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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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vorbeizustürmen.
    »Was tust du denn hier?«, rief sie Lunke zu, nicht besonders freundlich, wie sie selbst bemerkte.
    »Dachte, es wäre nicht schlecht, wenn ich ein Auge auf euch habe«, erklärte er ruhig und grinste kurz. »Es waren zwei Männer. Habe sie beide erwischt, aber der eine ist leider entkommen. Der Feigling ist geradewegs in den Wald abgehauen.«
    Der Mann auf dem Boden versuchte sich aufzurichten, doch da stieß Lunke noch einmal zu. Dann drehte er sich um und preschte von dem gleißend hellen Hof davon.
    »Wir sehen uns!«, glaubte Kim als seine Abschiedsworte zu verstehen.
    Nachdem er im Dickicht neben der Zufahrtsstraße verschwunden war, wandte Kim sich zu dem Mann um, dem sich Dörthe mit ihrer Bratpfanne in der Hand bis auf zwei Schritte genähert hatte.
    Kim kniff die Augen zusammen, um auszuschließen, dass sie sich irrte. Sie kannte den Burschen – es war der Junge, der bei Kaltmann gearbeitet und mit einem scharfen Messer tote Schweine in Stücke geschnitten hatte.
     
    Dörthe war wirklich zu bewundern. Das Licht fiel auf ihr rotes Haar, ihr Gesicht war ernst und drückte Entschlossenheit aus, wie sie den Jungen im Blick behielt. Sie legte auch die Bratpfanne nicht ab, um jeden Moment zuschlagen zu können, falls es nötig sein sollte.
    Der Junge versuchte aufzustehen, aber sein Bein gab immer wieder unter ihm nach. Blut sickerte durch den Stoff seiner Hose. Keine Frage, Lunke hatte ihn nicht geschont.
    »Sie bleiben hier, bis die Polizei kommt!«, stieß Dörthe energisch hervor. »Was wollten Sie überhaupt hier?«
    Der Junge fluchte, als er wieder auf den Boden sank. Mit ängstlichen Augen wandte er sich Dörthe zu. Die Ähnlichkeit mit Kaltmann war wirklich frappierend – derselbe Stoppelschnitt, eine ähnlich rosige Haut im Gesicht, und er roch auch so widerwärtig wie der Schlächter. Kein Wunder, bei all dem rohen Fleisch, das sie jeden Tag zerlegten. Und hatte er nicht sogar »Vater« zu Kaltmann gesagt?
    Der Junge hob die Hand, seine Augen schienen sich zu weiten. »Das Schwein da?«, sagte er. »Ist das auch so gefährlich?«
    Kim meinte für einen Moment, Lunke sei vielleicht zurückgekehrt. Sie drehte den Kopf, doch da war niemand. Der Junge hatte auf sie gezeigt – sie sollte das gefährliche Schwein sein! Ein Gedanke, der sie überraschte und ihr gleichzeitig gefiel.
    »Ich kann für nichts garantieren«, sagte Dörthe vollkommen ernst. »Wir haben keine Hunde, bei uns halten Schweine Wache. Einen besseren Schutz gibt es nicht.«
    Der Junge sank kraftlos zu Boden. An seiner rechten Hand klebte ebenfalls Blut. Er begann wieder zu wimmern. »Ich wollte niemandem etwas tun«, sagte er leise vor sich hin. »Ich wollte nur ein Bild, irgendein Bild – wegen der Schulden. Vielleicht hätte man es gar nicht bemerkt bei den vielen Bildern, die da rumstehen.«
    Durch die Nacht hallte eine Sirene heran. Dann entdeckte Kim einen hellen Schatten, der sich näherte. Ein Wagen kam auf der Straße angerast, auf dem Dach ein blaues, rotierendes Licht. Kim hatte das unbestimmte Gefühl, dass es Zeit war, sich zurückzuziehen. Am liebsten hätte sie Dörthe noch irgendwie mitgeteilt, dass ein zweiter Mann an dem Einbruch beteiligt war, aber vermutlich war sie klug genug, das selbst herauszufinden.
    Wahrscheinlich ist der andere Kaltmann gewesen, dachte Kim. Der Junge und sein Vater – das sah den beiden Schlächtern ähnlich.
    Zwei Polizisten in Uniform sprangen aus den Türen, nachdem der Wagen mit quietschenden Reifen auf dem Hof angehalten hatte.
    »Ist das der Einbrecher?«, fragte der Ältere, der einen grauen Schnauzbart hatte, während er mit gezogener Waffe auf Dörthe zueilte. So eine Pistole hatte auch Kroll in der Hand gehabt.
    Der andere, der deutlich jünger war, verharrte mitten in der Bewegung. »Und was macht dieses Schwein hier?«, rief er. »Hat das Schwein den Mann verletzt?«
    Dörthe drehte sich zu Kim um und blinzelte ihr zu. »Das ist die kluge Kim, mein Wachschwein«, sagte sie. »Sie hat niemanden verletzt – noch nicht.«
     
    Warum wollte ein Mensch ein Bild stehlen? Was war das Besondere daran, wenn einer etwas malte, was auf einem Bild ganz anders aussah als in Wirklichkeit? Kim nutzte die Gelegenheit, auf dem Weg zurück in den Stall den Raum zu betreten, in dem Munk mit seinen Farben hantiert hatte. Sie tat es ganz vorsichtig, weil sie genau wusste, dass es verboten war. Munk war im Grunde ein freundlicher Mensch gewesen, aber hier hätte er Kim niemals

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