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Sauberer Abgang

Sauberer Abgang

Titel: Sauberer Abgang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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wo finden wir sie?«
    »Find es raus, Will.« Julius nickte ihm zu. »Das ist dein Fachgebiet.«
    Will schüttelte den Kopf. Er wußte auch nicht, wo Jenny war. Und was sollte er sie fragen? Was ihr sagen? Daß wir ihren geliebten Leo für einen Doppelmörder halten?

10
    »Und warum ist dieser Saitz nicht gleich obduziert worden?« Gunter legte ihr seinen Bericht neben den Kaffeebecher, als ob er ihr einen Vorwurf machen wollte.
    »Also lag ich richtig?« Karen nickte zu Eva Daun hinüber, die ihr Tablett durch die ganze Kantine getragen hatte, nur um sich in ihrer Nähe niederzulassen. Wie konnte man nur so neugierig sein.
    Der attraktivste Rechtsmediziner, den sie kannte, und der es in ihren Augen auch dann war, wenn er, wie jetzt, professionell kühl blieb, seufzte. »Das Gleiche wie beim Kollegen Czernowitz. Kompression der Karotiden, zerstörter Larynx, und so weiter und so fort.«
    »Also erwürgt.«
    »Du sagst es.«
    Karen rührte in ihrem Kaffee. »Es gab keine äußerlichen Anzeichen für Gewalteinwirkung. Der Notarzt wollte uns nur Arbeit machen, du kennst ihn doch, Siggi Leitner.«
    »Der Notarzt hat sich wahrscheinlich gesagt, daß Herztod bei einem gesund wirkenden und offenbar nicht übergewichtigen Mann in so jungen Jahren keine wirklich plausible Diagnose ist.«
    Karen seufzte innerlich auf. Er hatte ja recht.
    »Wie gesagt, es gab nichts …«
    »Es ist wirklich eine Katastrophe in diesem Land.« Gunter blickte starr geradeaus und ballte die Fäuste. »Wir freuen uns jedes Jahr über die sinkende Zahl der Kapitalverbrechen und fragen uns nicht, ob das vielleicht auch daran liegt, daß die Dunkelziffer täglich steigt. Wer will denn noch wissen, wie viele alte Menschen von ihren Angehörigen umgebracht werden? Die Mörder können sich völlig unbeobachtet fühlen. Wenn nicht mehr obduziert wird …«
    Sie waren einer Meinung in diesem Punkt, schon immer gewesen. Viele gerichtsmedizinische Institute waren in den letzten Jahren geschlossen worden, die noch praktizierenden forensischen Abteilungen waren völlig überlastet, und wenn die Ermittlungsbehörden nicht furchtbar erpicht auf eine Untersuchung waren, fiel sie heutzutage flach. Ohne den Fall Thomas Czernowitz hätte man den Fall Saitz nicht wieder aufgerollt – und das auch nur, weil es eine Verbindung zwischen beiden gab, die Czerno nicht gut aussehen ließ.
    »Und findest du das in Ordnung, daß ihr bei euren eigenen Leuten Druck macht, aber andere Fälle schleifen laßt?« Gunters Lippen waren zusammengepreßt.
    »Du weißt doch, daß Aglaia alle Hände zu tun hatte. Wenn du dagewesen wärst …«
    »Ach! Und jetzt bin ich schuld?« Er lächelte immer noch nicht.
    »Quatsch!« Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt.
    Er legte die Hände um den Kaffeebecher und sah sie an. Dann versuchte er ein vorsichtiges Lächeln. »Erzähl«, sagte er. »Wenn du magst.«
    »Wir haben nicht den blassesten Schimmer, was die beiden Morde verbindet, und wir haben nicht den geringsten Hinweis auf den möglichen Täter.« Sie zählte alles auf, was sie wußte. Das plausibelste Motiv lag noch am ehesten in den Geldgeschäften, die Marcus getätigt hatte – zu Gunsten, unter anderem, von Thomas Czernowitz. Der Kredit, den er für Max Winter eingefädelt hatte, um dessen »Gattopardo« es angesichts der Summe, die im Spiel gewesen war, nicht zum besten zu stehen schien, war nicht mehr zustandegekommen. Und was Julius Wechsler mit alledem zu tun hatte, war noch unklar. Sicher war nur, daß Wechsler ebenso zum Freundeskreis des Toten gehört hatte wie Will Bastian, der ihn fand.
    Gunter stellte ein paar knappe Fragen und schwieg dann.
    »Sieht ganz so aus, als ob du auf einen dritten Toten warten müßtest.«
    Das war das Problem.
     
    Sie wagte nicht, ihn allzu innig anzusehen auf dem Weg zurück zum Büro. Er drückte ihr die Hand und sagte leise: »Ich will dich sehen. Bald«, bevor er sich vor dem Eingang zu Gebäude C verabschiedete. Ihr Herz flatterte, sobald er außer Sicht war.
    Die Beziehung zu ihm war und blieb ihr ein Rätsel. Natürlich hatte sie ihn abgeholt vom Flughafen, als er aus Chicago zurückkam, obwohl ihr Stolz sie bis zur letzten Minute daran hindern wollte. Natürlich war sie viel zu schnell gefahren auf dem Weg zum Terminal, und es war ein Wunder, daß sie sich nicht verfehlt hatten. Als sie vor ihm stand, lächelte er sie an, als ob sie das Ziel all seiner Wünsche wäre. Ihr wurde warm beim Gedanken daran.
    »Ich dachte schon …« Für

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