Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
übernachten.
Und so lastet auf unserer Ehe ein überaus peinliches Geheimnis, das ich jedoch an dieser Stelle lüften werde in der Hoffnung, dass Sie uns dafür nicht verurteilen: Wir schlafen nur selten zusammen. Nein, nicht »zusammen schlafen« wie in »Sex«. Sondern wie in » REM -Phasen in demselben Raum verbringen«.
Vor etwa fünf Jahren sagte Julie, es reiche ihr jetzt. Sie legte mir nahe, so oft wie möglich außerhalb unseres Schlafzimmers zu nächtigen. Weshalb ich inzwischen meistens in meinem Arbeitszimmer schlafe.
Die New York Times brachte vor einigen Monaten einen Artikel über Paare mit getrennten Schlafzimmern. Offenbar liegen wir voll im Trend. Eine Umfrage der National Association of Home Builders ergab, dass bis 2015 60 Prozent aller neu erbauten Einfamilienhäuser mit zwei Hauptschlafzimmern ausgestattet sein werden.
Trotzdem ist das Ganze immer noch eine Art Tabuthema. Zu viktorianisch-prüde angehaucht für unsere Zeit. Wobei ich für mein Teil mich mit Vergnügen als Einzelschläfer oute. Julie war in der Hinsicht schüchterner, hat sich aber in den letzten Jahren zunehmend offen dazu bekannt. Wir beide haben erkannt, dass getrennte Schlafzimmer eine Menge für sich haben. Sie muss mir nicht beim Schnarchen zuhören, und ich kann ins Bett gehen, wann ich will, ohne mir Sorgen machen zu müssen, ob ich sie störe.
Keine Ahnung, ob wir je wieder dauerhaft in ein und demselben Bett schlafen. Doch unabhängig davon muss ich gegen die Hauptursache unserer nächtlichen Trennung vorgehen: mein Schnarchen.
Schnarchen hat eine Unmenge übelster Folgen: chronische Müdigkeit natürlich, aber auch Herzerkrankungen und Depressionen. Zum Schnarchen kommt es, wenn die Atemwege verstopft sind – weil die Zunge nach hinten in den Rachen rutscht, weil die Nase verstopft ist, weil der Rachenraum zu viel Fettgewebe aufweist. Und aufgrund einer Vielzahl weiterer Ursachen.
Schnarchen kann auch ein Symptom für eine Schlafapnoe sein, ein ernstzunehmendes medizinisches Beschwerdebild, bei dem die Atemwege zeitweise vollständig blockiert sind und der Schläfer mehrere Sekunden, wenn nicht minutenlang gar nicht mehr atmet.
Ich habe einen Termin bei Dr. Steven Park vereinbart, ausgewiesener Schnarchexperte und Autor des Buches Sleep, Interrupted. Wir treffen uns in seiner Praxis in Midtown Manhattan. Er möchte sich meine Atemwege anschauen. Ich zucke zusammen, als er mir eine Sonde in die Nase und hinunter in den Rachen schiebt.
Noch auf seinem Arzthocker sitzend, verkündet er mir die Neuigkeit des Tages: Ich leide an einer Nasenscheidewandverkrümmung. Meine Nasenscheidewand ist sehr gekrümmt, um nicht zu sagen: Sie windet sich wie eine Passstraße in den Rocky Mountains. »Sie haben eine wirklich ziemlich kompliziert gekrümmte Nasenscheidewand«, erläutert Dr. Park. »Eine komplexe geometrische Form.« Außerdem bezeichnet er mich als Mundatmer, und ich muss mir immer wieder vor Augen führen, dass das eine Diagnose ist und nicht etwa eine Beleidigung.
»Eines kann ich Ihnen gleich sagen: Schnelle Abhilfe gibt’s da nicht«, sagt er. »Schnarcher haben in der Regel einen ziemlichen Parcours vor sich.«
Im Laufe der nächsten zwei Wochen probiere ich nicht weniger als 20 Antischnarchstrategien aus. Hier ein paar Kostproben:
Die Tennisball-Strategie
In Rückenlage schnarcht man am schlimmsten. Der hintere Bereich der Zunge rutscht in den Rachen und blockiert die Atemwege. Folglich ist es besser, auf der Seite zu schlafen. Weshalb es zu den Klassikern der Schnarchbekämpfung zählt, einen Tennisball in den Rückenteil des Pyjamas einzunähen. Handarbeit ist zwar nicht so mein Ding, aber immerhin weiß ich mit Klebeband umzugehen. Also klebte ich mir einen Tennisball auf den Rücken meines Schlafshirts.
Das Problem an dieser Strategie: Ich habe trotzdem weiter auf dem Rücken geschlafen. Wäre ich die Prinzessin in dem Märchen von der Erbse und der Matratze – ich würde den Prinzen garantiert nicht heiraten dürfen. Ich mach’s mir noch auf dem unbequemsten Nachtlager bequem.
Das Antischnarchkissen
Für 70 Dollar habe ich im Internet ein Formschaum-Nackenkissen erstanden, das speziell für Schnarcher entwickelt wurde. Es hält den Kopf in einer leicht erhöhten Position und stützt den Unterkiefer, wodurch die Atemwege offen gehalten werden. Man schläft darauf wie auf einem gigantischen Gummibärchen.
Dieses Antischnarchkissen hat immerhin ein bisschen was gebracht. Das weiß ich, weil
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