Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
Tür.
Er erinnerte
sich an jedes Wort, das Elena gestern zu ihm gesagt hatte. Wie könnte er ihre wunderbare
Stimme vergessen? Für Elena war er ein Mann. Für sie wollte er einer sein. Johann
atmete tief durch und stieg aus dem Auto. Es roch nach Wald, Heu und Gülle.
Was hatte
Elena gestern nicht über diese Jauchegrube, die nur einmal im Jahr geleert wurde,
geflucht. Die Entfernung zum Haus und der Gestank würden dafür sorgen, dass sich
nicht einmal der hartnäckigste Polizist in ihre Nähe trauen würde. Zumindest nicht
ohne Gasmaske.
Es war das
perfekte Versteck für zwei Leichen. Das Schwein gehörte ohnehin dem Bauern, nahm
Johann an. Sonst besaß niemand Schweine in Lendnitz und Johann hatte den Verdacht,
dass die kleinen schwarzen Augen dieselben waren, die ihn tags zuvor so heimtückisch
angefunkelt hatten.
Glücklicherweise
kamen auf der Klagenfurter Straße nicht viele Autos vorbei. Der einzige Nachbar
war das Moulin Rouge, dessen Neonreklame erst einige hundert Meter weiter blinkte.
Er war ungestört.
Als erstes
wollte Johann seinen Chef entsorgen. Mit toten Schweinen hatte er als angehender
Koch berufsmäßig zu tun, mit toten Vorgesetzten weniger. Die Bachmaier-Leiche machte
ihm Angst. Er schnappte sich nacheinander die drei Plastiktüten, in denen der Chefkoch
verstaut war, und warf sie über den Holzzaun. Anschließend sprang er selbst hinüber
und schleifte Bachmaier hinter sich her zur Jauchegrube. Der Güllegestank wurde
immer unerträglicher, sodass Johann nur noch durch den Mund atmete. An der Grube
angekommen, beeilte er sich, die Säcke hineinzuwerfen, und trat hastig den Rückzug
an. Während er zum Auto zurückjoggte, zog er sein T-Shirt hoch, bis es ihm über
die Nase reichte.
Als Nächstes
kam das Schwein an die Reihe. Es war schwerer als Bachmaier und Johann taten bald
die Arme weh. Es war anstrengend, die Plastiksäcke über das Feld zu schleifen. Gleichzeitig
raubte ihm das T-Shirt vor seiner Nase die Luft. Es hielt zwar den Gestank teilweise
fern, ließ ihn aber auch schlechter atmen. Johanns Augen begannen zu tränen und
er kam ins Straucheln. Warum mussten ausgerechnet ihm diese Sachen passieren? Das
Schicksal war nicht fair! Knapp vor der Jauchegrube entglitt ihm einer der Beutel.
Der Schweinekopf kullerte heraus, die kleinen Äuglein starrten ihn vorwurfsvoll
an. »’tschuldigung«, flüsterte Johann, legte kurz die Hand über seine Augen, um
nicht hinsehen zu müssen, und gab dem Schweinekopf einen Tritt, sodass er in die
Jauchegrube geschleudert wurde. Endlich war er die Sau los. Die übrigen Säcke warf
er hinterher und lief schwer atmend zurück zum Auto.
»Johann?
Hallo«, hörte er in diesem Moment jemanden rufen und bekam fast einen Herzinfarkt.
Er drehte
sich um und wäre am liebsten im Boden versunken. Elena. Nicht nur eine potenzielle
Zeugin, nein, die schönste Frau der Welt. Wieder ein gemeiner Schachzug des Schicksals,
dass er sie ausgerechnet jetzt treffen musste. Es war mehr als ungerecht. Gerade
nachdem er seinen Chef und ein Schwein sozusagen beerdigt hatte. Fröhlich kam Elena
auf ihn zugesprungen.
»Servas«,
stammelte Johann. Sein ohnehin schon vor Anstrengung roter Kopf wurde eine Spur
dunkler. »Ich wusste gar nicht, dass du hier bist.« Er hätte sich ohrfeigen können.
Natürlich war sie hier. Im Gegensatz zu ihm hatte sie jedes Recht, sich auf dem
Grund und Boden des Bauernhofs aufzuhalten.
»Hi«, sagte
Elena zur Begrüßung und reichte ihm die Hand. Verstohlen wischte Johann seine feuchten
Handflächen an der Hose ab. Oh Gott, was, wenn er Blut an den Händen hatte? Ihm
wurde schlecht. Zaghaft drückte er ihre Hand und zog seine schnell wieder weg. Elena
schien sein Verhalten nicht ungewöhnlich zu finden.
»Was machst
du hier?«, fragte sie und strahlte ihn aus ihren dunklen Augen an, dass ihm gleich
noch schwummriger zumute wurde.
Johann versuchte,
seine Kleidung unauffällig auf verräterische Spuren zu untersuchen und gleichzeitig
so natürlich wie möglich auszusehen. Das endete damit, dass er höllisch beschäftigt
war und ihre Fragen nicht mitbekam.
»Ich, äh
… Ich. Nach Hause«, antwortete er auf gut Glück.
»Oh. Kommst
du von der Arbeit?« Elena verhielt sich ganz entspannt. Sie warf ihre dicken Locken
zurück, sodass Johann sehen konnte, wie die Sonne sich in ihnen verfing und einen
goldbraunen Schimmer auf sie legte. Sehnsüchtig dachte er daran, wie gern er mit
seiner Hand durch diese Haarpracht fahren würde. Gedanklich
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