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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Eindringling zu interessieren,
in eine Ecke. Vor der Eingangstür überlegte er sich noch einmal, ob er
vielleicht klopfen sollte. Aber diese Entscheidung wurde ihm abgenommen. Als
hätten die Fellners schon auf ihn gewartet, ging plötzlich die Tür auf. Und was
glaubst du, wie der Strobel geschaut hat, als er den Brauneis Thomas erkannte,
der da aus dem Haus kam, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Ausgeschaut hat der Bursche, als wäre er unter einen Mähdrescher gekommen. Sein
Gesicht war grün und blau, und die linke Hand war dick verbunden. Alles in
allem höchst seltsam. Weil wie du weißt, waren die beiden Familien seit ewigen
Zeiten verfeindet und konnten normalerweise einfach nicht miteinander reden.
Von daher war es natürlich kein Wunder, dass der Strobel dreinschaute wie ein
Autobus, als ausgerechnet der Chef vom Brauneis Clan vor seiner Nase aus dem
Haus der Fellners spazierte. Der Brauneis Thomas, der auch kein wirklicher
Freund und Förderer der Gendarmerie war, grüßte kaum wahrnehmbar und ging
seiner Wege. Und während sich der Strobel immer noch wunderte, fragte ihn von
hinten eine weibliche Stimme, ob er vor der Tür Wurzeln schlagen oder
vielleicht doch reinkommen wolle, wenn er schon vergessen habe, anzuläuten. Die
Fellner Oma führte ihn in einen Raum, der vermutlich irgendwann einmal eine
Küche gewesen war. Zumindest deuteten Berge von schmutzigem Geschirr genau
darauf hin. In dem Zustand, in dem der Raum sich dem Strobel beim Eintreten
präsentierte, konnte der aber nicht recht glauben, dass hier irgendwer etwas
Essbares herstellen konnte. So viel alten Dreck hatte der Strobel noch nie in
seinem Leben gesehen. Schon gar nicht in einer Küche. Überall auf dem Fußboden
lagen Bierflaschen, Dosen, leere Zigarettenpackungen und alte Zeitungen herum.
Dazwischen konnte er jede Menge Zigarettenstummel erkennen. Am meisten
beeindruckten ihn jedoch die paar Hundehaufen, die er mitten in diesem
Stillleben aus Müll sehen konnte. Zumindest ging der Strobel aufgrund der Größe
der Haufen davon aus, dass sie vom Hund stammten. Sicher konnte er, nicht
zuletzt wegen des fast unerträglichen Gestankes, aber nicht sein. Eine Wolke
aus Zigaretten, Alkohol, Fäkalien, vergammelten Lebensmitteln, Modergeruch und
Schweiß stand unter der niedrigen Zimmerdecke. So intensiv, dass der Strobel
nicht nur die Luft anhalten musste, sondern auch ein Gefühl hatte, als bewege
er sich durch eine Watteschicht. Wirklich wahr, er glaubte, den Gestank spüren
zu können. Dieser Raum konnte unmöglich die Küche sein. In der hintersten Ecke
stand ein Tisch, der sich vor lauter leeren Bier- und Schnapsflaschen fast bog.
Hinter einer dicken Qualmwolke konnte er vage die Fellner Brüder erkennen. Auf
den ersten Blick passten die drei Herren wirklich optimal in den Raum. Weil
viel sauberer als diese Kemenate waren sie selbst auch nicht. Trotz des immer
stärker werdenden Ekelgefühls blieb dem Strobel nichts anderes übrig, als
weiter in den Raum und damit in den Gestank vorzudringen. Da musste er
unwillkürlich daran denken, wie sehr der Fritz vor einiger Zeit in seiner Zelle
vor sich hin gestunken hatte. Diese Erinnerung kam dem Gesetzeshüter jetzt
direkt harmlos vor. Mit jedem seiner Schritte fiel ihm das Atmen schwerer.
Dafür konnte er die Brüder aber immer deutlicher sehen, die stumm um den Tisch
herum hockten und ihm entgegen schauten. Alle drei sahen nicht nur überaus
ungepflegt, sondern auch ziemlich ramponiert aus. Besonders der Anblick vom
Hans war interessant. Weil der sah genauso zerstört aus wie der Brauneis
Thomas. Da vermutete der Strobel natürlich gleich, dass sich die beiden Clans
wieder einmal in die Wolle gekriegt hatten. Angesprochen hat er die sensible
Thematik aber nicht, weil es für seine Zwecke nicht ideal gewesen wäre, die
Fellner Brüder aufzuregen. Überhaupt beschloss er, so wenig wie möglich zu
reden, damit er nicht so viel von diesem Gestank einatmen musste. Keiner der
Männer am Tisch begrüßte ihn oder bot ihm gar einen Sitzplatz an. Letzteres war
dem gequälten Gendarmen aber herzlich egal. Weil in diesem Raum hätte er sich
sowieso nirgends hinsetzen wollen. Vor allem aber hätte er das nicht gekonnt,
ohne vorher etwas von dem Dreck auf der Bank zu entfernen. Schweigend sahen die
Brüder den Ordnungshüter an, rauchten dabei weiter ihre Zigaretten und tranken
gelangweilt ihr Bier. Aber weil der Strobel nichts anderes erwartet hatte, war
er deshalb nicht enttäuscht

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