Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
ich.
»Köstlich!«, sagte sie.
Und dann fügte sie noch hinzu: »Du hörst dich langsam an wie Marti.«
Da hat sie recht. Als Marti das letzte Mal zu Besuch war und sah, dass Jasper Milch trank, sagte sie: »Das ist nur was für Babys. Milch ist nichts für dich, die ist nur was für Baby-Kühe. Hast du gehört?«
Ich fühle mich in meiner Selbstgefälligkeit noch bestärkt durch deutliche Indizien dafür, dass ich offenbar tatsächlich gut in Form bin. Oder auf alle Fälle besser in Form als ein bekannter Actionfilm-Star: Mein Trainer Tony erzählte mir, dass auch Matt Damon bei uns im Fitness-Studio trainiert. Was erstaunlich ist, denn unsere Muckibude ist alles andere als hip. Immerhin protzen viele Fitnesstempel mit Spinden aus lackiertem Edelholz, Garderoben-Service und angeschlossenen Bistros, in denen Eiweiß-Omelettes serviert werden. Unser Studio hingegen hat ein düsteres Osteuropa-Ambiente.
Tony erzählte also, dass Matt Damon ein paarmal die Woche kommt und ungefähr eine halbe Stunde lang trainiert. So lange, bis er schwitzt und keucht.
Und jetzt kommt das entscheidende Detail dieser Geschichte: Sein Trainingsprogramm ist weniger anstrengend als meins. Das sagte jedenfalls Tony: »Dein Pensum würde er gar nicht schaffen. Allein schon die Ausfallsprünge würden ihn völlig fertigmachen.«
Vielleicht hat Tony das nur gesagt, um mich ein bisschen aufzubauen. Vielleicht bereitet sich Matt Damon nur gerade auf einen Film vor, in dem er einen unsportlichen Mann spielt. Die Lebensgeschichte von Meat Loaf oder etwas in der Art.
Trotzdem sind das wirklich aufregende Nachrichten, die ich sofort begeistert Julie weitererzähle. Immerhin hat sie Matt Damon vor ein paar Jahren zu ihrem absoluten Lieblingsschauspieler auserkoren, nachdem sie Tom Cruise als durchgeknallt bezeichnet und ihm diesen Status entzogen hatte.
KAPITEL 13
Die Zähne
Der weite Weg zum strahlenden Lächeln
Im Rahmen von Project Health stehen natürlich auch meine Zähne an – doch dieses Thema schiebe ich nun schon seit Monaten vor mir her. Ich gehöre nämlich zu den vier von fünf Amerikanern, die Angst vorm Zahnarzt haben.
Allerdings habe ich auch Mitleid mit Zahnärzten. Es ist bestimmt nicht lustig, derart unbeliebt zu sein – ihre Zunft ist ja gewissermaßen der Lebertran des Gesundheitswesens.
Trotzdem, ich habe Angst vor ihnen. Vielleicht, weil meine ersten Begegnungen mit ihnen alles andere als erfreulich verliefen. In der fünften Klasse war ich bei einem Kieferorthopäden in Behandlung, der auf seine Weise genauso sadistisch veranlagt war wie Laurence Olivier in Marathon Man . Er sang mir grundsätzlich in der falschen Tonart hebräische Lieder vor, während ich hilflos auf dem Zahnarztstuhl saß und nicht protestieren konnte. Und sein Wartezimmer hatte er mit einer wahrhaft grausamen Zeitschriftenauswahl ausgestattet: Anstelle von Micky-Maus-Heften bot er seinen jungen Patienten lediglich diverse Ausgaben einer Fachzeitschrift für Antikmöbel an. Wahrscheinlich um ihnen die Gelegenheit zu geben, sich mit der Schönheit nordamerikanischer Kolonialmöbel des 18. Jahrhunderts vertraut zu machen.
Doch ich kann meinen Mund unmöglich länger ignorieren.
Denn dummerweise sind Zähne und Zahnfleisch eng mit dem Herz-Kreislauf-System verbunden. Eine Studie der Emory University, Atlanta, ergab eine signifikant erhöhte Sterblichkeitsrate – 23 bis 46 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe – bei Patienten, die an Zahnbettentzündung (Parodontitis) oder Zahnfleischentzündung (Gingivitis) erkrankt waren. In den Zahnzwischenräumen tummeln sich schließlich nicht weniger als 1000 verschiedene Bakterienarten. Sie können in die Blutbahn gelangen und Entzündungen und Arteriosklerose verursachen.
Ein gesundes Herz ist auch sauberen, gepflegten Zähnen zu verdanken. Ein Zusammenhang, auf dem die wissenschaftlich nicht ganz zweifelsfrei bewiesene, aber nichtsdestotrotz ziemlich erschreckende Schätzung basiert, der regelmäßige Einsatz von Zahnseide verlängere die durchschnittliche Lebenserwartung um 6,4 Jahre.
So kam es, dass ich mich in ein »Dental Spa« aufmachte. Im Internet waren gleich mehrere gelistet, und ich beschloss, eins davon auszuprobieren. Ich hatte keine genaue Vorstellung von dem, was mich dort erwarten würde, aber schon allein das Wort »Spa« wirkte so entspannend auf mich, dass ich automatisch annahm, auf eine bedeutende Weiterentwicklung des Zahnpflegesektors zu treffen.
Ich stellte mir ein
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