Saukalt
aber erst einmal
schuldig und folgte weiter seinem Gedankengang.
»Vielleicht
betreibt der Pavel gar kein Casino.«
In dem
Moment, als der Strobel das sagte, begriff auch der Berti, was sein Chef sagen
wollte und zog die Notbremse indem er feststellte, dass man das aber erst
einmal würde beweisen müssen. Das war dem Strobel natürlich auch klar. Deshalb
holte er ein neues Blatt hervor und schrieb auf, was sie als Nächstes tun
mussten, um in der Sache weiter zu kommen. Schließlich war das, was der Strobel
da ausarbeitete, reine Theorie. Obwohl du schon zugeben musst, dass sich diese
Theorie ganz plausibel anhörte. Ich für meinen Teil finde das zumindest schon.
Aber wie dem auch sei. Jedenfalls hat der Strobel einige Punkte auf die Liste
geschrieben.
Mit dem
Sepp reden
Gäste
befragen
Kollegen
in Wien anrufen und wegen Pavel fragen
Brauneis
Tom befragen
Casino
anschauen
Mit der
Frau reden
Mit dem
Major reden
Mit der
Familie Fellner reden
Kripo
verständigen???
Pfaffi
raushalten!
Ohne weitere Worte drückte er
dem Berti die Liste in die Hand, und der las sie aufmerksam. Natürlich wollte
er gleich wissen, warum der Strobel den Pfaffi unbedingt aus der Sache
heraushalten wollte. Und siehst du, da hat es sich wieder einmal bewahrheitet,
dass viel Wissen Kopfweh macht. Weil kaum hatte ihm der Strobel erklärt, dass
sie diese Ermittlungen im Grunde hinter dem Rücken vom Major Schuch führen
mussten, weil der eine weitere Kontrolle vom ›Hexenwinkel‹ ausdrücklich
verboten hatte, wurden die Kopfschmerzen vom Berti ganz arg. Der Strobel wusste
natürlich, dass sein Kollege mit dieser Geschichte keine Freude hatte. Deshalb
bot er ihm an, bei den Ermittlungen nicht mitmachen zu müssen. Darauf bekam er
allerdings keine eindeutige Antwort. Der Berti sagte nur, dass er sich das bis
zum nächsten Tag überlegen müsse. Damit war der Strobel freilich einverstanden.
Immerhin waren die Chancen, dass sie sich gemeinsam in Hinterpfuiteufel wieder
finden würden, extrem hoch. Sehr nachdenklich machte sich der Berti dann
schließlich wieder auf den Weg zum Posten, um dort seinen restlichen
Nachtdienst abzusitzen. Der Strobel schenkte sich noch ein Glas Rotwein ein und
ließ sich seine Theorie noch einmal durch den Kopf gehen. Und je mehr er
darüber nachdachte, umso wahrscheinlicher kam sie ihm vor. Immer wieder warf er
einen Blick auf das Diagramm und machte sich Gedanken über die fehlenden
Verbindungslinien. Tief im Inneren war er sich aber ziemlich sicher, dass er
die sehr bald würde einzeichnen können. Er war so mit seinen Gedanken
beschäftigt, dass er später nicht einschlafen konnte. Immer wieder hinterfragte
er, ob es wirklich möglich war, dass dieser Pavel direkt unter seinen Augen ein
geheimes Bordell betrieb, und ob es tatsächlich sein konnte, dass die Männer in
der Umgebung dort ein und aus gingen, ohne dass auch nur einer von ihnen eine
Anzeige machte oder sich irgendwo verplapperte. Bisher hatte niemand etwas
gemeldet. Noch nicht einmal einen anonymen Anruf hatte es gegeben. Und auch
keine Gerüchte. Dieser Punkt wunderte ihn am meisten. Weil normalerweise konnte
man in der Gegend nicht einmal einen Furz lassen, ohne dass es am nächsten Tag
alle wussten. Da war ein Puff an und für sich eine viel spannendere Geschichte.
Trotzdem hatte keiner der Gendarmen bisher etwas gehört, das in diese Richtung
gedeutet hätte. Das war nahezu unglaublich. Fand zumindest der Strobel und
strickte seine Theorie weiter. Konnte es wirklich so sein, dass dieser Morak
aus Wien die Mädchen für das Bordell schickte, und Pavel, aus welchen Gründen
auch immer, eines von ihnen ermordet hatte? Auf diese Fragen lautete die
Antwort ›ja‹. Das musste sich der Strobel trotz all seiner Zweifel eingestehen.
Hätte er sich auch noch die Frage gestellt, wo diese Frauen ursprünglich
herkamen, wäre es mit seiner Nachtruhe vermutlich ganz vorbei gewesen. Weil das
Detail, dass die Frau im Pfarrhof kein Deutsch sprach, hatte der Strobel völlig
vergessen. Von daher musst du ihm nachsehen, dass er davon ausging, dass die
Frauen aus Wien kamen. Ebenso wenig hätte er einschlafen können, wenn er
gewusst hätte, was sich hinter seinem Rücken zusammenbraute. Weil einige Bürger
von Tratschen waren, ausgehend von einem tragischen Irrtum, auf dem Kriegspfad.
Man könnte auch sagen, sie waren in dieser Nacht auf der Jagd. Und sie waren
gute Jäger, die ihre Beute mit beängstigender Kaltblütigkeit und ohne auch nur
eine
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