Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
Hinweise darauf, dass die Blackened genannte Zubereitung mit scharfen Gewürzmischungen krebserregend ist.) Und dass er mir ohne jede stärkehaltige Beilage serviert wird.
Mein altes Selbst würde wahrscheinlich noch nicht mal auf meine E-Mails antworten.
KAPITEL 16
Der Magen, die Dritte
Die verschärfte Suche nach der richtigen Ernährung
Ich esse jeden Tag so ziemlich dasselbe. Keine Ahnung, ob das wirklich gut ist. Seit vier oder fünf Wochen sieht mein täglicher Speiseplan so aus:
Frühstück: Rührei aus zwei Eiern ohne Eigelb in Rapsöl gebraten, eine Handvoll Walnüsse, eine Schale Haferschrot mit Bio-Heidelbeeren und Leinöl.
Mittagessen: kleingeschnittener Salat aus Spinat, Broccoli, Rotkohl, verschiedenfarbigem Paprika, Erbsen, Tomaten, Avocado, Artischockenherzen, roter Bete und (manchmal) Sonnenblumenkernen. Kein Dressing.
Nachmittags-Snack: fettfreier griechischer Joghurt mit Honigmelone und Trauben. Drei Löffel Hummus.
Abendessen: Quinoa, gedämpfter Spargel, Spinat-Pfannkuchen aus dem Bio-Gefrierregal. Und drei Mal die Woche gegrillter Wildlachs mit Zitronensaft (tut mir leid, Marti). Ein Glas Rotwein. Oder zwei.
Also im Grunde eine leicht abgewandelte mediterrane Ernährungsweise, wie sie derzeit quasi einhellig empfohlen wird. Dass sie immer auf mehr oder weniger dasselbe hinausläuft, stört mich nicht. Für mich hat dieses Essen etwas Beruhigendes, Tröstliches. Trotzdem: Ich sollte zum Besten meiner Gesundheit für etwas mehr Abwechslung sorgen. Mal was ganz Verrücktes ausprobieren. Quinoa durch Bulgur ersetzen, zum Beispiel.
Und zum Besten meines selbstexperimentellen Projektansatzes, der gesündeste Mensch auf Erden zu werden, darf ich mich auch extremen Theorien nicht verschließen. Sprich: Ich muss eigentlich einige der Ernährungsprinzipien, von denen ich in letzter Zeit gelesen habe, einem Praxistest unterziehen. Weshalb ich mir vornehme, in den nächsten Wochen die beiden Pole der Ernährungswelt zu erkunden: Rohkost-Veganismus – und kohlenhydratarme, proteinreiche Kost à la Dr. Atkins und Paläo-Bewegung.
Roh macht froh
Meine Tante Marti ist in New York, also habe ich sie gebeten, mir einen Crashkurs »Rohkost für Dummys« zu geben. Wir verabreden uns in dem veganen Restaurant Candle 79 auf der East Side.
Wir suchen uns einen Platz ganz hinten in einer Ecke, denn Marti will möglichst weit weg von den Giftstoffen der Kerzen sitzen, die dem Restaurant seinen Namen geben. Sie bittet die Kellnerin darum, die Kerze auf unserem Tisch wegzustellen.
»Das ist keine echte Kerze«, sagt die Kellnerin. »Die ist elektrisch.«
»Nehmen Sie sie bitte trotzdem mit. Wegen des Elektrosmogs.«
Als die Kerze weg ist, bitte ich Marti um ein umfassendes Rohkost-Coaching.
»Zuallererst musst du dich wohl oder übel damit abfinden, in Zukunft alle deine Mahlzeiten selbst zuzubereiten«, sagt Marti.
Des Weiteren benötige ich: einen Mixer, einen Gemüsehobel, einen Spiralschneider, einen Dehydrator, Spirulinapulver, Afa-Klamath-Uralgen in Pulver- oder Kristallform und Himalaya- oder graues grobes Meersalz. Und ich benötige einen Entsafter. Aber nicht irgendeinen Entsafter, sondern ein Gerät mit Press-Schnecken-Technik anstelle einer Zentrifuge, weil deren rotierendes Schneidwerk offenbar Gemüse und Obst oxidieren lässt und damit den Nährwert verringert.
Mannomann. Während ich mir eifrig Notizen mache, kann ich geradezu spüren, wie sich der Vorschuss für mein Buch langsam verflüchtigt.
Ein paar Tage später wurde mein Entsafter mit Press-Schnecken-Technik geliefert. Keine Stunde später hatte ich bereits Blutsbrüderschaft mit ihm geschlossen, weil ich beim Zusammenbauen mit dem Ringfinger in das Getriebe kam.
Ich holte meine Plastiktüten mit Bio-Gurken, Grünkohl, Karotten, Mangold, roter Bete und Zucchini aus dem Kühlschrank, steckte die Zucchini in den Einfüllschacht und drückte sie in das Gerät. Nichts. Ich drückte fester. Surrend und ratternd verschlang es meine Zucchini und gab auf der anderen Seiten ein grünliches Rinnsal von sich. Endlich! Ich mache mir meinen eigenen Saft!
Nachdem ich erfolgreich mehrere Gemüsearten verflüssigt habe, ernenne ich das Entsaften zu meiner Lieblings-Essenszubereitung. Unschuldigen Pflanzen derartige Gewalt anzutun, hat außerdem, offen gestanden, etwas auf perverse Weise Faszinierendes für jemanden wie mich, der nie auch nur im Traum einen Fisch ausnehmen oder Jagdbeute ausweiden würde.
Das Entsaftungsprozedere dauert
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