Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
»Ist das wirklich Kokain?
Wer weiß, ob der Kerl davon stirbt!« Nicht, dass sie besonders großes Mitleid mit
dem Irren hatte. Nicht, nachdem er sie vergangene Nacht beinahe ermordet hatte.
Aber sie war fest davon überzeugt, dass Martin sich mit seiner Aktion in Teufels
Küche brachte. Wenn der Mann Drogenkurier war, hatte er Verbindungsleute, die ihn
vermissen würden. Und die Spur führte direkt … Natalie schluckte und strich sich
eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Die werden ihn suchen!«
Martin blickte
auf. »Wer? Mädel, du redest manchmal einen Scheiß, das ist echt nicht zu glauben!«
»Na, seine
Komplizen. Der hat doch bestimmt welche. Und die suchen ihn und finden uns. Was
meinst du, was diese Kriminellen mit uns anstellen werden? Die bringen uns um!«
»Zum zehnten
Mal: Halt den Mund!« Wütend drehte er sich zu ihr um und Natalie wurde still. Angespannt
rieb sie ihre Hände aneinander und wünschte sich, ihre Großmutter nie verlassen
zu haben.
»Außerdem
suchen diese Komplizen nicht uns, sondern wir sie. Genau deshalb habe ich unserem
Freund hier das Zeug gespritzt.« Er nahm dem Bewusstlosen Augenbinde und Knebel
ab und tätschelte leicht seine Wange. »Aufwachen, Kumpel. Ich interessier mich für
ein paar Details aus deinem Drogenhändlerleben.«
Der Mann
gab einen brummenden Laut von sich, und Natalie trat einen Schritt zurück. Sie stand
in der Tür zum Flur und machte sich bereit, bei Gefahr loszusprinten.
Martin grinste.
»Na, das sieht doch schon ganz gut aus«, sagte er leise.
»Eeey«,
nuschelte der Mann auf dem Bett und öffnete die Augen. Seine Pupillen waren stark
erweitert und sein Blick rutschte an allem ab. Trotzdem fühlte Natalie sich nicht
wohl bei dem Gedanken, dass der Psychopath sie ansehen könnte.
»So, mein
Freund. Wie war das mit den Drogen? Woher hast du sie? Wo kommst du überhaupt her?«
»Saaau«,
gab der Mann noch etwas unartikuliert von sich. »Schschschweeiiiiiinn.«
»Ja, genau,
so wird das was. Sprich mit mir. Drogen, Kumpel. Drogen«, flüsterte Martin.
»Schloss«,
kam die Antwort. »Scheißschloss.«
Natalie
musste sich anstrengen, um etwas verstehen zu können, aber Martin schien hochzufrieden
zu sein.
»Das Schloss,
was? Du meinst bestimmt das Schlosshotel. Das ist ja interessant.« Er konnte gar
nicht mehr aufhören zu grinsen und beugte sich noch weiter zu dem Psychopathen hinunter.
»Hast du
da einen Verbindungsmann? Jemanden, der dich mit Drogen versorgt? Im Schlosshotel?
Komm schon, red mit mir.«
»Nnnngggh.
Scheiße.«
Martin tätschelte
dem Mann noch einmal die Wange und horchte auf etwas, das Natalie von ihrer Position
im Flur nicht verstehen konnte.
Martin hatte
doch nicht ernsthaft vor, sich mit Drogendealern anzulegen?
*
»Sie haben doch nicht ernsthaft
vor, sich mit mir anzulegen?«, grummelte Hauptkommissar Reichel. Vor Harald Moschiks
Krankenzimmer stellte sich ihm ein hagerer Arzt mit Goldbrille in den Weg.
»Entschuldigen
Sie, aber Besuch ist momentan nicht gestattet.«
»Polizei,
verdammt noch mal«, erwiderte der Kommissar und zückte seinen Dienstausweis. Er
war gerade um ein Haar dem weiblichen Tod entronnen und hatte einen Mord aufzuklären.
Möglicherweise zumindest. Jedenfalls würde ihn so ein dämlicher Weißkittel nicht
aufhalten.
»Mein Patient
braucht absolute Ruhe.«
»Ihr Patient
hat in unserer Dienststelle angerufen.«
»Ja, nun.
Ich kann nicht jeden der Schritte meiner Patienten überwachen.« Der Arzt wirkte
etwas verschnupft.
»Dann schlage
ich vor, Sie gehen sich jetzt einen Kaffee holen und überwachen auch unsere Schritte
nicht.«
»Hören Sie
mal!«, begann der Mann, doch Reichel schob sich einfach an ihm vorbei ins Zimmer.
»Entschuldigung«,
flüsterte Huber dem Arzt zu und drängte sich hinter Reichel her.
»Ich muss
doch sehr bitten!«, mischte sich der Weißkittel weiter ein, aber Reichel schlug
ihm die Tür vor der Nase zu. Sein Tag war ohne diesen Trottel schlimm genug.
»Herr Moschik«,
begrüßte Reichel den im Bett Liegenden. Man hatte seinen Kopf verbunden und ihn
an einen Tropf angeschlossen. Der Mann sah reichlich unglücklich aus.
»Ach, Herr
Kommissar. Gut, dass Sie da sind«, rief er, als er die beiden Polizisten sah, und
versuchte sich aufzusetzen.
»Sie haben
einen Mord gemeldet?«
»Ganz genau.
Einen Mord. Unser Küchenchef Karl Bachmaier ist tot. Umgebracht von diesem widerwärtigen
Lehrling Johann Mühlbauer.«
»Und das
haben Sie gesehen?«
»Mit
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