Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
evangelische Pfarrer länger leben als katholische Priester. Allerdings sind solche Ergebnisse epidemiologischer Studien natürlich immer cum granum Himalaya salis zu bewerten. (Und ohne Dr. Borgnine zu nahe treten zu wollen, darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass sich fast alle verfügbaren Daten auf Sex mit zwei Teilnehmern beziehen.)
Hingegen steht ziemlich fest, dass Sex gut für die Beziehung ist. Nach einem Orgasmus gibt die Hirnanhangdrüse das »Bindungshormon« Oxytocin ab, welches das Zugehörigkeitsgefühl verstärkt. Sogar das Sperma selbst enthält Oxytocin – was, wie Forscher vermuten, durchaus die postkoitale Stimmung von Frauen beeinflussen könnte.
Ach ja, und noch etwas: Sex ist auch ein hervorragendes Mittel gegen Dauerschluckauf. In Alles über Sex zitiert Mary Roach eine im Canadian Family Physician veröffentlichte Studie mit dem Titel »Koitus als Therapie bei hartnäckigem Schluckauf«. Es handelte sich um die Fallstudie eines Israeli, dessen Schluckauf nach vier Tagen verschwand – als er mit seiner Frau schlief.
Zu guter Letzt ist Sex auch schlicht und ergreifend gesunde körperliche Bewegung. Es gibt zwar nicht viele, aber immerhin eine Handvoll Studien über den sportlichen Nutzen von Schlafzimmertraining. In einer Untersuchung testeten zehn verheiratete Paare im Dienste der Wissenschaft den Fitness-Wert diverser Stellungen. Das Ambiente war nicht sonderlich romantisch, jedenfalls für alle, die nicht Stammgäste im örtlichen SM -Club sind. Die Männer waren mit Elektroden übersät und mussten Kusspräventionsmasken tragen, die ihre Atemfrequenz maßen. Aber egal. Das Ergebnis lautete: Ja, Sex entspricht mäßiger körperlicher Ertüchtigung. Und die meisten Kalorien verbrauchen Männer bei der Missionarsstellung. (Ungerechterweise wurde die Ertüchtigung der Frauen gar nicht erst vermessen.)
Was mich zu einer ganz konkreten Frage führt: Wie oft sollte ich mich horizontalen Work-outs unterziehen, um mein Ziel optimaler Gesundheit zu erreichen? Ich befragte Dr. Debra Herbenick vom Kinsey Institute. Sie sagte, das sei schwer zu sagen. Die Wissenschaftler sind sich da offenbar uneins.
Doch immerhin darf wohl als gesichert gelten, dass in diesem Bereich viel ausnahmsweise tatsächlich viel hilft, jedenfalls innerhalb gewisser Grenzen.
Julie will nicht, dass ich präzise Angaben zu unserer Beischlaffrequenz mache. Soll mir recht sein. Doch sie hat mir immerhin erlaubt zu sagen, dass wir zwar leicht unterhalb des US -Durchschnitts liegen, der sich laut einer Studie aus dem Jahr 2001 auf 132 Vereinigungen jährlich beläuft – aber über dem japanischen Durchschnitt, der es auf ganze 37 Zähler jährlich bringt. (Gleichwohl wird gerade in Japan ein stattlicher Anteil der Bevölkerung 100 Jahre und älter; eine lahme Libido ist also nicht unbedingt ein Todesurteil.)
Ziemlich zu Beginn von Project Health schlug ich Julie vor, im Dienste des Buches jeden Tag zur Tat zu schreiten. Doch das wäre auf eine rituelle Pflichtübung hinausgelaufen, und darauf hatten wir offen gestanden beide keine Lust. Weshalb sich dieser Plan zerschlug. Zum Besten unserer Gesundheit will ich uns beide allerdings wenigstens auf das Niveau des angeblichen US -Durchschnitts hieven.
Also starte ich eines Donnerstagabends Projekt Libido . Zuvor habe ich mich gründlich in Sachen Aphrodisiaka kundig gemacht, um im Bedarfsfall auf biochemische Schützenhilfe zurückgreifen zu können. Das romantische Mahl, das ich für diesen besonderen Abend zubereitet habe, besteht aus folgenden Speisen:
Paranüsse
Staudensellerie mit Erdnussbutter
roter Ginseng
Spargel
Walnüsse.
Alles Nahrungsmittel, die angeblich den Sexualtrieb befeuern. Einige von ihnen enthalten Bioflavonoide, die die Blutgefäße erweitern. Andere Inhaltsstoffe steigern den Testosteronspiegel, wieder andere wirken wie Pheromone.
Ich arrangiere alle Speisen auf einem Tablett und bringe es ins Wohnzimmer, wo Julie gerade Mad Men guckt. Als treu ergebene Gattin probiert sie von allem, mit Ausnahme der Erdnussbutter (sie kann Erdnussbutter nicht ausstehen). Währenddessen schaut sie weiter Mad Men . Inzwischen sind zehn Minuten vergangen, und noch hat sie sich nicht die Kleider vom Leib gerissen und mich besprungen.
Nach dem Ende der Sendung gehen wir ins Schlafzimmer. Dort habe ich bereits eine Sprühflasche deponiert, die ich nun zum Einsatz bringe, um die Schlafzimmerluft mit einem ganz besonderen Duft zu schwängern.
»Was hast du in
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