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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Adelsstand erheben.
    »Der schiere Wahnsinn«, sagt Hubertus.
    »Ein übler Zeitgenosse«, teilt uns William, der auch schon den einen oder anderen Becher intus und durch den Metkonsum ein rotes Näslein bekommen hat, weiter mit. »Da waren Herodes oder Nero nichts gegen. Gar nichts.«
    »Nein, Nero war bestimmt ein guter Kerl«, bringe ich mich nickend ein.
    »Das hab ich nicht gesagt. Aber gegen Vlad waren das alles Grünschnäbel. Er war grausam. Wusstest du, dass Vlad türkischen Gefangenen die Nasen abgeschnitten hat?«
    »Nein. Das war aber nicht nett von ihm. Warum denn ausgerechnet die Nasen?«
    William regt sich schon wieder auf und geht gar nicht auf meine Frage ein. »Dann hat er die Nasen an den Königshof nach Ungarn geschickt, um denen zu zeigen, welche Macht er hat.«
    »Konnte man die Nasen denn zuordnen?« Also, mir könnte man vierzig Nasen hinlegen, ich wüsste auf Anhieb nicht, welche zu wem gehört.
    »Haben Türken nicht immer Hakennasen?«, fragt Hubertus interessiert, auch ihm scheint an einer Aufklärung der Nasengeschichte gelegen zu sein.
    »So genau habe ich das nun auch wieder nicht verfolgt«, sagt William. »Jedenfalls war Vlad ein übler Zeitgenosse, der vor nichts haltmachte. Noch nicht mal vor Pfählungen.«
    Wenn ich mir die Weißhemden hier so anschaue, könnte ich mir
beinahe wünschen, dass Vlad hier wäre und vor nichts haltmacht. Die Nasen können wir ja Annkathrin und Bernie schicken, und die können sie dann im Zuge eines lustigen, noch zu erfindenden Gesellschaftsspiels benutzen. Vielleicht kann man das Spiel so aufbauen, dass die Nasen schwierige Betonwände hochkriechen müssen, wobei ihnen allerhand Quizfragen gestellt werden, und sie teilweise auch zurückfallen oder aus dem Spiel gekickt werden. Dann hat Bernie wenigstens auch seinen Spaß und kann sich einmal,
nur einmal
, sinnvoll einbringen und Fragen wie »Welche Bausubstanz eignet sich am besten für Hochhauskeller?« oder »Was ist ein Stahlträger?« korrekt beantworten. Versagen wird er allerdings, wenn in dem Spiel zusätzlich noch Fragen gestellt werden, die die Allgemeinbildung betreffen, so was wie: »Ist Rot eine Farbe?« oder »Wer oder was war Konrad Adenauer?«
    »Weiß sie jetzt endlich Bescheid?«, wechselt William das Thema.
    »Wie denn? Wir werden ja ständig unterbrochen. Also, Helene, wo waren wir?«
    »Nirgendwo. Wir haben noch nicht mal angefangen.«
    »Dann mach es doch kurz«, sagt William ungehalten. »Mich macht dein ausschweifendes Gehabe sowieso schon seit Jahrhunderten aggressiv. Alles muss lahm und nochmals lahm erklärt werden. Gib der Dame doch Fakten.«
    Ich bekomme sofort einen Schreck.
Dame
hat mich noch nie jemand genannt. Nur
Alte
oder
Tussi
.
    Hubertus räuspert sich. »Vor vielen, vielen Jahren, ach, was rede ich, vor etlichen Jahrzehnten, nein, nein, ich muss mich korrigieren, ich wollte natürlich sagen … «
    »Siehst du, das meine ich. Heiliger Vater, mach’s doch kurz, nur
ein Mal
, für mich.« William macht eine abfällige Handbewegung, dann sagt er zu mir: »Hier gibt es auf der einen Seite Vampire, auf der anderen Seite diejenigen, die ausbilden beziehungsweise zu Vampiren machen. Das sind auch Vampire, aber sie sind eben anders als die anderen. Alles klar?«
    »Klar.« Ich nicke. William ist wahnsinnig, so viel steht fest.
    »William, nun warte doch mal. Das ist ja wie ein Sprung ins kalte Wasser. Du überforderst sie komplett.«
    »
Du
überforderst sie. Nicht
ich

    »Ach, mich überfordert keiner von euch«, sage ich beiläufig und, wie ich hoffe, mit einem Hauch Nonchalance. Das ist ein Wort, das ich schon immer gut fand. Eine mittlerweile sehr entfernte Bekannte von mir findet das Wort
Zillertal
schön und benutzt es immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten. Sitzt sie beispielsweise im Labor ihres Hausarztes und lässt gerade einen Streptokokkenabstrich machen, sagt sie: »Im Zillertal würde das aber schneller gehen.«
    »Es gibt also fürwahr Unterschiede«, fährt William geschäftig fort und zunzelt am Stoff seines Kilts herum, was ihn ein wenig weibisch wirken lässt. »Die einen von uns sind Gute, die anderen von uns sind Böse. Also gute und böse Vampire. Die Bösen bleiben für immer und haben keine Möglichkeit mehr zurückzugehen. Die Guten schon. Also es gibt mal die Guten, mal die Bösen.«
    »Das ist oft so.« Gott, geht der mir auf die Eierstöcke. Dieses Gefasel wird mich noch umbringen, was vielleicht sogar besser ist. Kann er nicht mal einen

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