Aufstand wäre gut«, sagte Vyborg. »Dann könnten wir
    nämlich eingreifen und ihn niederschlagen.«
    »Und Sie könnten sich als der Mann profilieren, der dem
    Habitat Ruhe und Ordnung beschert hat«, sagte Morgenthau
    und lächelte Eberly an.
    »Vielleicht«, sagte er fast sehnsüchtig. »Ich wünschte nur…«
    »Sie wünschten, alle würden Ihnen zuhören und zu Füßen
    liegen«, unterbrach Morgenthau ihn.
    »Wenn ich ihr Anführer sein soll, ist es wichtig, dass sie mir
    vertrauen und mich mögen.«
    »Sie werden Sie lieben«, sagte Vyborg mit vor Sarkasmus
    triefender Stimme, »wenn Sie erst einmal die Macht haben,
    über Leben und Tod zu entscheiden.«
    Am Ende des Wahltags saß Holly am Schreibtisch und zählte
    die abgegebenen Stimmen aus. Die Wähler hatten sich dafür
    entschieden, die Dörfer nach Städten auf der Erde zu
    benennen. Alleinstehende Gebäude würden nach berühmten
    Persönlichkeiten benannt. Die Farmen, Gartenanlagen und
    andere offene Flächen sollten nach irdischen Naturwundern
    oder Gestalten aus der Mythologie benannt werden: Diese
    Wahl war so knapp ausgegangen, dass man keinen
    eindeutigen Sieger zu ermitteln vermochte.
    Das Telefon meldete einen Anruf von Morgenthau, und
    Holly wies den Computer an, den Anruf entgegenzunehmen.
    Morgenthaus Gesicht tauchte neben den Statistiken auf.
    »Haben Sie die Ergebnisse?«
    »Ja, alles ausgezählt«, sagte Holly mit einem Kopfnicken.
    »Dann senden Sie mir die Zahlen.«
    Holly warf einen Blick auf die Datenleiste des Telefons unter
    dem Bild des Anrufers und sah, dass Morgenthau von Eberlys
    Apartment aus anrief. Sie ärgerte sich darüber, dass
    Morgenthau bei Malcolm war und dass er sie nicht auch
    eingeladen hatte. Dann muss ich mich eben selbst einladen,
    sagte sie sich.
    »Ich muss sie zuerst an Professor Wilmot schicken«, sagte
    sie. »Das ist der Dienstweg.«
    »Schicken Sie sie auch gleich zu mir«, sagte Morgenthau.
    »Wenn ich das tue«, erwiderte Holly, »wird mein Verstoß
    gegen den Dienstweg elektronisch registriert. Aber ich könnte
    Ihnen persönlich ein Exemplar vorbeibringen«, fuhr Holly fort,
    ehe Morgenthau die Stirn zu runzeln vermochte.
    Zuerst erschien ein wissender Ausdruck in Morgenthaus
    teigigem Gesicht, und dann erschien ihr Grübchenlächeln:
    »Sehr gut, Holly. Das ist eine gute Idee. Bringen Sie mir die
    Ergebnisse. Ich bin in Dr. Eberlys Quartier.«
    »Ich werde sofort da sein«, sagte Holly.
    Holly hatte Eberlys Apartment kaum betreten, als sie auch
    schon die Spannung spürte, die in der Luft lag; der Raum war
    mit Emotionen schier geladen. Morgenthau, Vyborg und
    Kananga waren da: Holly bezeichnete sie insgeheim als das
    Nilpferd, die Schlange und den Panther, aber diese tierischen
    Attribute waren mitnichten humorvoll gemeint. Vor allem
    Kananga machte sie nervös mit seinem Blick ‒ wie eine
    Raubkatze, die ihre Beute verfolgte.
    Eberly war nirgends zu sehen, doch bevor Holly sich noch
    nach ihm zu erkundigen vermochte, betrat er den Raum und
    lächelte sie an. Die Spannung, die sie spürte, löste sich auf wie
    ein Morgennebel im warmen Sonnenlicht.
    »Holly«, sagte er und kam mit ausgestreckten Armen auf sie
    zu. »Es ist schon eine halbe Ewigkeit her, seit wir uns das
    letzte Mal gesehen haben.«
    »Mal …«, hob sie an und korrigierte sich dann. »Dr. Eberly.
    Ich freue mich, Sie wieder zu sehen.«
    »Holly hat uns die Wahlergebnisse gebracht«, sagte
    Morgenthau.
    »Schön«, erwiderte Eberly. »Das haben Sie gut gemacht,
    Holly.«
    Holly zog den Palmtop aus der Tasche ihres Gewands und
    projizierte die Auszählungsergebnisse auf eine der kahlen
    Wände des Wohnzimmers.

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