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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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Schwächung, Wahn und Tod.
    Das von ihm propagierte Heilmittel: fades Essen. Was durchaus nicht einer gewissen Logik entbehrt. Graham war der Überzeugung, der schändliche Sexualtrieb ließe sich am besten mit geschmack- und gewürzloser Nahrung dämpfen. Weshalb er übrigens einen der ersten Gesundheitssnacks überhaupt erfand, den Grahamcracker. Ursprünglich mit Weizenkleie und etwas Honig hergestellt, sollte er die aufwallenden Leidenschaften heranwachsender Knaben bezwingen. (Zur Wirksamkeit des Originals kann ich nichts sagen, aber in der modernen, kleiefreien Version sind Grahamcracker offenbar nicht mehr das, was sie mal waren. Ich für mein Teil knabberte in der High-School jedenfalls jede Menge davon, ohne je etwas von der beabsichtigen Wirkung zu spüren … Aber das nur als Anekdote am Rande.)

Graham war ein Extremfall – und doch steht er für eine immer noch weitverbreitete sexfeindliche Grundhaltung. Einer meiner Freunde schenkte mir ein 1901 veröffentlichtes Buch mit dem Titel Was ein Mann von 45 Jahren wissen sollte . Es war als Scherzartikel gedacht (ich bin zwar noch keine 45, aber bald), entpuppte sich jedoch als faszinierender Lesestoff. So warnt das Buch weise, Männer mittleren Alters würden »die Erfahrung machen, dass auf den Koitus regelmäßig eine Phase der Abgespanntheit und Ermüdung folgt, die in punkto Intensität und Dauer alles bisher Erlebte in den Schatten stellt. So ermahnt die Natur den Mann zu größtmöglicher Sorgfalt im Umgang mit jenem kostbaren Sekret, das für die Vitalität sämtlicher Körperfunktionen und -bereiche von überragender Bedeutung ist«. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nichts anderes heißt als: »Lasst das Poppen sein.«
    Andererseits kann die Geschichte mit zahlreichen Experten aufwarten, die Sex für eines der Geheimnisse ewiger Gesundheit hielten. So waren die Taoisten bereits im 11. Jahrhundert der Überzeugung, Sexualität werde in spirituelle Energie umgewandelt und könne womöglich zur Unsterblichkeit führen – insbesondere, wenn der Mann nicht ejakuliere. Was mir jedoch offen gestanden ein ziemlich hoher Preis zu sein scheint.
    Andere Experten wiederum sind der Ansicht, es sei gefährlich, keinen Orgasmus zu haben, und zwar insbesondere für Frauen. Vom Griechenland der Antike bis weit in die Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts glaubten die Ärzte, in unverheirateten Frauen würden sich üble Sekrete aufstauen und »Hysterie« verursachen. Die empfohlene Therapie bestand in einer energischen Zwischenbeinbereichsmassage. Folgerichtig wurden die ersten Vibratoren, so Mary Roach in ihrem hervorragenden Buch BONK . Alles über Sex – von der Wissenschaft erforscht, nicht etwa an Frauen verkauft, sondern an Ärzte. Um ihnen die aufreibende Handarbeit zu ersparen.
    Ebenfalls auf der Pro-Sex-Seite der Debatte: der renommierte Medizintheoretiker Ernest Borgnine. Eines Morgens saß ich gerade vor dem Fernseher, als der hochbetagte Schauspielstar in einer Frühstücks-Talkshow nach dem Geheimnis seines langen Lebens gefragt wurde. Er antwortete: »Ich masturbiere viel.« Na also. Quod erat demonstrandum.
    In jüngster Zeit hat sich die Wissenschaft auf die Seite der Sexbefürworter geschlagen. Im Großen und Ganzen, meine ich. Es muss nämlich der richtige Sex sein: einvernehmlich natürlich, und möglichst nicht in Stellungen, die aufgrund der erforderlichen Akrobatik Bruchverletzungen nach sich ziehen könnten. (In den USA erleidet jährlich einer von 1000 experimentierfreudigen Männern eine Penisfraktur.) Und noch etwas: Wer nicht in Form ist, muss nach dem Sex ein paar Stunden lang ein geringfügig erhöhtes Herzinfarktrisiko in Kauf nehmen.
    Unterm Strich jedoch bringen häufige Orgasmen zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich. In diesem Kontext sind laut Forschern der Rutgers University insbesondere zu nennen: Stressabbau sowie ein verringertes Risiko, an Herzleiden, Brustkrebs und Endometriose zu erkranken. Einer vom Journal of the American Medical Association veröffentlichten Studie zufolge verringert sich die Wahrscheinlichkeit eines Prostatakarzinoms bei Männern, die mindestens 21-mal im Monat ejakulieren.
    Und dann ist da auch noch die Steigerung der Lebenserwartung. Eine britische Untersuchung kam zu dem Schluss, dass zwei oder mehr Orgasmen wöchentlich das Risiko einer Herzerkrankung mit tödlichem Ausgang um die Hälfte reduzieren. Die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung deuten darauf hin, dass

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