Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)
sprechen darf. Er hat auch nicht wirklich gebeichtet, eher hat er … das Gespräch gesucht.«
»Ich kannte ihn eine ganze Reihe von Jahren und hätte schwören können, dass Robert Atheist war.« Schredder klang noch immer entrüstet.
Altschneider lächelte milde. Das war wohl seine Methode, erkannte Kim, immer lächeln und so tun, als wäre er freundlich, selbst wenn er daran dachte, Schweine auf den Grill zu legen. »Nun, ich darf wohl sagen, dass er sich der Kirche wieder angenähert hat. So sprach er bei unserer letzten Unterredung von einer beträchtlichen Schenkung, die er unserer Gemeinde in den nächsten Tagen machen wollte. Nun, ich hoffe, er konnte diese gute Tat noch in die Wege leiten.«
Der Apparat, den Schredder immer noch in der Hand hielt, schrillte unangenehm, doch er achtete nicht darauf. »Er wollte Ihnen etwas schenken – etwa ein Bild? Hat er von einem Bild gesprochen? Vielleicht seine letzte Arbeit, ›Die Frau auf dem Seelenfriedhof‹. Der Beginn seiner spirituellen Phase, wie er mir am Telefon erklärt hat.«
Altschneider hob die rechte Hand und machte eine weit ausholende Bewegung. Sein Blick glitt über Kim hinweg, und sein Lächeln wurde noch tiefer. »Eigentlich hat er nicht von einem Bild gesprochen. Vielmehr war von einer beträchtlichen Summe und diesem Anwesen die Rede.«
Schredder lachte so laut auf, dass Kim zusammenzuckte. Als sie eine Bewegung hinter sich wahrnahm, drehte sie sich um. Doktor Pik war herangekommen und hörte ebenfalls zu. Bis auf Brunst, der sich wahrscheinlich gar nicht von dem Gemüsegarten trennen konnte, waren auch die anderen auf die Wiese zurückgekehrt.
Altschneider hörte nicht auf zu lächeln, obwohl Schredder mittlerweile wieder ernst geworden war – viel ernster als zuvor, wenn Kim seine Miene hinter der Sonnenbrille richtig deutete.
»Sie belieben zu scherzen, Herr Pfarrer«, sagte er und nestelte an seiner Sonnenbrille herum. »Wissen Sie, wer Robert Munk war? Er war einer der größten Künstler dieses Jahrhunderts. Man kann ihn mit van Gogh, Picasso oder Klee vergleichen. Aus diesem Anwesen wird ein Museum, eine Wallfahrtsstätte … Robert mag sich in letzter Zeit merkwürdig verhalten haben, aber niemals hätte er das alles der Kirche vermacht. Absurd!«
Kim schreckte auf. Da war es gewesen – das Wort, das sie vergessen hatte. Klee? Hatte Munk nicht von Klee gesprochen, das letzte Wort, das über seine Lippen gedrungen war? Dieses Wort musste sie unbedingt im Gedächtnis behalten.
Sie wandte sich kurz ab, wiederholte das Wort in ihrem Kopf. Klee – grünes, saftiges Futter.
Die nächsten Worte, die Schredder sprach und bei denen sich sein Gesicht beträchtlich verdüsterte, bekam sie deshalb nicht mit.
Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Männer richten konnte, war Altschneider an der Reihe.
»Mag sein«, sagte er, nun eine Spur weniger freundlich, »aber bis wir diese Frage geklärt haben, sollte es Ihnen besser nicht einfallen, etwas aus dem Haus mitzunehmen. Das könnte sich als Diebstahl am Eigentum Gottes herausstellen.«
Schredder lachte wieder. »So ist die Kirche, versucht sich alles unter den Nagel zu reißen – Betrüger allesamt.« Er schob sich seine Sonnenbrille ins Haar und blickte zur Wiese, als wollte er sich Kims Zustimmung einholen. Sie tat, als hätte sie seinen Blick nicht bemerkt. Überhaupt wurde ihr das Ganze zu kompliziert. Ihre Müdigkeit kehrte zurück. Schlafen, dachte sie, ich muss endlich schlafen.
Aber da rollte ein weißer Wagen auf den Hof – mit eingeschalteten Scheinwerfern.
Das Nickerchen musste wohl noch eine Weile warten.
Kroll und Ebersbach stiegen im selben Moment aus, doch während Kroll sich umsah, als müsste er sich erst orientieren, watschelte Ebersbach, ohne auf die beiden anderen Männer zu achten, geradewegs auf die Wiese zu.
Er trug keine Jacke mehr, sein Hemd war nass, so als hätte er sich auch in einem Wasserloch gewälzt. Schnaufend baute er sich am Zaun auf und starrte Kim an. Er wischte sich über die Stirn. Argwohn lag in seinem Blick – Argwohn und Mordlust. Ja, als hätte er am liebsten eine Waffe genommen und … Kim wollte nicht weiterdenken. Sie wagte nicht einmal, sich zu rühren.
»Kroll!«, stieß Ebersbach kurzatmig hervor. »Da ist dieses Schwein! Wie kommt dieses Schwein hierher?«
Kroll schritt eilig an seine Seite, wobei er beinahe über einen Pflasterstein, der ein wenig hervorragte, gestolpert wäre. Zwei große Tropfen hingen in seinem
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