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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Schwerkraft. Die zog jetzt nämlich den Hintern vom Fellner
ziemlich rasant in Richtung Fahrbahn. Das sah ganz schön lustig aus, als sich
der Bursche da mit voller Wucht auf seinen Hosenboden setzte. In einem
Wettbewerb hätte er dafür wahrscheinlich ziemlich gute Haltungsnoten gekriegt.
Ganz schmerzfrei war die Sache allerdings sicher nicht. So besoffen wie der Franz
war, spürte er aber scheinbar nichts. Der Strobel blieb im Auto sitzen und sah
dem Fellner in aller Ruhe dabei zu, wie er versuchte, wieder auf die Beine zu
kommen. Der Pfaffi wollte aussteigen, um zu helfen, aber sein Chef hielt ihn
zurück und meinte, er soll den Deppen da draußen ruhig noch ein wenig machen
lassen, damit er müde wird. Aber nicht aus Bosheit, sondern weil er wusste,
dass es eine Rauferei geben würde, wenn sie dem Kerl jetzt zu nahe kamen. Also
ließen sie ihn lieber noch ein bisschen am Boden herumkriechen und sich
austoben. Lange dauerte es ohnehin nicht, bis dem Fritz die Luft ausging. Erst
als er mit hängendem Kopf im Schnee sitzen blieb, ließ der Strobel seinen
Kollegen aussteigen. Allerdings nicht ohne ihm zu sagen, dass er trotzdem vorsichtig
sein solle. In diesem Fall war die Warnung aber umsonst. Weil stell dir vor,
der Fellner hockte mitten auf der Straße und schlief tief und fest. Ganz so,
als hätte ihm einer eine Keule über den Schädel gezogen. Mit vereinten Kräften
schafften die beiden Gendarmen die Rauschkugel von der Fahrbahn und stopften
den Fellner hinten in den Käfer. Eine mühsame Angelegenheit. Aber etwas
anderes, als den gefallenen Säufer zwecks Ausnüchterung mit zum Posten zu
nehmen, blieb ihnen nicht übrig. Wenigstens, so dachte sich der Strobel, würde
er ihn spätestens morgen einmal zu den Diebstählen in der Kirche befragen
können. Wie tot lag der Fritz hinten im Auto. Hätte er zwischendurch nicht so
laut geschnarcht, hätte man sich direkt Sorgen machen müssen. Zum Glück für die
beiden Ordnungshüter sah später keiner, wie sie den Fellner ausluden. An den
Beinen zerrten sie ihn aus dem Auto, packten ihn dann unter den Armen und
schleppten ihn in eine der Zellen. Der Strobel trug dem Pfaffi auf, er solle
dem Fritz die Schuhbänder und die Hosenträger wegnehmen und ihn durchsuchen,
bevor er die Zelle zusperrt. Und weil ihn der Jungspund gar so verwundert
anschaute, erklärte er ihm, dass man Menschen manchmal auch vor sich selber
schützen müsse. So ist es halt gekommen, dass der Pfaffi in der linken
Hosentasche vom Fellner ein ziemlich dickes Bündel Hundert-Schilling-Scheine
fand. Zwar war es auch damals nicht verboten, viel Geld dabei zu haben, aber
beim Fellner Fritz musste einem das schon seltsam vorkommen. Der hatte normalerweise
nämlich nie viel Geld, sondern lebte vom Stehlen. Obwohl er offiziell nicht
verhaftet war, sperrte der Strobel die Zelle vorsichtshalber zu. Weil beim
Fellner Fritz konnte man nie sicher sein, auf was für Ideen er kam, wenn er
betrunken war. Der Strobel zählte das Geld nach und stellte erstaunt fest, dass
es ein Betrag von 1.200 Schilling war, den der Kerl da mit sich herumschleppte.
Noch dazu musste er bis vor kurzem noch mehr Geld gehabt haben, weil der Wenger
dem Strobel in der Früh ja erzählt hatte, dass der Fritz bei seinem letzten
Besuch im Wirtshaus schon eine Menge Geld dabei gehabt hatte. Der Rausch, den
er jetzt in der Zelle ausschlief, hatte außerdem auch finanziert werden müssen.
Eine interessante Frage also, woher der arbeitslose Trunkenbold so viel Geld
hatte. Aus dem Opferstock in der Kirche wohl kaum. Die klassische
Intelligenzbestie oder ein Arbeitstier der ersten Stunde war der Fritz auch
nicht gerade. Von daher schloss der Strobel kategorisch aus, dass er dieses
Geld mit ehrlicher Arbeit verdient hatte. Und siehst du, kaum hatte er diesen
Gedanken fertig gedacht, musste der Strobel an die Worte vom Pfarrer Römer
denken und bekam wegen seiner Vorurteile prompt ein schlechtes Gewissen. Weil
der Römer hatte ja recht gehabt. Der Strobel in seiner Funktion als
Ordnungshüter hätte neutral sein müssen. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder
Gendarm gleich Vorverurteilungen macht. Die Beweise müssen für sich sprechen.
Und Beweise für irgendein Verbrechen vom Fritz hatte der Strobel nun einmal nicht.
Besonders nachhaltig ließ er sich durch diesen Anfall von Selbstkritik
allerdings nicht beeinflussen. Das muss man dem Mann aber verzeihen. Damals
setzte sich noch niemand so recht damit auseinander, dass Verbrecher oft
hausgemacht

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