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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Aufdruck
Kleine Brötchen backen andere
in die Bredouille zu bringen, was ich immer sehr befriedigend finde. Andererseits könnte die Weiland ja auch ein schweres Schicksal hinter sich haben. Sie könnte von ihren Eltern gezwungen worden sein, als sechzehnjähriges Mädchen in den Sommerferien im Kibbuz Baumwolle zu pflücken, ohne Entgelt natürlich. Wurde sie aber
nicht. Wir hassen uns, seit wir uns kennen, und das ist schon eine lange Zeit. Die Weiland ist eine giftige Krähe, die es zu vernichten gilt. So habe ich meine Nummer sechs. Oh, ich werde es auskosten, zur Weiland in die Bäckerei zu stiefeln und sie erst mal komplett zu verunsichern, weil ich das Kleingeld für sechs Milchbrötchen passend habe. Sie wird völlig durcheinander sein, weil sie ja nur große Scheine von mir gewöhnt ist, und darüber vergessen, dass sie ja eigentlich immer sagt, dass »Milch schon aus ist«. Vielleicht verlange ich aber Laugenbrezeln oder eine Erdbeerschnitte, das habe ich bislang noch nie getan. Und dann wird die Weiland sich umgucken.
    So. Noch vier.
    Ines und Ingmar Harnke. Ha! Dass ich darauf nicht schon früher gekommen bin! Genannt wurden sie immer nur die I-Gitts, und das aus gutem Grunde. Die I-Gitts wohnten bei meiner Mutter und mir gegenüber, sie führen bis heute ein Bestattungsunternehmen. Als Kind hatte ich schreckliche Angst vor ihnen und wechselte grundsätzlich die Straßenseite, wenn sie vor ihrem Laden standen. Sie rochen nach Verwesung. Ein bisschen wie die Leute hier, wahrscheinlich sind mir deswegen die Namen eingefallen. Urlaub machten sie nur in der urlaubsfreien Zeit, und schon gar nicht im Sommer, weil »da die Motorradfahrer wie die Gestörten losrasen und sich in der nächsten Kurve überschlagen, da kommt Geld in die Kasse«. Manchmal fuhren sie auch am Wochenende die beliebten Motorradstrecken ab, um gleich zur Stelle zu sein und der Polizei ihre Visitenkarte in die Hand zu drücken, »falls eine günstige Bestattung gebraucht wird«. Von wegen günstig! Jeden Furz ließen die sich bezahlen. Und dafür müssen
sie
jetzt bezahlen. Widerlinge. Die haben immer nur gehofft, dass jemand abkratzt. Die beste Geschichte war die, als meine Mutter mal im Krankenhaus war, da haben sie bei den Nachbarn geklingelt und gefragt, ob »die Frau Messmer denn nun tot ist oder
etwa nur
im Urlaub«. Ist denn das die Möglichkeit! Bin ich froh, dass mir die I-Gitts eingefallen sind.
    Währenddessen hat Sigrun schon weitergekeift: »Du gehst mir mit deiner Sparsamkeit auf den Senkel«, sagt sie gerade. »Nichts darf man sich gönnen. Ich brauche schon seit Ewigkeiten einen neuen Staubsauger, aber ich muss immer noch dieses vorsintflutliche Modell benutzen, für das es kaum noch Auffangbeutel gibt. Ja, soll ich mir den Dreck denn in den Rock stecken wie ein Känguru? Möchtest du, dass ich ein Beuteltier werde und vor dir herumhüpfe? Dann sag es einfach, dann haben wir das geklärt.«
    »Übertreib doch nicht immer so maßlos«, sagt Hubertus und schüttelt den Kopf. »Du wolltest doch unbedingt diesen Vampyrette-Staubsauger haben, nicht wir.«
    »Aber nicht dieses Vorkriegsmodell! Das Ding saugt ja nur das auf, was es gerade will. Es würde
euch
aufsaugen, wenn ihm danach wäre. Ich fordere einen neuen Staubsauger, einen guten, einen, der so richtig was draufhat. Am liebsten einen Industriesauger. Die saugen sogar Beton auf.«
    Das muss ich Bernie erzählen. Aber erst schreibe ich die I-Gitts auf. Nicht, dass ich das wieder vergesse.
    Und jetzt, wo ich nur noch zwei Namen frei habe, wähle ich doch spontan Bernie und Annkathrin, vielleicht, weil ich es mir doch einfach machen will. Oder, weil sie es einfach verdient haben. Eine Helene Messmer verjagt man nicht einfach so von einer Hochzeit, für die sie sich extra freigenommen hat.
    »Fertig.« Stolz halte ich Hubertus den Zettel hin.
    »Oh, das ging aber schnell.« Interessiert liest er sich die Namen durch.
    »Lies doch mal vor«, sagt William.
    »Was geht dich das an?« Hubertus faltet den Zettel zusammen.
    »Hol du lieber Ali.«
    »Ali? Der liegt doch immer noch mit einer Blutvergiftung flach.« »Nein, es geht ihm schon wieder besser. Hol ihn einfach. Ali ist ein guter Junge.« Der letzte Satz gilt mir.
    Ich bin irritiert. »Was soll ich denn mit Ali, und wer ist das überhaupt?
Außerdem weiß ich nicht, wie ich mit Leuten umgehen soll, die eine Blutvergiftung haben.«
    »Er
hatte
eine. Das war alles nur halb so wild. Ali stellt sich immer etwas

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