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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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Kollegen.
    Heute Abend wollte er Valerie endlich fragen, ob sie sich vorstellen könnte, mit ihm … Gegen 16 Uhr rief er sie an.
    »Oh, tut mir leid«, rief Valerie, »heute Abend gehe ich mit Lorenz essen. Aber wie wärs mit morgen?«
    »Klar, morgen geht auch«, gab Beat zurück, »kein Problem.«
    Aber es war natürlich ein Problem. Hoffentlich hatte sie es seinem Tonfall nicht angemerkt, wie enttäuscht er war. Augenblicklich verlor er jede Lust auf diesen Abend, der nun endlos vor ihm lag. Was ist bloß mit dir los, fragte er sich. Normalerweise genoss er freie Abende allein zu Hause. Er kochte sich etwas, hörte Musik dazu, mit Vorliebe Country oder Jazz, trank ein paar Bier, legte dann eine DVD ein oder machte es sich mit einem Buch auf dem Sofa bequem. Vor Kurzem hatte er sich den neuen Roman von Arnaldur Indridason gekauft, mit dem schweigsamen Kommissar Erlendur. Aber heute lockte ihn gar nichts. Er ordnete Papierstöße und kritzelte überflüssige Notizen auf einen Block, weil er sich nicht dazu überwinden konnte aufzubrechen. Es war schon nach 19 Uhr, als er auf die Straße trat. Er drückte kurzerhand einem Bettler die Tüte mit den Einkäufen in die Hand. Er warf einen Blick durch die Glasscheibe eines Restaurants, das voll war mit Leuten, die zu Abend aßen. Es wurde ihm bewusst, dass er nach Valerie Ausschau hielt. Das war sehr dumm. Und doch – wo konnte sie sein? Wohin war der Quacksalber mit ihr gegangen? Und mit welchen Hintergedanken, dieser Drecksack? Worüber unterhielten sie sich? Wärmten sie romantische Erinnerungen auf? Wie war Valerie angezogen? Sie würde doch wohl nicht das weinrot-olivgrün gemusterte Teil tragen, in dem sie so schön aussah? Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte Beat den Weg zu einem Lokal eingeschlagen, in dem sie ab und zu zusammen aßen. Er schämte sich und doch öffnete er die Tür und schaute hinein. Natürlich waren sie nicht da. Hör auf, dachte er, du Idiot. Er setzte sich an die Bar und bestellte ein Bier. Gedanken kreisten in seinem Kopf. Warum war er nur so verunsichert, bloß weil Valerie einmal mit einem anderen ausging? Das hatte doch nichts zu bedeuten. Valerie hatte nie angetönt, dass sie nicht glücklich war mit ihm, im Gegenteil, sie strahlte, wenn sie ihn sah, sie erzählte ihm, was sie tagsüber erlebte, sie hatte Pläne, wohin sie ihn in den Ferien entführen wollte, und wenn sie in der Stimmung war, ihn zu verführen, dann tat sie das, egal, ob es mitten in der Nacht oder am frühen Nachmittag war. Aber sie konnte sich ihm auch entziehen. Er war sich nicht sicher, wie viel er nicht von ihr wusste. Er war auch nicht sicher, wie tief ihre Gefühle für ihn waren. Sicher war er für sie ein anregender Gesprächspartner, ein guter Liebhaber, eine Begleitung für Unternehmungen – aber vielleicht war er auch zu ersetzen? Eine angenehme Variante aus einem breiten Angebot weiterer angenehmer Varianten? Sie war fröhlich, lebhaft, selbstständig. War sie vielleicht auch ein bisschen oberflächlich, unfähig, sich auf einen anderen Menschen tief einzulassen? Beat wechselte das Lokal. Eine andere Bar, ein weiteres Bier. Nur die Gedanken waren die gleichen. War Stucki ihre große Liebe gewesen und alles, was danach kam, er, nur ein Abglanz davon? An einem Grillstand im Niederdorf bestellte er ein Käseküchlein. Das tat er nur noch selten, seit er zehn Kilo abgenommen hatte. Früher hatte er ab und zu an diesem Grillstand eine kurze Mittagspause verbracht oder vor dem Nachhausegehen eine fettige Wurst gegessen, wenn er keine Lust hatte zu kochen. Seit er mit Valerie zusammen war, ernährte er sich gesünder. Er beobachtete die vorübergehenden Leute, Touristen, Alkis, Jugendliche aus den Vorortgemeinden, die es am Wochenende in die Stadt zog, eine bunte Mischung von Menschen, für die das Wochenende begonnen hatte.
    »Beat!«
    Diese Stimme kannte er doch.
    »So ein Zufall. Ewig her, seit wir uns gesehen haben.«
    Anikó. Ausgerechnet. Seine frühere Freundin. Es war Jahre her, seit sie sich zuletzt über den Weg gelaufen waren. Sie hatten sich seinerzeit getrennt, weil sie es nicht akzeptieren konnte, dass er zur Polizei gegangen war. Natürlich war sie, wie er, 20 Jahre älter geworden. Ihre Haare waren immer noch pechschwarz – oder vielleicht eher wieder. Der Kontrast zu ihrer hellen Haut war jetzt zu hart, machte sie älter. Etwas zugenommen hatte sie, aber sie war, wie früher, eine gut aussehende Frau. Ob sie immer noch so kämpferisch

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