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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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sie nicht. Aber gut.
    Er hat sie ihr Leben lang gerne geneckt. Wenn bei Tisch das Gespräch auf eine anstehende Hochzeit im Bekanntenkreis kam, stand er immer auf und holte sein Großes Handbuch der Zitate aus dem Arbeitszimmer. Er öffnete es und las der Runde stets die gleiche Passage eines Zitats von George Bernard Shaw vor:
»Wenn zwei Menschen unter dem Einfluss der heftigsten, wahnsinnigsten, täuschendsten und vergänglichsten aller Leidenschaften stehen, verlangt man von ihnen den Schwur, in diesem erregten, abnormalen und erschöpfenden Zustand zu verharren, bis dass der Tod sie scheidet.«
    Und dann schüttete er sich aus vor Lachen.
    »Ach Ted«, sagte Großmutter dann immer und lachte auch. Trotzdem wies sie ihn eines Tages in die Schranken: Sie riss die entsprechende Seite aus Großvaters Zitatenschatz heraus und bereitete seinen einschlägigen Lesungen so abrupt ein Ende.
    Und einmal, wir saßen gerade in einem italienischen Restaurant, fragte Großvater in eine Gesprächspause hinein: »Was meinst du, was wird die New York Times dazu sagen?«
    »Wozu sagen?«, fragte ich.
    »Was wird sie dazu sagen, wenn sie rausfindet, dass Oma schwanger ist?«
    Und dann schüttete er sich aus vor Lachen.
    »Ach Ted«, sagte Großmutter.
    Bei aller Neckerei war er ihr doch in tiefer Zuneigung verbunden. Er bewahrte sich zumindest ein bisschen von der verrückten, heftigen, rauschhaften Leidenschaft, in der die beiden 1932 als Studenten an der Cornell University zueinander entbrannten. (Er kletterte sogar an der Außenmauer ihres Wohnheims hoch, um sie zu sehen, weil Studentinnen damals noch keinen Herrenbesuch empfangen durften.) Auch lange nach ihrer goldenen Hochzeit hielt er bei Spaziergängen noch immer ihre Hand. Und manchmal kniff er sie auch noch in den Po. (»Ach Ted.«)
    »Sie war die tollste Frau, die mir je begegnet ist«, sagte er mir bei einem gemeinsamen Mittagessen ein paar Wochen nach ihrem Tod. In seinen Augen schimmerten Tränen.
    Seine Ehe hat an seiner Langlebigkeit wahrscheinlich einen ebenso großen Anteil wie sein permanenter Bewegungsdrang. Studien zufolge ist eine gute Ehe ein Segen für die Gesundheit. Glücklich verheiratete Menschen erleiden seltener einen Herzinfarkt und erkranken seltener an Lungenentzündung, Krebs und Demenz.
    Also, ich für mein Teil finde diesen engen Zusammenhang zwischen Ehe und Gesundheit ziemlich ungerecht. Die Natur offenbart da eine gewisse Neigung zum Sadismus: Sie haben also den Mann/die Frau Ihrer Träume gefunden? Glückwunsch! Zur Belohnung gibt’s zusätzlich ein langes und gesundes Leben. – Und Sie da? Sie haben es nicht geschafft, eine verwandte Seele zu finden? Tja, Pech gehabt. Wahrscheinlich werden Sie obendrein früher sterben.
    Das ist ungefähr dasselbe wie die Tatsache, dass schwerreiche Stars andauernd Autos, Schuhe und Geschmeide geschenkt bekommen. Wohingegen diejenigen unter uns, die nicht mit 15-Millionen-Dollar-Filmverträgen gesegnet sind, sich den ganzen Kram selbst kaufen müssen.
    Und trotzdem: Unabhängig davon, ob ich persönlich das nun gerecht finde oder nicht, spricht statistisch gesehen tatsächlich vieles dafür, dass die Ehe gesundheitsförderlich ist. Allerdings nicht jede Ehe. Wie Tara Parker-Pope in ihrem Buch In guten wie in schlechten Tagen. Die Ehe – eine Wissenschaft feststellt, ist eine schlechte Ehe geradezu katastrophal ungesund. »Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass eine aufreibende Ehe für das Herz ähnlich schädlich sein könnte wie regelmäßiger Zigarettenkonsum«, schreibt sie.
    Und warum sind dann gute Ehen gut für die Gesundheit? Parker-Pope führt ein paar der verbreitetesten Theorien an:

Verheiratete neigen weniger zu ungesunden Verhaltensweisen wie etwa exzessivem Alkoholgenuss und nächtelangen Eskapaden.
Die Ehe geht einher mit neuen familiären und freundschaftlichen Bindungen, die sich in der Regel stressmindernd auswirken.
Verheiratete Männer gehen im Zweifelsfalle eher zum Arzt, weil sie nämlich dankenswerterweise von ihren Gattinnen dazu gedrängt werden.
    Der letzte Punkt ist keinesfalls unwichtig. Ich frage mich ernsthaft, ob Großvater – ein Stoiker, wie er im Buche steht – wohl regelmäßig zum Arzt gegangen wäre, wenn meine Großmutter ihn nicht dazu getriezt hätte. In gewisser Weise passt sie sogar jetzt noch auf ihn auf. Als sie im Sterben lag, mussten ihre Kinder schwören, sich um Großvater zu kümmern. Und umeinander.
    Nachdem ich mich ein Stündchen mit Großvater

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