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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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kann einen Wasserstoffantrieb entwickeln! Das Einzige, was ich leider nicht kann, ist, Julie davon zu überzeugen, dass der Kurs keine Zeitverschwendung war.
    »Ich bin mir vorgekommen wie bei einem Hare-Krishna-Treffen«, sagt sie, als wir unsere Sachen zusammenpacken.
    Julie wird nicht wiederkommen.
    Trotzdem integriert sie intenSati die nächsten zwei Wochen in unseren Alltag.
    »Gibst du mir bitte mal den Wirtschaftsteil«, sagt sie am nächsten Morgen. »Ich will ihn, will ihn, will will will ihn!«
    Letzten Endes werde ich wohl auch nicht zum aktiven intenSati-Fan werden. Trotzdem ist diese Fitnessmethode nicht uninteressant. Denn exaltierter Optimismus kann durchaus gesundheitsförderlich sein. Jedenfalls wenn er ausgeglichen wird durch das Bewusstsein, dass wir lachhaft wenig Kontrolle über unser Schicksal haben.
    Diese Balance zu finden, ist gar nicht so einfach – aber ziemlich wichtig.
    Man braucht eben beides. Ohne ein bisschen exaltierten Optimismus droht der sogenannte depressive Realismus. Die dazugehörige psychologische Theorie besagt, dass Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für Realität nicht etwa glücklicher sind – sondern klinisch depressiv. Studien zufolge ist ihnen sehr genau bewusst, wie viel Einfluss sie auf den Fortgang ihres Lebens haben – nämlich so gut wie keinen. Diese Erkenntnis wirft sie aus der Bahn. (In der Fachwelt ist diese Theorie nicht unumstritten, doch ihre Gegner sind vermutlich, nun ja, exaltierte Optimisten.)
    Wer eine allzu realistische Weltsicht hat, der steht womöglich morgens gar nicht mehr auf, sondern bleibt im Bett, stopft Kartoffelchips in sich hinein und fühlt sich schlapp und niedergeschlagen. Weil er sich schmerzhaft der zahllosen Faktoren bewusst ist, die mit seinem Schicksal spielen, vom Wetter über die Gene bis zu einem unauffindbaren Paar Socken.
    Andererseits sind allzu exaltierte Optimisten für ihre Umwelt letztlich eine Zumutung. Sie weigern sich, finanzielle Reserven anzulegen oder in Sachen Zukunft auch mal über Plan B nachzudenken. Sie marschieren in fremde Länder ein und wollen als Befreier gefeiert werden. In diesem wie in vielen anderen Bereichen ist Gesundheit letztlich eine Frage des Gleichgewichts.



KAPITEL 9
    Der Dickdarm
    Der Toilettengang – Wege und Irrwege
    Im Zuge meiner Gesundheitsrecherchen bin ich mittlerweile über ein paar seltsame Phänomene gestolpert. Zum Beispiel über das Capgras-Syndrom. Wer darunter leidet, ist der Überzeugung, dass seine Mutter (oder seine Schwester oder sein bester Freund) durch einen Doppelgänger ersetzt wurde. Oder nehmen wir das Pica-Syndrom – davon Befallene essen zwanghaft ungenießbare oder ekelerregende Dinge, etwa Erde, Papier, Leim oder Ton.
    Doch was ich soeben erfahre, ist das mit Abstand größte Kuriosum, das mir seit Beginn der Arbeit an diesem Buch untergekommen ist.
    Ich sitze im Büro von Dr. Lester Gottesman mitten in Manhattan. Und gerade erzählt er mir von einer Operation, die er nicht ein Mal, sondern bereits mehrfach durchgeführt hat.
    Auf Wunsch von Menschen, die ihren Klang korrigieren wollen.
    Beim Furzen.
    Ja, Sie haben richtig gelesen. Diese Patienten sind unzufrieden mit dem Timbre ihrer Darmwinde und wollen es ändern. Gewöhnlich von einer höheren zu einer tieferen Tonlage. Von Pikkoloflöte zu Fagott. Offenbar ist das gefälliger fürs Ohr.
    Inzwischen hat Dr. Gottesman bereits mehrere New Yorker Schließmuskel neu gestimmt. »Ich versuche immer, den Leuten die OP auszureden, aber ein paar von ihnen haben ein richtiges Furztrauma.«
    Ich weiß nicht recht, wie ich diese Neuigkeit aufnehmen soll. Mein erster Gedanke ist: Falls es in nächster Zeit zur Revolution kommt, wird allein dieser Umstand es deutlich erschweren, gegen die Aufständischen Partei zu ergreifen. »Also ich persönlich bin ja eigentlich gegen Massenexekutionen der herrschenden Klasse«, müssen wir dann zugeben, »aber dieser Trend, sich seine Fürze neu vertonen zu lassen – das sagt ja wohl alles. Wir haben es einfach nicht anders verdient.«
    Als leidenschaftlich der empirischen Berichterstattung zugetaner Journalist habe ich mich natürlich gefragt, ob ich mich dieser OP unterziehen und meinerseits zum Bariton veredeln lassen sollte. Doch Dr. Gottesman sagt, der Eingriff hätte keinerlei gesundheitlichen Nutzen. Was mich zugegebenermaßen sehr erleichtert.
    Nichtsdestotrotz muss ich mich anderer Aspekte meiner Darmgesundheit annehmen. Ich darf mein Gesäß nicht länger ignorieren.

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