Saukalt
weil die Traude für die sowieso keine Verwendung hatte, brauchte er sich
nicht sonderlich anstrengen, um sie dazu zu überreden. Natürlich wollte sie
wissen, was er da hinten machen wollte. Darauf gab er ihr aber keine klare
Antwort, sondern sagte nur, dass sie sich damit nicht belasten und einfach ihr
Lokal führen soll. Er garantierte ihr allerdings, dass sie auf jeden Fall davon
profitieren würde, weil viele Gäste kommen würden. Ein klein wenig misstrauisch
wurde die Traude dann aber doch und ließ sich deshalb mit dieser vagen Antwort
nicht abspeisen. Auf ihre erneute Nachfrage antwortete er dann, dass er
gemeinsam mit seinen beiden Freunden eine Art Spielcasino im ›Hexenwinkel‹
einrichten wolle. Ihr war sofort klar, dass das illegal war. Und genau das
sagte sie ihm dann auch. Dieses Argument schaffte er aus der Welt, indem er ihr
erklärte, dass das nicht ihre Sorge sein müsse, weil sie ja nur die Räume
vermiete und ansonsten mit der Sache nichts zu tun habe. Sie solle nur
unbedingt darauf achten, dass sie nie im Casino gesehen wurde. Damit sie, falls
es doch einmal Probleme geben sollte, sagen konnte, sie wisse von nichts.
Außerdem würde er dafür sorgen, dass das Casino an der Rückseite einen eigenen
Eingang bekam. Als er dann noch anbot, eine Miete in der Höhe von 15.000
Schilling pro Monat zu zahlen, erlosch ihr Widerstand schlagartig. Das war damals
nämlich wirklich viel Geld. Da dachte die Traude gar nicht mehr lange nach,
sondern war einverstanden. So ist es halt gekommen, dass Albersdorf ein Casino
bekam. Zu ihrer Freude hatte der Pavel keine leeren Versprechungen gemacht.
Dieses Casino lockte wirklich jede Menge Kundschaft an, die zu einem großen
Teil auch in den ›Hexenwinkel‹ kam. Also war die Traude mit sich und der Welt
rundum zufrieden. Zum Thema Fellner Fritz waren ihre Angaben lange nicht so
ergiebig. Da erzählte sie dem Strobel lediglich das, was sie ihm beim letzten
Mal schon gesagt hatte. Nämlich, dass der Fritz den Pavel schon vor ihr gekannt
haben musste, weil er eines Tages zusammen mit ihm dastand und der Pavel sie
ersuchte, seinem Freund einen Job zu geben. Was sie schweren Herzens auch tat.
An sich wäre der Fellner Fritz nämlich der Letzte gewesen, dem sie eine Arbeit
gegeben hätte. Schon allein der schlechte Ruf des Kerls hätte sie daran
gehindert. So aber fühlte sie sich dem Pavel verpflichtet, weil durch ihn ja
das Geschäft so gut lief, und willigte ein. Oft ist der Fritz dann ohnehin
nicht da gewesen. So war es ihr bald egal. Die paar 100 Schilling, die sie ihm
bezahlte, machten ihr nichts aus. Das Geld bekam sie locker wieder herein.
Irgendwann, so erzählte die Traude nach einer kurzen Pause weiter, hatte sie
dann einen heftigen Streit zwischen dem Pavel und dem Fritz mitbekommen. Worum
es dabei gegangen war, wusste sie allerdings nicht. Sie glaubte aber, dass es
was Wichtiges gewesen sein musste, weil es gar so wild zugegangen war. Weil
seine Zeugin gerade so schön am Reden war, wollte der Strobel auch gleich
wissen, ob sie den Brauneis Thomas auch einmal zusammen mit dem Pavel oder dem
Fritz gesehen hatte. Die Frage war aus seiner Sicht ein reiner Schuss ins
Blaue. Umso überraschter war er, als er die Antwort bekam. Die Traude hatte den
Thomas nämlich sehr wohl einmal gesehen. Aber nicht im Lokal, sondern auf dem
Parkplatz. Der Thomas hatte dort eine heftige Diskussion mit einem von Pavels
Freunden. Auch in diesem Fall konnte sie aber nicht sagen, worum es dabei ging,
weil sie nicht hören konnte, was die beiden redeten, sondern die Szene nur vom
Fenster der Gaststube aus beobachtete. Sie war aber ganz sicher, dass es der
Thomas war, der da mit dem Lech, wie der Freund vom Pavel hieß, diskutiert
hatte. Und noch etwas fiel der Traude an dem Tag auf. Nämlich, dass der Thomas
anscheinend mit einem Lastwagen da war. Daran erinnerte sie sich, weil sie sich
damals darüber wunderte, dass der Thomas einen Führerschein und dazu noch einen
Lastwagen besaß. Welche Farbe der Wagen hatte, konnte sie nicht sagen, weil es
schon ein bisschen finster war. Dafür war sie sicher, dass es sich um einen
Sonntag gehandelt hatte, weil sie nur ausnahmsweise da war. Jetzt erinnerte
sich der Strobel daran, dass er selbst ja auch schon einen Lastwagen vor dem
›Hexenwinkel‹ gesehen hatte, und fragte die Traude, ob öfter irgendwelche
Lieferungen an einem Sonntag kamen. Das konnte sie aber nicht sagen, weil am
Sonntag Ruhetag und sie, laut ihrer Aussage, normalerweise
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