Saukalt
sah
hinaus. Ohne sich umzudrehen forderte sie den Strobel auf, sich zu ihr zu
setzten. Das tat der Postenkommandant auch und stellte nebenbei fest, dass das
ein sehr schönes Zimmer war. Die Fellner Oma lachte leise und meinte, dass das
ganze Haus so aussehe, und der Raum, in dem der Strobel das letzte Mal war
normalerweise nur von den Hunden und ungebetenen Gästen benutzt wurde. Da
gingen ihm zwei Dinge durch den Kopf. Erstens, dass manche Menschen eine
sonderbare Art von Humor haben. Und zweitens, dass es offenbar nicht stimmte,
dass sich Verbrechen nicht auszahlt. Es war nämlich schon ein edles Möbel, auf
dem er da saß. Sehr lange wollte er sich trotzdem nicht aufhalten und kam
deswegen gleich zur Sache. Er fragte die Fellner Oma, ob sie vielleicht eine
Ahnung hatte, warum sich der Fritz umgebracht haben könnte. Eine scheinheilige
Frage war das. Aber sie erfüllte ihren Zweck. Weil die Alte sah dem Strobel
direkt ins Gesicht und meinte, dass er genauso gut wisse wie sie, dass der
Fritz ermordet worden war und auch von wem. Der Strobel tat so, als hätte er
diese Äußerung überhört und fragte, ob der Termin für die Beerdigung schon
feststehe. Mit dem Wissen, dass die Bestattung vom Fritz am kommenden Sonntag
stattfinden würde und die Familie Fellner tatsächlich von einem Mord ausging,
verabschiedete er sich unter Berufung auf wichtige Tätigkeiten und ging mit der
Gewissheit, dass er wirklich recht hatte mit seiner Vermutung. Die Fellners
hatten tatsächlich ein starkes Motiv, Rache zu üben. Er wusste aber auch, dass
er ihnen die Tat höchstwahrscheinlich nie würde beweisen können. Von daher lag
es diesmal nicht nur am Ostwind, dass ihm den ganzen Weg bis zur Dienststelle
fröstelte. Bis spät in die Nacht blieb er dann noch auf dem Posten und tippte
fein säuberlich seinen Bericht. Nicht, dass er es damit sonderlich eilig gehabt
hätte. Überhaupt nicht. Er hätte ihn genauso gut am nächsten Tag schreiben
können. Aber etwas in ihm wollte diese Arbeit unbedingt erledigt haben.
Schreiben gehörte auch zu den Dingen, die der Strobel noch nie sonderlich
gemocht hatte. Zwischendurch telefonierte er mit dem Travnicek und versorgte
ihn mit den neuesten Informationen. Auch seine Theorie in Bezug auf den Mord an
den beiden Schlägern teilte er dem Kripo-Mann mit. Die erschien dem Travnicek
aber ziemlich weit hergeholt. Trotzdem sicherte er dem Strobel zu, auch in
diese Richtung zu ermitteln. Am Ende des Telefonates wollte der Strobel noch
wissen, ob er das Konvolut mit der Post schicken sollte oder ob der Travnicek
jemanden schickte, um es zu holen. Dem Travnicek genügte der Postweg
vollkommen. Kurz vor Mitternacht war der Postenkommandant mit dem Bericht
fertig, steckte ihn in ein Kuvert, schrieb die Adresse der Kriminalabteilung
drauf und legte das Ganze dem Berti auf den Schreibtisch. Danach zog er sich an
und ging in die eisige Nacht hinaus. Zu Hause angekommen bemerkte er, dass
unheimlich viel Schnee in seiner Einfahrt lag. Ich meine, das war auch kein
Wunder, weil es in den letzten Tagen oft geschneit hatte und er kaum daheim
war. Schnurstracks marschierte der Strobel nach hinten in den Garten, holte die
Schneeschaufel aus dem Schuppen und wandte sich wieder der Einfahrt zu. Und
stell dir vor, der Mann fing tatsächlich um Mitternacht damit an, seine
Einfahrt vom Schnee zu befreien. Und nicht nur die Einfahrt. Weil während dem
Schaufeln dachte der Strobel über die ganzen letzten Tage und die mit ihnen
verbundenen Ereignisse nach. Alles in allem deprimierte ihn, was passiert war,
sehr. Schneeschaufeln lenkte ihn ein wenig ab. Deshalb schaufelte er nach der
Einfahrt noch den Hinterhof und danach auch noch die Straße direkt vor seiner
Einfriedung frei. Bis zwei Uhr früh war er damit beschäftigt, sich seinen Frust
von der Seele zu schaufeln. Als er sein Werkzeug wegstellte wusste er genau,
was jetzt für ihn zu tun war. Aus den Ermittlungen war er draußen. Die wurden
von der Kriminalabteilung übernommen. Sonst gab es nichts Dringendes mehr zu
tun. Für ihn war es allerhöchste Zeit, die Bühne zu verlassen und in den Urlaub
zu fahren. Die Fellners würden der Travnicek und seine Männer auch überführen
können, falls die einen Fehler gemacht hatten, und der Rest war ohnehin
geklärt. Jetzt kam dem Strobel ein Weihnachtsurlaub sinnvoll vor. Der Berti
würde den Laden schon schaukeln. Ach ja, bevor ich es vergesse! Am nächsten Tag
meldete sich dann die Frau Doktor und sagte ihm, dass sie mit
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