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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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er gedanklich zu diesem Punkt kam, machte es in
seinem Kopf fast hörbar ›Päng‹. Kein Mensch hatte bis zu diesem Zeitpunkt
gewusst, dass der Fritz an einer Herzattacke gestorben war. Was also, so dachte
sich der Strobel jetzt, wenn die Fellners nicht an die Selbstmordtheorie
geglaubt hatten? Zu welchem Schluss hatten sie da kommen müssen? Genau! Zu dem
Schluss, den auch der Strobel gezogen hatte, nachdem klar war, dass es kein
Selbstmord war. Nämlich, dass der Fritz ermordet worden war. Und wer käme aus
Sicht der Fellner Brüder wohl am ehesten als Mörder in Frage? Natürlich der
Pavel und seine Männer. Gar keine Frage. Der Strobel wälzte diese Theorie eine
ganze Weile in seinem Kopf hin und her und klopfte sie von allen Seiten nach
Denkfehlern ab. Er fand aber keine. Es war eine gute Theorie. Aber eben nur
eine Theorie. Beweisen konnte er sie freilich nicht. Also legte er diese Idee
zur Seite und befragte den Thomas weiter. Und siehst du, der Brauneis Thomas
war ein härterer Gegner als die Traude. Der Bursche war schon so oft wegen
irgendwelcher Diebstähle oder anderer Delikte verhört worden, dass er eine
gewisse Routine im Umgang mit den Fragen hatte und genau wusste, wann er was
sagen musste. Sagst du ja, bleibst du da. Sagst du nein, gehst du heim. So sagt
ein Sprichwort, das sowohl von Gaunern als auch von Exekutivbeamten häufig
zitiert wird. Und ich muss zugeben, dass in diesen Worten sehr viel Weisheit
steckt. Der Thomas wusste das auch. Von daher sagte er zu allem nein, von dem
er annahm, dass der Strobel es ihm nicht beweisen konnte. Den Rest gab er zu.
Du willst jetzt wahrscheinlich wissen, was genau dieser Rest war. Ich werd es
dir sagen. Der Brauneis Thomas gab zu, dass er im Auftrag vom Pavel regelmäßig
zum Grenzübergang in Kleinhaugsdorf gefahren war und dort die Mädchen
übernommen und zum ›Hexenwinkel‹ gebracht hatte. Wer der Mann war, der ihm den
Lastwagen übergeben hatte, wollte er aber nicht wissen. Einige Tage später
brachte er die Mädchen dann nach Wien. Auch das hatte ihm der Pavel befohlen.
In der Nähe des Pratersterns übergab er das Fahrzeug samt Fracht an einen
Unbekannten. Für jeden dieser Transporte hatte er von Pavel 500 Schilling
bekommen. Aus Maus. Das war alles, was der Thomas sagte. Laut seiner Aussage
wusste er nichts über den Tod vom Fritz und hatte auch noch nie etwas von einem
ermordeten Mädchen gehört. Zu wissen, dass eines der Mädchen geflüchtet war,
bestritt er auch. Wer die Freunde vom Pavel ermordet hatte, konnte er trotz
scheinbar intensivstem Nachdenken auch nicht sagen. Stell dir vor, er konnte es
sich noch nicht einmal vorstellen. Er hatte nicht den leisesten Verdacht.
Gleiches galt für die Traude und die Rolle, die sie in der ganzen Sache
gespielt hatte. Auch das war ihm völlig unbekannt. Es hätte nur noch gefehlt,
dass er gefragt hätte, wer die Traude überhaupt war. Dass es bei dieser
Befragung schade um die Zeit war, wurde dem Strobel schnell klar, und er ließ
es ganz einfach sein. Das Ergebnis, mit dem er dann nach Tratschen zurückfuhr,
befriedigte ihn leider nicht sonderlich. Den ganzen Weg fragte er sich, ob er
mit seiner Theorie eventuell recht haben könnte, und kam mehr und mehr zu der
Überzeugung, dass sie stimmte. Deswegen machte er auf seinem Weg zum Posten
beim Hof der Familie Fellner halt. Er wollte zumindest versuchen, sich
Gewissheit zu verschaffen. Diesmal läutete er, bevor er das Grundstück betrat.
Der Fellner Fred machte sich erst gar nicht die Mühe, ihn herein zu lassen,
sondern fragte gleich von Weitem, was er schon wieder wollte. Ja, und was
glaubst du, wollte der Strobel? Mit der Großmutter sprechen. Das wollte er. Mit
den hirnlosen Neandertalern wollte er sich nämlich nicht auseinandersetzen. Der
Fred brüllte irgendwas ins Haus und gab dem Strobel schließlich mit einem
Handzeichen zu verstehen, dass er hineinkommen sollte. Ganz automatisch ging
der Gesetzeshüter auf den Müllraum, wie er die Küche der Familie in Gedanken
nannte, zu und bereitete sich seelisch auf diesen furchtbaren Gestank vor. Aber
der Fred führte ihn zu einer anderen Tür und öffnete sie ihm auch noch. Und
jetzt war es am Strobel, eine Runde zu staunen. Weil der Raum hinter dieser Tür
war blitzblank geputzt und vom Feinsten eingerichtet. Angefangen bei den Möbeln
über den Fernseher bis hin zu den Lampen. Alles perfekt und geschmackvoll. Vor
allem aber teuer. Die Fellner Oma saß in einem Schaukelstuhl am Fenster und

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