Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
die Schmächtigen und Ungelenken unter uns ist es allerdings nicht erforderlich, zum Rugbyhelden zu werden, um seine intellektuellen Fähigkeiten zu steigern. Mit jedem Training, jeder Form körperlicher Bewegung lässt sich dieselbe Wirkung erzielen. (Der Handelsvertreter aus meinem Fitness-Studio coacht ein Quidditch-Team – eine wunderbare Option für Bücherwürmer mit sportlichen Ambitionen.)
John Ratey, Harvard-Professor und Autor des Buches Superfaktor Bewegung, ist der Experte für den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Intelligenz . Körperliche Bewegung verbessert seinen Ausführungen zufolge die Hirnleistung sowohl kurzfristig (nach sportlicher Betätigung steigt die Konzentrationsfähigkeit ein paar Stunden lang) als auch langfristig (der Alterungsprozess des Gehirns wird hinausgezögert und Alzheimertendenzen entgegengewirkt). Bewegung bringt das Gehirn in allen Bereichen auf Vordermann, inklusive Konzentrationsvermögen, Gedächtnisleistung, Stimmung und Impulskontrolle.
Rateys Buch führt Dutzende Studien über die neurologischen Folgen körperlicher Aktivität an. Eine habe ich mir als kleines Beispiel herausgefischt: Die im Research Quarterly for Exercise and Sport veröffentlichte Studie an Studenten im Bundesstaat Georgia kam zu dem Schluss, dass die Probanden, die täglich ein 40-minütiges Bewegungsprogramm absolvierten, größere Lernfortschritte erzielten als diejenigen, die nur 20 Minuten täglich körperlich aktiv waren. Eine Vergleichsgruppe, die gar kein Bewegungsprogramm absolvierte, machte keinerlei Lernfortschritte.
Aus evolutionsgeschichtlicher Sicht ist dieses Forschungsergebnis schlüssig. Ratey erklärt in diesem Zusammenhang: »Unsere Urahnen mussten Geduld, Optimismus, Konzentrationsvermögen und Motivation an den Tag legen, um bei der mühsamen Beutejagd Erfolg zu haben. Diese Eigenschaften wiederum werden durch den Serotonin-, Dopamin- und Noradrenalinspiegel beeinflusst.« Also sorgte die Evolution dafür, dass die Konzentration dieser Botenstoffe im Gehirn beim Laufen oder Rennen höher ist.
Auf Zellebene, so der Wissenschaftler, fördert körperliche Aktivität die Neuroplastizität, die Durchblutung und den Spiegel des Wachstumsfaktors BNDF (brain-derived neurotropic factor), den Ratey als »Turbodünger fürs Gehirn« bezeichnet. Hätte Albert Einstein damals einen Crosstrainer im Büro gehabt – er hätte mit links die Weltformel entwickelt.
Dementsprechend müssten Spitzensportler eigentlich zwangsläufig akademische Überflieger sein. So simpel ist die Sache dann allerdings doch nicht. Denn Sportskanonen verbringen tendenziell weniger Zeit mit Lernen. Der Tag hat eben nur 24 Stunden.
Meines Wissens gibt es keine Studie, die sich fundiert mit der potentiellen Korrelation zwischen der Zugehörigkeit zu Schul-/Universitätsmannschaften und dem Notendurchschnitt befasst. Allerdings zeigen Ratey zufolge Schüler, die in Lacrosse- und Fußballmannschaften spielen, überdurchschnittlich gute schulische Leistungen, Schüler in Football- und Basketballmannschaften hingegen nicht. Denn die seien viel zu sehr damit beschäftigt, ihren »Starstatus« zu pflegen. Glücklicherweise wurde er wegen dieser Theorie bisher noch nicht von wütenden Footballspielern der örtlichen Highschools vermöbelt.
Dank meines Laufbandschreibtischs verbinde ich ja nun schon seit längerem geistige und körperliche Arbeit (inzwischen habe ich es übrigens auf 652 Meilen gebracht). Doch seit ich Rateys Buch gelesen habe, mache ich grundsätzlich ein paar Hampelmänner, wenn ich mit meinem Text nicht weiterkomme. Ich hoffe darauf, meinem Gehirn dadurch auf die Sprünge zu helfen. Manchmal geht diese Strategie auch auf – zumindest insofern, als ich danach wieder wach bin.
Vor ein paar Wochen musste ich vor einem erschreckend smarten Publikum eine Rede halten. Die letzten zehn Minuten vor meiner Präsentation verbrachte ich damit, hinter der Bühne auf der Stelle zu laufen. Aber immer wenn jemand vorbeikam, hörte ich natürlich sofort damit auf.
Neurofeedback
Mein Gehirntraining im Brain Resource Center ist noch nicht abgeschlossen. Also sitze ich wieder auf Dr. Fallahpours schwarzlederner Chaiselongue und starre auf einen Computerbildschirm. Fünf Elektroden kleben auf meinem Kopf. Auf dem Bildschirm sind drei vertikale Balken zu sehen – blau, rot und grün –, die auf und ab hüpfen und die Aktivität meiner Gehirnströme anzeigen. Meine Aufgabe besteht darin, die Balken
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