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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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am liebsten laut lachen möchte, aber weil ich meine Gesichtsmuskeln noch ein bisschen behalten will, lasse ich es bleiben.
    Der erste Name, der mir prompt einfällt, ist Goske van Reckenberg. Dieser widerliche Kerl, er war der Sohn der Herbergseltern in Waldmichelbach im Odenwald, ich erwähnte ihn ja bereits. Ich frage mich heute noch, was in diese Eltern gefahren sein muss, einen Sohn
Goske
zu nennen. Da ist doch Versagen vorprogrammiert. Goske ist so ähnlich wie Bernie: Man macht sich über den Namen lustig. Aber vielleicht hatten Goskes Eltern ein Faible für Norddeutschland oder waren sadistisch veranlagt; es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Jedenfalls hat Goske damals gegen Bezahlung durch meine Klassenkameradinnen diese nichtabwaschbaren Filzmaler besorgt, mit denen mein Rücken laienhaft bekritzelt wurde. Goske hatte fette Mitesser im ganzen Gesicht, die teilweise aus der Haut herausstanden wie Stifte. Goske hatte Eltern, die es nie überwunden haben, als Herbergseltern zu enden, was ich damals schon nicht nachvollziehen konnte – was um alles in der Welt hätten sie denn sonst machen sollen? –, und Goske hatte ein Zimmer, in dem er Lurche züchtete. Die Viecher waren eklig und glibberig, und manchmal rannte Goske hinter uns her, um uns die Lurche in den Halsausschnitt am Rücken zu stecken, etwas, das andere Jungs in diesem Alter nur mit zerdrückten Hagebutten zu tun pflegen. Und er hat meine Haare verunstaltet!
    Plötzlich interessiert es mich brennend, was Goske wohl heute macht. Bestimmt hat er die Jugendherberge übernommen, ist
gramgebeugt, weil er noch keine Frau abbekommen hat, und ärgert sich über die verrohte Jugend, die mittlerweile nicht mehr vor ihm weg-, sondern hinter ihm herläuft, um ihn zu treten. Goske wird einen Buckel haben und
Der Glöckner
genannt werden. Ja, Goske kommt auf die Liste, unbedingt.
    Ich überlege kurz, Bernie und Annkathrin auch aufzuschreiben, verwerfe diesen Gedanken aber wieder, weil ich es mir nicht zu einfach machen möchte. Aber Isolde ist die Nummer zwei. So ohne weiteres gibt man einer Helene Messmer keine Ohrfeige.
    Günter Strack ist der Nächste, weil er mich als Onkel Ludwig in den
Drombuschs
immer so aufgeregt hat. Kuhäugig hat er sich alles gefallen lassen und trotzdem oder deswegen nichts auf die Reihe gekriegt. Von niemandem wurde er ernst genommen, nur ein bisschen in einer der späteren Folgen, als er mit der Karussellbesitzerin Herma Hohenscheid liiert war. Die beiden hockten in einer Kassenbude auf dem Darmstädter Heinerfest und waren stets in Sorge ums taubstumme Yvonnche, das von seinem Bruder, dem bösen Karlheinz Boxheimer, getriezt wurde. Ich schlucke ein wenig Tinte hinunter, weil ich gedankenverloren an der Feder gekaut habe, was ich früher schon immer tat, und dann fällt mir ein, dass Günter Strack ja schon seit einigen Jahren tot ist. Und ich brauche ja lebende Personen. Gut, das sollte kein Problem sein. Witta Pohl, also Vera Drombusch, war in der Serie noch schlimmer mit ihren bekloppten weisen Sprüchen: »Niemand hat uns versprochen, dass das Leben ein Zuckerschlecken ist.« Oder als ihre Tochter Marion in einem Nachtclub arbeitet und sagt: »Meinem Geld sieht man es nicht an, wie ich es verdiene«, da sagt Vera: »Aber deinem Gesicht.« Furchtbar, furchtbar, furchtbar. Diese Frau Pohl werde ich mir vorknöpfen. Tief in meinem Innern weiß ich natürlich, dass sie ja für das Drehbuch nichts kann, und Geld verdienen muss schließlich jeder, aber trotzdem hätte sie es ablehnen müssen. Diese Familiensaga ist meines Erachtens eine Zumutung fürs Auge und für die Psyche, von den Regiefehlern, auf die ich jetzt nicht näher eingehen werde, mal ganz abgesehen.
    So, drei Personen hab ich schon. Nummer vier ist Friederike Kohlmeyer. O ja, das ist sie. Diese Person hat mir völlig hirnverbrannte Fragen gestellt, damals, nachdem ich meinen Führerschein abgeben und zum Idiotentest musste. Zu ihr, dieser psychologisch geschulten Mitarbeiterin, die mir unsympathisch war, bevor ich sie nur gesehen habe, da ihr widerliches Parfüm durch die Tür waberte. Friederike thronte in einem ökologisch wertvoll eingerichteten Büro, hatte raspelkurz geschnittene karottenrote Haare und eine randlose Brille, die vorn auf der Nase saß und von einer Kette aus bestimmt biologischem Anbau gehalten wurde. Ihre Hände sahen aus, als hätte sie drei Jahre am Stück mit Birte im Nutzgarten frohlockt, und sie trug einen südamerikanischen Poncho, der

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