Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)
fiel Kim dann auf, die sich an der offenen Tür zur Wiese postiert hatte, er will dem falschen Munk das Gefühl geben, eingesperrt zu sein.
»Sehen Sie sich an, wo Ihr Bruder gestorben ist? Ja, genau an der Stelle, wo Sie jetzt stehen, hat er seinen letzten Atemzug getan. Ein elender Tod – mit einem Messer im Rücken bei den Schweinen zu sterben. Finden Sie nicht auch?«
Der falsche Munk nickte. Seine Schultern waren nach vorne gesunken.
Dass Kroll sich im Hintergrund hielt, registrierte Kim mit einem Blick von der Seite. Auf seiner Stirn leuchtete ein weißes Pflaster. Also hatte Lunke ihn doch erwischt. Kim verkniff sich ein Lächeln. Mit düsterer Miene blickte Kroll zu ihr herüber, dann nahm er eine Hand hoch und biss in etwas hinein. Er hielt eine lange Wurst zwischen den Fingern. Kim hörte das Knacken, als Kroll seine Zähne in das Fleisch bohrte, und spürte einen Schauder. Dieser Widerling! Als hätte er ihre Angst erkannt, richtete Kroll die Wurst wie eine Waffe auf sie und schnalzte mit der Zunge. Kim hielt die Luft an. Das war eindeutig eine Drohung! Offenbar hatte er doch bemerkt, dass Lunke gestern Abend nicht allein am Schuppen gewesen war. Im nächsten Moment segelte die Wurst in einem hohen Bogen vor ihre Füße, doch sie schaffte es, mit keiner Borste zu zucken und so zu tun, als hätte sie es nicht bemerkt.
»Lass doch den Unsinn, Kroll!«, sagte Ebersbach und wandte sich rasch zu seinem Gehilfen um.
Kroll lächelte, ohne den Blick von Kim zu wenden. »Ich wollte dem Schwein nur klarmachen, wie seine Zukunft aussieht. Wird nicht mehr lange dauern, bis die kleine Sau im Schlachthaus hängt. Man sollte schon mal anfangen, sie zu mästen.«
Ebersbach richtete seine Augen wieder auf den zweiten Munk.
Kim war so aufgewühlt, dass sie seine nächsten Worte nicht mitbekam. Am liebsten wäre sie auf die Wiese geflohen, aber dann wandte sie sich nur ab, um Krolls Blick zu entgehen, und verharrte in der Tür.
»Sie haben damals Ihren Bruder beschuldigt, den Mord an Ihrer Frau begangen zu haben«, fuhr Ebersbach fort. »Ist das richtig?«
Es dauerte einen Moment, bis der falsche Munk antwortete. Zuerst stieß er die Luft aus – ungeduldig und verärgert. Sein Geruch veränderte sich. »Das wissen Sie doch alles, Herr Hauptkommissar Ebersbach. Sie haben damals doch auch zu den Ermittlern gehört.«
Ebersbach schnaubte. »Ich habe die meiste Zeit im Krankenhaus gelegen – schwere Gehirnerschütterung, weil ein Verdächtiger mich angegriffen hat. Schon vergessen?«
Der falsche Munk sagte nichts darauf. Kim hörte lediglich, wie er mit den Füßen scharrte und wie Doktor Pik herzhaft gähnte. Brunst schnaubte leise, und sein Rüssel zuckte. Vermutlich hatte er im Schlaf die Wurst gerochen.
»Aber wir sind nicht gekommen, um über alte Zeiten zu plaudern«, sagte Ebersbach in einem sehr selbstsicheren Tonfall. »Schließlich haben Sie Ihre Strafe abgesessen. Wir haben eine ganz andere Frage. Wann genau sind Sie entlassen worden?«
»Vor einer Woche«, erwiderte Munk so leise, dass es kaum zu verstehen war.
»Nicht vor vier Tagen?« Ebersbach machte eine bedeutungsvolle Pause. »Haben Sie uns gestern nicht weismachen wollen, Sie wären vor vier Tagen aus dem Gefängnis gekommen?«
»Ich war noch woanders«, erwiderte Munk. Kim hörte, dass er in Richtung Gatter ging und versuchte, es zu öffnen, doch Ebersbach wich nicht zur Seite.
»Wo waren Sie in der Zeit seit Ihrer Entlassung aus dem Gefängnis?«, fragte Ebersbach streng.
»In einer kleinen Pension, fünfzehn Kilometer entfernt von hier«, antwortete Munk, dessen Stimme nun wieder lauter klang.
»Und was haben Sie da gemacht?«
»Ich habe darüber nachgedacht, wie ich meinen Bruder bestrafen kann«, sagte der zweite Munk. »Er war der Mörder meiner Frau, aber das wissen Sie ja selbst. Schließlich muss ihm jemand von der Polizei geholfen haben. Wie hätte die Tatwaffe damals sonst in meinen Wagen gelangen können?«
Kim hörte hastige Schritte und wandte blitzschnell den Kopf. Kroll war neben Ebersbach gestürmt und versuchte, an dem dicken Kommissar vorbeizukommen. »Passen Sie auf, was Sie da sagen, Munk!«, rief er drohend. Das Pflaster auf seiner Stirn legte sich in Falten.
Ebersbach hob die linke Hand und schob Kroll ganz ruhig zurück. »Herr Munk«, sagte er. »Vor dem Mord hat Ihre Frau Sie dreimal wegen Körperverletzung angezeigt …«
»Sie hat alle Anzeigen zurückgezogen!«, rief Munk aufgebracht. »Das war seine Idee
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