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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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Agavendicksaft? Das ist doch wirklich gesunder Zucker, oder?
    »Nein.«
    Einige Zuckerarten sind geringfügig besser als andere, sagt sie, aber das spielt letztlich keine Rolle: Eine zu hohe Zuckerzufuhr füllt die Fettzellen und führt zu Diabetes, metabolischem Syndrom – auch » tödliches Quartett « genannt – und anderen schrecklichen Krankheiten.
    Etwas weiter im Gang entlang stehen die vielen pseudogesunden Proteinriegel. »Guckt mal, alles Bio!«, ruft Nestle mit mehr als nur einem Hauch von Sarkasmus. »Aktuellen Studien zufolge nehmen Verbraucher automatisch an, dass ein Nahrungsmittel weniger Kalorien enthält, wenn ›Bio‹ auf der Packung steht.«
    Wenn also Frühstücksflocken mit kondensiertem Zuckerrohrsaft wirklich ungesund sind – was ist dann wirklich gesund?
    Nestle führt mich zum Frischobst- und Frischgemüsebereich. »Das hier. Alles, was Sie hier sehen.«
    »Heidelbeeren?«, sage ich. »Die sind doch sogar ein Supernahrungsmittel, stimmt’s?«
    »Ja, sie sind gesund«, sagt Nestle. »Aber ich halte nichts von dem Kult um Supernahrungsmittel.«
    Moment mal. Was hat sie da gesagt?
    Nestle zufolge wird die allgemeine Begeisterung für Obst- und Gemüse-Rankings allmählich zur fixen Idee. Genau wie Bratman hält sie unsere Schlussfolgerungen für zu zweidimensional. Wir denken: Obst und Gemüse sind gesund. Obst und Gemüse stecken voller Antioxodantien. Also sind die Antioxidantien das Gesunde an Obst und Gemüse.
    Diese Logik führt automatisch zu der Annahme, das Obst mit den meisten Antioxidantien sei am gesündesten. Was wiederum dazu führt, dass wir »Nicht-Supernahrungsmittel« wie etwa Äpfel und Orangen tendenziell mit Verachtung strafen. Die sind zwar ebenfalls sehr gesund, kommen aber vergleichsweise unauffällig daher. Sie teilen das Schicksal von Clark Kent, wie ich einmal in diesem Zusammenhang gelesen habe: Wenn der als braver Schreiberling unterwegs ist, ahnt niemand, dass er es mit Superman zu tun hat. Antioxidantien sind eben nur einer von zahlreichen gesunden Nährstoffen, die Obst und Gemüse zu bieten haben.
    Laut Nestle geht der Heidelbeer-Hype zumindest teilweise zurück auf eine clevere Marketingkampagne der Heidelbeerbauern des Bundesstaates Maine, wo Wildheidelbeeren weit verbreitet sind. Noch vor zehn Jahren lag die dortige heidelbeerverarbeitende Industrie am Boden. Daraufhin wurden in den letzten Jahren diverse Werbestrategien entwickelt, um den Heidelbeerkonsum wieder anzukurbeln. So versuchte man, Heidelbeeren mit Schokoüberzug zu promoten. Oder, noch seltsamer, Heidelbeeren als Hamburgerzutat zu propagieren. Hat aber alles nicht funktioniert. Bis die Tufts University eine Studie veröffentlichte, der zufolge Wildheidelbeeren sich durch einen sehr hohen Antioxidantiengehalt auszeichnen. Für die Heidelbeerfarmer ein gefundenes Fressen: Sie warben damit, und seitdem sind Heidelbeeren das Supernahrungsmittel par excellence.
    Wir beenden unser Whole-Foods-Abenteuer und gehen zum Mittagessen in ein nahe gelegenes Lokal. Ich bestelle einen grünen Salat, Dressing bitte extra. Die Kellnerin schaut Nestle und ihren Freund an. »Wie ist denn heute das Tiramisu«, fragt Marion Nestle.
    »Köstlich«, sagt die Kellnerin.
    »Dann nehm ich es.«
    Ich fasse es nicht. Neben mir sitzt die wahrscheinlich klügste Ernährungswissenschaftlerin der Welt – und bestellt sich eine Portion Fett mit Zucker.
    »Essen muss man genießen können«, sagt Nestle, als sie meine hochgezogenen Augenbrauen bemerkt. »Schließlich gehört es zu den schönsten Dingen im Leben.« Sie versichert mir jedoch sogleich, sie esse auch jede Menge Obst und Gemüse.
    Ich bin zwar kein Psychologe, aber ich darf wohl mit einiger Sicherheit ausschließen, dass Marion Nestle an Orthorexie leidet.
    Check-up: Monat 6
Gewicht: 72,6 kg
Gesprintete Besorgungsläufe: durchschnittlich 3 pro Tag
Taillenumfang: 86 cm (bisher 89 cm)
Trainingsgewicht an Kniebeugemaschine: 40 kg (Fortschritt)
Schlaf pro Nacht: 6,4 Stunden
Monatsverbrauch Handdesinfektionsmittel: 14 Flaschen
    Allgemeinzustand: Es geht mir so weit ganz gut. Allerdings bin ich etwas beunruhigt angesichts der Tatsache, dass mein Honorarvorschuss für dieses Buch im Wesentlichen für Fitness-Equipment draufgeht. Meine Schränke füllen sich allmählich mit einer Sammlung seltsam geformter Gewichte, Fitness-Accessoires und Sportklamotten. Ein Außenstehender könnte glatt vermuten, ich hätte kürzlich einen verhängnisvollen Abend mit einer Flasche

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