Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
rief er sich zur Ordnung
und blickte auf den Boden. Entsetzen machte sich in ihm breit. Da war ein Blutspritzer
auf seinem Schuh! Er erinnerte sich daran, dass Elena ihn etwas gefragt hatte.
»Ja, ja,
genau«, sagte er. »Muss ich nicht.« Elena blinzelte verwirrt und öffnete leicht
ihren Mund. Oh, wie gern würde Johann … Er schloss die Augen. Irgendwie musste er
Elenas Aufmerksamkeit ablenken, um den Blutspritzer zu entfernen.
»Ist alles
in Ordnung?«, fragte sie. Ihre großen Augen sahen ihn besorgt an.
Johann nickte
heftig, während er die Schuhspitze am Hosenbein rieb und alle Gedanken an Elenas
Augen, ihre Locken oder ihren Mund aus seinem Kopf verbannte. »Klar. Keine Arbeit
heute, sozusagen frei. Alles prima. Toll.«
Der Blutspritzer
auf seinem Schuh wurde immer größer. Johann hatte das Gefühl, er würde sich riesig
aufblähen und Elena im nächsten Augenblick ins Gesicht springen. Es konnte sich
nur noch um Sekunden handeln, bis sie ihn entdeckte. Es half nichts. Auch wenn er
am liebsten noch stundenlang mit ihr geplaudert hätte, die Gefahr war zu groß.
Abrupt drehte
er sich zur Seite. »Ich muss los«, sagte er und hastete davon.
»Hey!«,
rief Elena ihm hinterher, aber darauf konnte er nicht mehr antworten. Er musste
weg, bevor Elena ihn als Verbrecher entlarvte und nie wieder ein Wort mit ihm sprach.
Elena, die schönste Frau der Welt, die Frau seiner Träume, die Liebe seines Lebens.
Johann lief
schneller und schneller. Er sprang ins Auto, ließ den Motor an und gab Gas. Im Wegfahren
winkte er Elena zu und betete, dass sie ihm seine Flucht nicht übel nahm. Aber was
hätte er sonst tun können?
Sie küssen,
schlug eine innere Stimme vor, die Bruce Willis überraschend ähnlich klang. Vor
Schreck verriss Johann beinahe das Steuer. Sie küssen! Das hätte einiges an Mut
abverlangt. Andererseits hätte es sie sicherlich fantastisch von dem Blutfleck abgelenkt.
»Mist!«
Johann schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. Zu dumm, dass ihm das erst jetzt
einfiel. Er fuhr in Lendnitz in den Kreisverkehr ein und hoffte, dass dieser Unglückstag
bald vorbei war.
*
Hoffentlich ist Tag 137 bald vorbei,
dachte Hauptkommissar Reichel. Tag 137 hatte gute Chancen, noch schlimmer zu werden
als Tag 138. Er stand zusammen mit Huber vor Bachmeiers Haus und bereitete sich
innerlich auf die Befragung vor.
»Was macht
seine Frau eigentlich? Diese Amalie Bachmaier?«, fragte er seinen Assistenten, während
er zum dritten Mal auf die Klingel drückte. »Arbeitet sie?«
»Soweit
ich weiß, ist sie Hausfrau«, erklärte Huber. »Aber sie engagiert sich in allen möglichen
Klubs und sozialen Vereinen.«
»Hm.« Inspektor
Reichel wusste nicht, was er von solchen Frauen halten sollte. Seine erste Frau
war ein äußerst beliebtes Mitglied im Rotary Club gewesen. Nach zwei Jahren Ehe
hatte sie Reichel wegen des Präsidenten verlassen. Nein, diese Sache mit Amalie
Bachmaier lief gar nicht gut an.
»Dann ist
sie wahrscheinlich nicht zu Hause.« Der Kommissar wollte schon wieder gehen, da
wurde die Tür von der dicksten Frau, die er je im Leben gesehen hatte, geöffnet.
Allein ihre Brüste, die den knappen Turnanzug zu sprengen drohten, mussten 20 Kilo
wiegen, schoss es Reichel durch den Kopf. Die Frau taumelte leicht und Reichel wich
unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Frau Bachmaier?«,
fragte er vorsichtig.
Sie schaute
ihn mit glasigen Augen an und fiel gegen den Türrahmen.
»Hallo,
schöner Mann«, säuselte sie.
»Alles in
Ordnung mit Ihnen?«
Frau Bachmaier
kicherte und trat schwankend zurück. »Kommen Sie doch herein«, hauchte sie und wickelte
sich die Krawatte des Kommissars um den Finger. Reichel schluckte. Ihm behagte die
Situation ganz und gar nicht. Aber Ermittlungen waren Ermittlungen, und Huber würde
sich die nächsten 137 Tage über ihn lustig machen, wenn er sich von einer dicken
Frau in Turnanzug und dauergewellten Haaren in die Flucht schlagen ließ.
Er folgte
Amalie Bachmaier in die Wohnung und nahm ihr gegenüber am Küchentisch Platz.
»Es geht
um Ihren Mann«, eröffnete er das Gespräch.
Frau Bachmaier
lächelte ihn an. »Sie sind wirklich ein hübscher Kerl«, sagte sie mit schwerer Zunge
und legte ihre Hand auf Reichels Arm.
Huber schlug
die Hand vor den Mund. Der Hauptkommissar hatte das Kichern trotzdem deutlich hören
können. Er räusperte sich. »Ihr Mann, Frau Bachmaier«, begann er von Neuem.
Frau Bachmaier
beugte sich soweit vor, dass Reichel mehr von
Weitere Kostenlose Bücher