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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Sie sah, dass Malcolm überhaupt
    keine persönlichen Gegenstände im Apartment hatte. Es
    mutete genauso leer und kahl wie sein Büro an.
    Dann studierten die fünf stundenlang die Wahlergebnisse
    und pflückten sie auseinander wie Pathologen, die einen
    Leichnam sezierten, um festzustellen, was die betreffende
    Person vom Leben zum Tode befördert hatte.
    Kananga verschwand für eine Weile in der Küche und stellte

dann zu Hollys Überraschung ein Tablett mit belegten Broten
    und Getränken auf die Arbeitsplatte, die die Küche vom
    Wohnzimmer trennte. Eberly verbiss sich förmlich in die
    Statistik und versuchte die Wahlergebnisse nach Alter, Beruf
    und Ausbildung zu analysieren. Er wollte bis hinunter zum
    einzelnen Wähler wissen, wer weshalb wofür gestimmt hatte.
    Vyborg hing das aufgeknöpfte Gewand lose um die
    schmalen Schultern. Er rieb sich die Augen und nahm ein
    Sandwich vom Tablett.
    »Die Wissenschaftler haben mehr oder weniger ›en bloc‹
    abgestimmt«, sagte er und wedelte mit dem Sandwich in der
    Hand herum. »Das ist erstaunlich.«
    »Wieso sind Sie erstaunt?«, fragte Morgenthau. Sie hatte ein
    Sandwich angebissen und es dann auf dem Kaffeetisch liegen
    lassen. Holly fragte sich, wie sie ihre Körperfülle bewahrte,
    wenn sie so wenig aß.
    »Wissenschaftler sind Streithammel«, sagte Vyborg. »Sie
    streiten sich immer wegen irgendetwas.«
    »Über wissenschaftliche Themen«, sagte Eberly. »Aber ihre
    Interessen sind andere. Sie haben ›en bloc‹ gewählt, weil sie alle
    die gleichen Interessen und Standpunkte haben.«
    »Das könnte ein Problem werden«, sagte Kananga.
    Eberly schaute wissend. »Glaube ich nicht. Wir brauchen uns
    keine Sorgen zu machen.«
    Holly verfolgte fasziniert ihre Überlegungen und ließ den
    Blick von einem zum andern wandern, während sie die
    Wahlergebnisse mit chirurgischer Präzision analysierten. Sie
    wurde sich bewusst, dass Morgenthau die Umfrage so
    konzipiert hatte, dass sie auch Angaben zur Abteilung
    enthielt, in der der Wähler arbeitete und zur beruflichen
    Tätigkeit des Wählers. Wenn an der Wahl etwas geheim war,
    sagte Holly sich, dann waren es die Namen der Wähler. Im
    Übrigen enthielt jede Wahlurne genügend Informationen für
    eine detaillierte statistische Analyse.
    »Wir werden ein Gegengewicht gegen sie brauchen«, sagte
    Vyborg mit vollem Mund.
    »Gegen die Wissenschaftler?«, fragte Kananga.
    »Ja«, sagte Eberly unwirsch. »Das ist bereits veranlasst
    worden.«
    Morgenthau schaute Holly wieder mit diesem wissenden
    Blick an. »Was ist eigentlich mit Ihrem Bekannten, diesem
    Stuntman?«
    Holly blinzelte überrascht. »Manny Gaeta?«
    »Ja«, sagte Morgenthau. »Er hatte doch Probleme mit den
    Wissenschaftlern, oder?«
    »Er will zur Titanoberfläche hinunter, aber sie wollen das
    erst erlauben, wenn…«
    »Die Titanoberfläche?«, unterbrach Eberly sie. »Wieso gerade
    dorthin?«
    »Er vollführt spektakuläre Stunts und verkauft dann die VR
    ‒Rechte an die Netze«, erläuterte Holly.
    »Auf der Erde ist er äußerst populär«, führte Morgenthau
    aus. »Ein umjubelter Videostar.«
    »Ein Stuntman«, sagte Vyborg spöttisch.
    »Und er liegt mit den Wissenschaftlern im Clinch?«, fragte
    Eberly.
    »Sie befürchten, dass er die Lebensformen auf dem Titan
    kontaminieren würde«, sagte Holly. »Dr. Cardenas versucht,
    ihm zu helfen…«
    »Cardenas?«, fragte Vyborg schroff. »Die Nanotech-
    Expertin?«
    »Richtig.«
    »Wie gut kennen Sie diesen Stuntman eigentlich?«, fragte
    Eberly.
    Holly verspürte einen Gewissensbiss. »Wir sind gute
    Freunde«, sagte sie schnell.
    »Ich möchte ihn kennen lernen«, sagte Eberly. »Holly.
    arrangieren Sie es als einen gesellschaftlichen Anlass. Ich
    möchte mit Ihnen beiden zu Abend essen. Laden Sie Cardenas
    auch ein. Dann wären wir zu viert.«
    Holly versuchte die Emotionen zu unterdrücken, die gegen
    sie anbrandeten. Mein Gott, sagte sie sich, nun komme ich
    endlich zu einem Abendessen mit Malcolm, aber ich soll
    ausgerechnet den Typen mitbringen, mit dem ich schlafe!
    312 Tage bis zur Ankunft
    Von den zwei Restaurants im Habitat war das ›Nemo‹ quasi
    das Szene-Restaurant. Wo das Bistro klein und ruhig war und
    die meisten Tische ohnehin auf die Wiese ausgelagert waren,
    protzte das ›Nemo‹ mit einem gediegenen Ambiente. Das im
    Stil eines Unterseeboots eingerichtete Restaurant hatte
    gewölbte kahle Metallwände und große Bullaugen, die
    spektakuläre holografische Unterwasserszenen

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