Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
dieser Bootsaktion an seinem 70. Geburtstag.
Die Zitate, die ich von ihm finde, sind nicht nur umwerfend komisch, sondern auch sehr lehrreich: »Ein viertelstündiges Warm-up? Macht ein Löwe etwa ein Aufwärmtraining, wenn er hungrig ist? – ›Ui, Antilope im Anmarsch, da muss ich aber hurtig ein Warm-up machen!‹ – Nein! Er springt auf und frisst das Vieh.« Dieses Zitat habe ich ausgedruckt und neben den Spruch von Carl Sagan an die Wand gehängt.
Neben gesunder Ernährung und viel Sport basiert Jacks Gesundheitsphilosophie auf einer dritten Säule: viel Schlaf. Er geht grundsätzlich zwischen 21 und 22 Uhr zu Bett. Da er immerhin fast 100 Jahre alt ist, hat diese Information nicht unbedingt Schlagzeilenwert. Trotzdem bringt sie mich auf einen wichtigen Gedanken: Höchste Zeit, mich um meine nächtliche Gesundheitspflege zu kümmern.
KAPITEL 19
Die Welt hinter den Augenlidern
Erholsamer Schlaf und wie man ihn findet
Ich beneide Delphine. Nicht unbedingt wegen ihrer Anmut und Kraft, sondern wegen ihrer Schlafmethode. Bei ihnen schläft nämlich immer nur eine Gehirnhälfte. Wenn die rechte schläft, bleibt die linke wach und umgekehrt. Die Evolution hat die Delphine mit diesem System ausgestattet, weil sie wach genug bleiben müssen, um alle paar Minuten an die Wasseroberfläche zu kommen und ein bisschen frische Luft zu schnappen.
Warum hat die Evolution sich für uns nicht auch etwas in der Art einfallen lassen? Ziemlich frustrierend, wenn man bedenkt, was wir im Halbschlaf alles erledigen könnten. Die ganzen Rechnungen, die ich zahlen, die ganzen Esquire -Meetings, die ich absitzen, die ganzen Vorschulkonzerte, die ich besuchen könnte.
Stattdessen sind wir mit dieser absurden Mund-auf-Augen-zu-Totalblockade unseres Gehirns geschlagen. Ich finde Schlafen schrecklich. Ein Drittel meines Lebens geht dafür drauf, dass ich bewusstlos in ein Kopfkissen sabbere.
Julie hingegen kann gar nicht genug Schlaf bekommen. Schlafen ist ihr Lieblingshobby. Wenn sie richtig gut und ausgiebig geschlafen hat, gerät sie regelrecht in Verzückung, wenn sie davon erzählt, ähnlich wie ein Jazz-Fan, der von einem Miles-Davis-Solo im Blue Note schwärmt. Sie könnte locker jeden Tag 14 Stunden schlafen.
Sie ist so überzeugt von den Segnungen der Nachtruhe, dass sie jede Unpässlichkeit eines Familienmitglieds umgehend auf Schlafmangel zurückführt. Erkältung, Grippe, Entzündung, aufgeschürfter Ellenbogen – ihr Standardkommentar lautet: »Du brauchst mehr Schlaf.«
Und leider liegt sie damit gar nicht so falsch. Es gibt immer mehr Belege dafür, dass Schlafmangel fatale Folgen haben kann. Er ist an der Entstehung von Herzerkrankungen und Bluthochdruck beteiligt. Er stört das Immunsystem. In den USA sind jährlich 100 000 Autounfälle auf übermüdete Fahrer zurückzuführen. Und Schlafmangel beeinträchtigt das Denkvermögen: Er mindert nachweislich sowohl den IQ als auch das Konzentrationsvermögen. Alles in allem kostet er die US -amerikanische Wirtschaft Jahr für Jahr schätzungsweise 63 Milliarden Dollar.
Ich für mein Teil schlafe etwa sechs Stunden pro Nacht. Tagsüber bin ich häufig so erschöpft, als müsste ich ein 10-Kilo-Gewicht auf dem Kopf mit mir herumtragen.
Konkreter ausgedrückt: Ich bin so müde, dass ich in den letzten Wochen über den Gute-Nacht-Geschichten für meine Söhne mehrfach eingeschlafen bin. Wobei ich allerdings mit einigem Stolz behaupten darf, dass diese Nickerchen mich nicht dazu bringen, die Lektüre vorzeitig abzubrechen. Nur die Handlung bekommt dadurch immer einen Hauch von Dada.
Ich weiß nicht, was das Wort »Dreialarmschrank« bedeutet. Doch als ich mich hörte, wie ich es vorlas, wurde mir klar, dass ich während einer Pu-der-Bär-Geschichte mal wieder weggedöst war. Ich schreckte hoch, riss mich zusammen. Und nickte wieder ein.
Vielleicht hätte ich mehr Freude am Schlaf, wenn ich ein guter Schläfer wäre. Doch ich bin auf dem Gebiet längst nicht so begabt wie Julie. Ich schnarche, ich gehe spät ins Bett, und wenn ich endlich Kissenkontakt habe, kann ich nicht einschlafen. Das sind sie, die Drachen, die ich töten muss.
NachtUnRuhe
Julie hat mir schon immer gesagt, dass ich beim Schnarchen den Dezibelbereich eines Laubbläsers erreiche. Außerdem schlage ich offenbar wie ein Besessener um mich. Und ich versuche immer wieder, illegal ihr Matratzenterritorium zu besetzen. Selbst wenn wir im Hotel in einem dieser 4x4-Meter- Dictator-Size -Betten
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