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Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)

Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothea Böhme
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Willis sich nie herumschlagen. Er zückte
in der ›Stirb langsam‹-Reihe einfach seine Polizeimarke und alles war in Butter.
    Johann kratzte
sich am Kopf und fragte so beiläufig wie möglich: »Kann ich vielleicht dein Auto
bekommen?«
    »Wofür brauchst
du es denn?«, wollte seine Mutter dann auch prompt wissen, während sie vor dem Spiegel
einen neuen Blazer anprobierte.
    »Für … also
…«, stammelte Johann. Er wurde rot und fügte schnell hinzu: »Siehst super aus. Sehr
intellektuell. Und zuverlässig.« Seit seine Mutter diesen neuen Job in der Bibliothek
angenommen hatte, war ihr seriöses Auftreten wichtig geworden.
    »Nicht wahr?«
Sie drehte sich einmal um sich selbst und tätschelte Johann die Wange.
    »Natürlich
kriegst du das Auto«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. »Du kannst sie aber auch gern
mal mitbringen.«
    Johann blinzelte
und öffnete den Mund, um zu protestieren, da fiel ihm ein, dass das nicht die schlechteste
Lösung war.
    »Aber bleib
nicht zu lange weg. Ich hab später noch ein Date, da brauch ich den Wagen!«
    Was auch
sonst. Das Liebesleben seiner Mutter war bisher interessanter gewesen als sein eigenes.
Johann seufzte und schnappte sich den Autoschlüssel.
    Der rote
Polo parkte direkt vor der Haustür und Johann wendete ihn sorgfältig in drei Zügen,
wie er es in der Fahrschule gelernt hatte.
    Auch mit
30 Stundenkilometern brauchte er kaum mehr als fünf Minuten bis zum Schlosshotel.
Die Sonne fiel schräg über dem Dach ein und Johann musste die Augen zusammenkneifen,
so hässlich war das Gebäude. Der Architekt hatte sich an Wörthersee-Architektur
versucht, vermutlich um Lendnitz ein klein wenig Glanz zu geben und das Schlosshotel
noch näher an sein großes Vorbild heranzurücken. Was jedoch in Velden, Pörtschach
oder auch Krumpendorf von Fachleuten gebaut in Eleganz erstrahlte, war in Lendnitz
durch einen unfähigen Menschen zu überbordendem Kitsch geworden. Türmchen links
und rechts, oben und unten, hinten und vorn, der unbekannte Architekt hatte sie
alle übertrumpfen wollen. Johann verzog den Mund und war froh, auf den prunklosen
Parkplatz des Hintereingangs einzubiegen.
    Niemand
zu sehen. Johann öffnete die Tür und schlich durch den Flur zum Kühlraum. Wie Bruce,
als er sich allein durch ein Hochhaus voller Terroristen bewegen musste. Oder ein
Raumschiff voller angriffslustiger Außerirdischer. Sein Anflug von Heroismus hielt
so lange, bis er im Tiefkühlraum stand. Wenn jemand ihn entdeckte, hatte er kein
Maschinengewehr zur Abwehr, er konnte höchstens mit Schweinefüßen werfen.
    Seine Hände
begannen zu schwitzen, und der Plastiksack, in dem sich ein Teil Bachmaiers befand,
entglitt seinen Fingern. Johann zog sich seinen Pullover aus, den er um die Hüften
band. Glücklicherweise war das Schlosshotel immer noch wie ausgestorben. Das war
gut, denn er brauchte eine ganze Weile, um den Kadaver und die Leiche im Kofferraum
des Polos zu verstauen. Auch stückchenweise wogen ein ausgewachsenes Schwein und
ein übergewichtiger Koch eine Menge.
    Er warf
die Heckklappe zu und wischte sich mit dem Ärmel seines T-Shirts über die Stirn.
Dann setzte er sich hinters Steuer. Sein Hals war wie zugeschnürt. Die kurzen Haare
im Nacken, in denen der Schweiß hängenblieb, juckten.
    Während
er im Schneckentempo durch Lendnitz kurvte, blickte er alle fünf Sekunden in den
Rückspiegel. Nur nicht auffallen. Nur nicht von der Polizei angehalten werden. Johann
bog auf die Klagenfurter Straße ein. Jeden Augenblick konnten Sirenen und Blaulicht
auftauchen. Die gefürchteten Worte: Könnten Sie bitte den Kofferraum aufmachen?
    Die nervliche
Anspannung zerriss ihn. Was hatte er sich bei dieser unsinnigen Aktion gedacht?
Wie war er überhaupt auf so eine verrückte Idee gekommen? Dafür war er nicht der
Richtige. Mochte er noch so oft von Bruce Willis träumen, er war Johann Mühlbauer.
Und für Johann Mühlbauer war klar, dass er Leichen, Blut und Mord liebend gern gegen
Ruhe, Frieden und Langeweile getauscht hätte.
    Mit beiden
Händen umklammerte er jetzt das Lenkrad. Aber weder ein Polizeiauto noch Harald
Moschik, der ihn anzeigen wollte, tauchten auf. Unbehelligt parkte er das Auto seiner
Mutter am Straßenrand, etwa 200 Meter hinter dem Moserhof. Er stellte den Motor
ab und verharrte für einige Minuten regungslos hinter dem Steuer, bis er sicher
sein konnte, dass ihm niemand gefolgt war. Dann erst löste er langsam die verkrampften
Hände vom Lenkrad und öffnete vorsichtig die

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