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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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unbemerkt eine Flüssigkeit injiziert?
    Schön wäre es natürlich auch, am Geburtstag mit einigen guten Freunden gemeinsam zu kochen – welche Freunde? Egal, darüber denke ich später nach – vielleicht … vielleicht sogar Forelle; möglicherweise lade ich Ali ja auch ein, das wäre doch nett von mir. Oder Raclette. Also nicht Raclette einladen, sondern essen. Da muss man nicht dauernd aufstehen, sondern alles kann wunderbar vorbereitet werden, das hat Annkathrin zumindest mal gesagt. Annkathrin, die ich ja jetzt hasse … oder doch nicht, ach, man muss auch mal Fünfe gerade sein lassen. Kilian und Friederike haben bestimmt auch ihre guten Seiten, Isolde sowieso, und die I-Gitts, herrje, solche muss es ja auch geben, oder? Goske, nun ja … also Goske … ist doch eigentlich ein ganz netter Kerl, vielleicht war ich damals auch ein wenig zu grob zu ihm, möglicherweise auch zu dieser Frau, wie hieß sie nur? Das hab ich doch glatt vergessen, jedenfalls die Frau von diesem Marktforschungsunternehmen … war ich zu böse zu ihr, weil ich ihr an den Kopf geknallt habe, dass ich nicht für ihr Studium verantwortlich bin? Ach, ist das Leben nicht schön, so schön? Und ich könnte mich doch mit allen wieder vertragen, dann leben wir in einem großen Haus, alle miteinander, und sitzen abends an einem langen Küchentisch, auf dem eine gelbe Tischdecke liegt, und diskutieren über Gott und die Welt, und dann –
    Hubertus hört abrupt auf, mich zu küssen. Auf einmal sind auch meine Knie gar nicht mehr so weich wie eben gerade noch, und ich räuspere mich, um der Situation etwas von diesem Wundervollen zu nehmen, das sie gerade noch hatte. O ja, nach ein paar Sekunden bin ich wieder ganz die Alte. Ich kann selbstständig stehen, und auch mein Herz flattert nicht mehr. Weihnachten!
Herbst! Vertragen mit allen! Schnell vergessen. Das kann ich ja ganz gut.
    Aber dann schaue ich in Hubertus’ wunderschöne Augen und bin wieder durcheinander, woraufhin ich beschließe, ihn einfach niemals mehr direkt anzusehen, und halte das für einen guten Plan. Ich sammele mich. So geht das nicht. Mit mir bitte nicht. Das Gefühl schwächt etwas ab, aber es bleibt genug davon zurück, um mich völlig zu verunsichern.
    Die anderen glotzen uns an und sagen gar nichts. Ich nehme an, sie sind entweder genauso überrascht wie ich oder neidisch, wobei ich auf Letzteres tippe.
    Hubertus lächelt mich an. Er fragt: »Hast du eigentlich jemals jemanden geliebt? Ich meine, so wirklich?« Dann wendet er sich ab von mir.

18

     
    Kurze Zeit später habe ich mich wieder einigermaßen gefangen. Wir sitzen jetzt nicht mehr wie in einem
    Gerichtssaal, sondern im Kreis beieinander und diskutieren, und langsam, aber sicher laufe ich zu alter Form auf, was auch mit daran liegt, dass mir immer mehr Sachen einfallen, die diese drei Sünder verbrochen haben und durch die ich Schaden genommen habe. Hubertus und seine Liebesfrage verdränge ich. Vielmehr denke ich darüber nach, wie man Goske, Friederike und Kilian für immer die Mäuler stopfen kann, jedenfalls zwinge ich mich dazu, so zu denken. Wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, werde ich William fragen, der kennt sich mit so etwas bestimmt aus. Aber momentan ist das ungünstig, denn William ist voll in die Diskussion einbezogen, außerdem sitzt er zu weit weg von mir.
    Wir sind gerade bei Goske und der Klassenfahrt nach Waldmichelbach, und ich habe erzählt, dass Goske mir unter anderem in der zweiten Nacht die Haare im Schlaf gebleicht hat, was bei mir bleibende traumatische Folgen hatte, jedenfalls behaupte ich das mal. Aber Goske will sich schon seit zehn Minuten herausreden.
    »Andere bekommen die Haare im Schlaf wenigstens nur abgeschnitten«, fahre ich ihn an. »Aber du musstest ja gleich einen Schritt weitergehen und sie mir bleichen.«
    »Es fällt mir jetzt schwer, das nachzuvollziehen«, sagt Sigrun bedächtig. »Warum ist es schlimmer, Haare zu bleichen statt sie abzuschneiden?«
    »Weil es anders ist als das, was mit den anderen Mädchen gemacht wurde«, informiere ich Sigrun, die im Übrigen dabei ist, Strümpfe
zu stopfen und dabei auch noch so aussieht, als würde ihr das unheimlich viel Spaß machen. Sie hat eine Märtyrermiene aufgesetzt, die mich total aggressiv macht. Wenigstens das. Wenigstens schleicht sich die Aggression wieder bei mir ein. Es muss jetzt aufwärts gehen!
    Nach und nach gesellen sich die Weißhemden zu uns, stoßen unverständliche Laute aus, tasten nach den

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