Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
Vom Netzwerk:
mehr zu sich selbst.
    »Ich habe ein wenig Angst, wenn ich ehrlich bin. Wer tut so etwas? Stößt Robert ein Messer in den Rücken?« Ihre Stimme zitterte leicht. »Es gibt wirklich Schweine unter den Menschen … nein, pardon, das darf man natürlich nicht sagen.« Dörthe lächelte entschuldigend und blickte Kim wieder an. »Hab’s nicht so gemeint. Manche Menschen haben einfach einen schlechten Charakter …«
    Sie griff in ihre Hosentasche und holte eine Schachtel Zigaretten hervor. Sie zog eine heraus und steckte sie sich umständlich an. Kim mochte den Geruch zwar nicht, aber nun, da sie wieder da war, hätte Dörthe sich sogar eine ganze Schachtel auf einmal anstecken können, ohne dass es sie gestört hätte.
    »Ach je«, sagte Dörthe dann und blickte dem Rauch nach. »Ich sollte das nicht tun – eine Zigarette nach der anderen rauchen. Ist ungesund.« Sie blickte über Kim hinweg. »Da ist noch etwas anderes. Ich weiß gar nicht, was ich tun soll. Ich bin schwanger – dritter Monat. Weiß nicht mal, wer der Vater ist – Robert oder Michelfelder, der verdammte Lügner.« Sie stieß wieder den Rauch aus, lachte dabei gezwungen und begann zu husten.
    Kim blickte sie mitleidig an. Anscheinend nahmen die Schwierigkeiten kein Ende. Andererseits – sie hatte ihren Vater auch nie kennengelernt. Eine starke Mutter war viel wichtiger.
    »Keine Ahnung, was ich nun tun soll«, wiederholte Dörthe, nachdem sie ihren Husten unter Kontrolle gebracht hatte. Sie fuhr sich durch ihr wildes rotes Haar. »Vielleicht behaupte ich einfach, das Kind sei von Robert. Dann bleiben wir alle hier. Ich verkaufe nach und nach seine Bilder, und mein Kind wächst mit lebendigen Schweinen auf statt mit toten wie ich früher. Wäre doch kein schlechtes Leben, und Michelfelder schicke ich in die Wüste.«
    Kim rieb ihren Rüssel wieder an Dörthes Bein. Ja, eine schöne Vorstellung, so zu leben, obwohl sie keine Ahnung hatte, wo diese Wüste für Michelfelder sein sollte, und wenn es ihnen dann noch gelänge, ein angeberisches wildes schwarzes Schwein aufzunehmen …
    Plötzlich fuhr ein lautes Schrillen durch die Nacht, das Kim erst einmal gehört hatte, aber da hatte es viel leiser geklungen. Es war außerdem Tag gewesen, und sie hatte bei Sonnenlicht mit den anderen auf der Wiese gestanden.
    Auch Dörthe zuckte zusammen. Sie sprang vom Gatter und riss dabei wohl aus Versehen die Tür zum Pferch auf.
    »Die Alarmanlage!«, rief sie voller Panik. »Da versucht jemand, ins Haus einzubrechen!«
     
    Kim jagte Dörthe nach, durch die Tür, einen schmalen Gang hinunter, der ganz rutschig war, ins Haupthaus. Hier war sie noch nie gewesen. Eine Vase war im Weg und zerbrach mit lautem Getöse, aber das kümmerte niemanden. Dörthe hatte alle Lichter angeschaltet und einen großen, runden Gegenstand in die Hand genommen, mit dem sie sich anscheinend verteidigen wollte. Sie war wirklich mutig. Gebückt schlich sie zum Eingang. Dann fiel ihr jedoch etwas anderes ein, und sie zog einen kleinen Apparat hervor, in den sie hineinsprach.
    Kim konnte nur die Worte »Polizei« und »schnell« verstehen, denn noch immer schrillte die Alarmanlage. Es tat mächtig in den Ohren weh, und ihr Herz raste wie verrückt. Am liebsten wäre sie zurückgelaufen – zu dem weisen Doktor Pik und den anderen, aber dann hätte Dörthe hier allein gestanden.
    Sie kam an Munks großem dunklem Atelier vorbei, aus dem es ekelhaft roch, und ihr Rüssel legte sich unwillkürlich in Falten.
    Dann war sie neben Dörthe an der Eingangstür, die einen Spalt offen stand.
    Dörthe griff zu einem Schalter, und das Kreischen erstarb. Das heißt, es klang noch eine Weile in den Ohren nach, aber irgendwann war es verschwunden. Sie lauschten gemeinsam, dann versetzte Dörthe der Tür einen Stoß, so dass sie langsam aufglitt.
    Kim roch es, bevor sie es sah.
    Aber das konnte nicht sein!
    Was machte er da? Er roch nach dem See im Wald, nach Moder und frischem Gras.
    Der Hof war hell erleuchtet, und Lunke stand im grellen Licht, den Kopf hoch erhoben.
    Kim sah, dass er die Augen zusammenkniff und am liebsten die Flucht ergriffen hätte.
    Vor ihm am Boden lag eine Gestalt, die sich hin und her wälzte und sich leise wimmernd das Bein hielt. Offensichtlich hatte Lunke kurz und heftig mit seinen Eckzähnen zugeschlagen.
    Dörthe brauchte augenscheinlich einen Moment, um die Szene zu erfassen, die sich ihr da bot. Kim hörte, wie sie nach Luft schnappte, und nutzte die Gelegenheit, um an ihr

Weitere Kostenlose Bücher