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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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Kopf. »Ach was. Dieses UV -Licht ist völlig ungefährlich.«
    Er schaltet die Lampe ein, und der Handstaubsauger beginnt zu summen. Eine Dreiviertelstunde später schaue ich in den Spiegel. Meine Zähne sind eindeutig ein paar Nuancen heller. Zwar wird immer noch niemand meinen Mund mit einer arktischen Schneeverwehung verwechseln, aber meine Zähne sehen besser aus als vorher.
    Als ich wieder zu Hause bin, mache ich eine kleine Internetrecherche zum Thema »Bleaching mit UV -Licht«. Erwartungsgemäß wird davon abgeraten. Laut einer im Fachblatt Photochemical & Photobiological Sciences veröffentlichten Untersuchung ist die Strahlenbelastung bei dieser Behandlung vier Mal so hoch wie bei einem Sonnenbad. Eitelkeit kann manchmal ganz schön ungesund sein.
    Am seidenen Faden
    Vor meinem Termin im Dental Spa war ich mehrfach zu einem konventionellen Zahn-Schulmediziner gepilgert, und hatte auch ein Interview mit einem Sprecher der American Dental Association geführt. Meine Frage: Wie gelingt es mir, meinen Zahnbestand in das gesündeste Gebiss der Welt zu verwandeln?
    Die Antwort besteht aus drei Teilen. Teil 1 und Teil 2 sind enttäuschend alte Hüte, weshalb ich sie hiermit gleich als Erstes abhake: Zähneputzen und Zahnseide benutzen. Da kommt man einfach nicht drum herum.
    Vor dem Beginn von Project Health hatte ich in meinem Leben vielleicht drei Mal geflosst, wie es in Kennerkreisen heißt. Ich empfand die Prozedur immer als überflüssig, fast ein bisschen angeberisch: Ich putze meine Zähne, reicht das etwa nicht? Leider nein. Man muss auch die bereits erwähnten 1000 Bakterienarten aus den Zahnzwischenräumen entfernen, um sie daran zu hindern, in den Blutkreislauf vorzudringen.
    Seit ich das weiß, benutze ich Julies Comfort-Plus-Zahnseide. Und zwar jeden Abend vor dem Zähneputzen, weil sich dann durch die Zahnseide gelöste Beläge gleich herausbürsten lassen. Wussten Sie schon, dass der korrekte Einsatz von Zahnseide kontrovers diskutiert wird? Ein Teil der Zahnseidegemeinde empfiehlt nämlich, den Faden komplett durch jeden einzelnen Zahnzwischenraum zu ziehen, um das Zahnfleisch nicht durch die Vertikalbewegungen beim Flossen zu schädigen. Ich habe diese Methode ausprobiert. Und eine ganze Szene meiner Lieblings-Sitcom länger gebraucht als sonst. Also bin ich wieder zur schlunzigen Auf-und-ab-Methode übergegangen.
    Halb amüsiert, halb besorgt registriere ich, wie schnell sich auch in Sachen Zahnpflege Selbstgefälligkeit in mir breitmacht. Gerade mal vier Wochen, nachdem ich mit der regelmäßigen Zahnseidebenutzung angefangen hatte, war ich mit einer Freundin beim Mittagessen, die mir sagte, sie hätte sich noch nie im Leben einen Faden zwischen die Zähne geschoben.
    Ich schaute sie herablassend an. Dann hörte ich mich sagen: »Wie kann man nur nicht flossen?« Der typische Eifer eines frisch Bekehrten, ich weiß.
    Doch Zahnseide ist nicht meine einzige Neuerrungenschaft – ich putze mir auch die Zähne anders als früher. Ich habe eine Zahnbürste mit weichen Borsten gekauft und mir fest vorgenommen, meine Zähne damit jedes Mal zwei Minuten zu schrubben. Zwei Minuten! Das ist nicht wenig. Normalerweise brauche ich gerade mal 20 Sekunden. Zwei Minuten, das erfordert Dalai-Lama-mäßige Geduld.
    Am besten ist es übrigens, wenn man diese zwei Minuten lang praktiziert, was Fachleute als »modifizierte Bass-Technik« bezeichnen.
    »Komm, ich bring dir was bei«, sagte ich eines Abends zu Julie, als wir beide im Bad vor dem Spiegel standen.
    »Du darfst beim Zähneputzen nicht auf und ab bürsten, als würdest du etwas ausradieren«, erklärte ich ihr. »Leg die Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel ans Zahnfleisch, führ die Bürste nach unten, dann wieder nach oben zum Zahnfleisch, wieder nach unten – jeden Zahn einzeln und immer ein paarmal auf der Stelle, so rüttelnd, als würdest du heftig zittern.«
    Sie hörte aufmerksam zu und versuchte es.
    »Na das ist ja zur Abwechslung mal was wirklich Nützliches«, sagte sie.
    »Schön zu hören.«
    »Es ist schon komisch, auf einmal zu merken, dass man eine Sache 40 Jahre lang falsch gemacht hat.«
    Ich weiß, was sie meint. Vor Project Health war mir überhaupt nicht bewusst, wie viele ganz alltägliche Dinge ich nicht richtig gemacht habe: kauen, auf Toilette gehen, Zähne putzen. Gähne ich wenigstens richtig? Und was ist mit meiner Art zu niesen? In der Schule müsste ein neues Fach eingeführt werden: Elementarwissen Lebenstechnik.
    Und nun

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