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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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Team – du und ich. Ich rede mit Helga und verschaffe dir ein Engagement am Staatstheater, und du … Ein verdammtes Bild würde ausreichen, um meinen ganzen Wahlkampf zu finanzieren, und wenn ich erst im Landtag sitze, dann lasse ich mich scheiden, und wir …«
    Er blickte zu dem dunklen Fenster hinauf, als wartete er darauf, dass es wieder geöffnet würde.
    Genau das aber würde Dörthe nicht tun, so viel wusste Kim mit absoluter Sicherheit. Sie hob den Rüssel und sog den Geruch des Mannes ein; er roch nach Bier, nach Leder und nach etwas anderem – nach Lüge. Ohne Zweifel, Michelfelder war ein Mann, mit dem Dörthe ganz bestimmt nie glücklich werden würde.
    Als Kim einen leisen Grunzer ausstieß, zuckte er zusammen und blickte ängstlich über die Wiese, ohne sie jedoch zu entdecken.
    »Ist da wer?«, rief er ängstlich.
    Kim grunzte erneut, diesmal lauter und so tief sie konnte. Fast gelang es ihr, wie ein leicht gereizter Lunke zu klingen.
    Lächelnd beobachtete sie den Mann. Er eilte zu seinem Wagen, warf einen letzten Blick zu Dörthes dunklem Fenster hinauf und fuhr davon.
    Dann fiel Kim das Kind ein, von dem Dörthe gesprochen hatte. War dieser Mann etwa der Vater? Da hatten es Schweine doch besser – bei ihnen spielten Väter keine Rolle. Man konnte sie getrost vergessen.

14
     
    Manchmal, im Schlaf, erinnerte sie sich an ihre Mutter. Paula hatte stets eine ungeheure Sanftmut an den Tag gelegt, auch wenn sich acht gierige Ferkel um ihre Zitzen gedrängt hatten. Für Kim hatte es nie einen Zweifel daran gegeben, dass sie der Liebling ihrer Mutter gewesen war – die Art, wie Paula sie angesehen oder wie sie ihr zart mit dem Rüssel über den Kopf gestrichen hatte, waren eindeutige Zeichen. Dann jedoch hatte sie von einem ihrer vorwitzigen Brüder erfahren, dass auch jedes der sieben anderen Ferkel dieser Meinung gewesen war. Ihre Mutter hatte stets wunderbar nach Milch gerochen, und außerdem hatte sie Geschichten erzählt. Sie war offenbar viel herumgekommen, nicht so viel wie Doktor Pik und dessen Wanderzirkus, aber sie hatte auf mindestens vier Bauernhöfen mit vielen anderen Schweinen gelebt – so genau wusste sie das selbst nicht mehr. In der Nacht, bevor sie abgeholt worden war, hatte ihre Mutter erklärt, dass jeder von ihnen viele gute Gründe hatte, Stolz darüber zu empfinden, als Schwein geboren zu sein. »Es gibt nicht viele Wesen, die so klug sind wie wir – wir können besser riechen als die meisten Hunde, wie Katzen sehen wir auch in der Nacht, wir finden immer etwas zu fressen und zu trinken, und wir wissen, wie man sich verteidigt. Sogar manche Menschen wissen unseren Wert zu schätzen – nicht diese Schweinefresser, aber die anderen, die mehr von unserer Welt und den Anderwelten verstehen. Sie wissen, dass wir Glück bringen, wenn man uns gut behandelt.« Dann begann sie in vielen farbenprächtigen Worten zu erzählen, dass es Menschen gab, die Schweine verehrten, die sie auf einen Thron setzten und anbeteten. Kim hatte sich das damals nicht vorstellen können, aber eines hatte sie durch die Worte ihrer Mutter begriffen: dass sie nie ihren Stolz verlieren würde und dass sie darauf zählen konnte, etwas herauszufinden, wenn sie nur lange genug darüber nachdachte.
    Und vielleicht, nein, ganz sicher würde sie in Erfahrung bringen, wer Munk ermordet hatte. Sie musste sich nur richtig anstrengen und alles gut durchdenken.
    Im Traum sah sie wieder den Schatten in der Tür stehen. Einen Moment hatte er da verharrt, während Munk vor ihren Hufen lag, ein letztes Wort flüsterte, die rechte Hand ausstreckte und starb. Wie hatte der Schattenmann in der Tür genau ausgesehen? Oder war es vielleicht eine Frau gewesen? Hatte das fahle Licht aus dem Korridor hinter ihr sie nur ein wenig unförmiger wirken lassen?
    Sosehr Kim sich auch bemühte – sie bekam das Bild in ihrem Kopf nicht mehr zusammen.
    Plötzlich schrak sie auf. Sie war erwacht. Der diffuse Traum war längst verflogen, aber vor ihr, in dem Gang zum Wohnhaus stand jemand – ein Schatten, genau wie in der Nacht, in der Munk …
    Kim kniff die Augen zusammen und atmete ganz vorsichtig ein und aus.
    Der Schatten bewegte sich nicht – er hatte einen Kopf, breite, mächtige Schultern und war recht groß, viel größer als Dörthe.
    Die anderen hinter ihr schliefen noch tief und fest, nur Doktor Pik wälzte sich herum und schnaubte einmal, wie er es immer tat, bevor er endgültig erwachte. Es war bereits hell draußen, aber der

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