Savannah
ausgeschlossen. Sie gehörte dazu - wenn auch nur am Rande - und es gefiel ihr, einen Nachmittag lang so zu tun, als sei sie eine normale Frau, die ein Haus zu versorgen und einen Ehemann zu bekochen hatte und deren einzige Sorgen die Blumen im Garten waren, die nicht so prächtig gediehen wie die bei den Nachbarn, und die Frage, was es zum Essen geben sollte.
Bald darauf begannen dann auch die Vorbereitungen für das Abendessen. Das Ganze war eine spektakuläre Angelegenheit. June koordinierte und überwachte alles, wobei sie jeder Frau eine bestimmte Aufgabe zuteilte. Auch Savannah musste mit anpacken. Da sie so gut wie nichts von Hausarbeit und Kochen verstand, wurde sie zur Kartoffelschälerin bestimmt.
Ab und zu schaute mal der eine oder andere Mann in die Station, um eine Tasse Kaffee zu trinken oder sich ein bisschen von der brütenden Sonne zu erholen, aber meistens verdrückten sie sich schnell wieder, weil sie sich in Gegenwart so vieler Frauen unwohl fühlten. Draußen dämmerte es schon, als Dr. Parrish in die Halle kam. Er ging zum Kamin und lehnte sich lässig dagegen. Seine dunklen Augen suchten Savannah und wieder schlug er sie in seinen Zauberbann. Sie blickte ihn nicht direkt an, aber sie war sich seiner Gegenwart mit jeder Faser ihres Körpers bewusst.
Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie schon wieder in so einem Seelenzustand war. Sie wollte weglaufen, vor ihm, weg aus Springwater, weg von diesem Ti s c h. Sie wollte ihre paar Sachen in eine Reisetasche werfen und gehen - egal wohin. Sie wollte - und sie würde - nicht noch einmal verletzlich sein. Das eine Mal, als sie unaufmerksam gewesen war, hatte sie ihr Leben ruiniert. Das Leben, das sie sich jetzt aufgebaut hatte, würde sie sich nicht auch noch ruinieren auch wenn es manchmal ein jämmerliches Leben war.
Unbewusst schlug sie die Hand vor den Mund, um ihre Panik zu verbergen, aber da merkte sie, dass es schon zu spät war. In ihrem Gesicht mussten sich ihre Gefühle offen gespiegelt haben - und er hatte sie genau verstanden. Das erkannte sie am Blick seiner Augen.
Als sie von ihrem Platz aufstand, zwang sie sich zu einem Lächeln. Für einen Moment schien sich der Raum zu drehen und sie fürchtete, dass ihre Beine versagen würden. Es war lächerlich, so zu reagieren. Absolut lächerlich. Sie war weder ein dummes Schulmädchen noch eine verhuschte Jungfrau, die man allein in einer großen Stadt ausgesetzt hatte, sondern sie war eine Geschäftsfrau, ein ausgewachsener Mensch mit Sinn und Verstand. Sie durfte sich nicht noch einmal so gehen lassen. Sie musste ihre Gefühle unter Kontrolle halten, sie unterdrücken, damit sich so ein Zwischenfall nicht wiederholte.
»Gute Nacht«, sagte sie allen und niemand im Besonderen. Dann drehte sie sich um und wäre beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert, während sie auf dem kürzesten Weg zur Tür ging.
Draußen auf der Treppe atmete sie tief durch. Es hatte etwas abgekühlt und die frische Luft tat ihr gut. Auf der anderen Seite der Straße waren die Männer immer noch bei der Arbeit, sie hämmerten und sägten und ihre Hemden waren schweißnass. Die Außenwände von Treys und Rachels Haus standen und am Himmel gingen die ersten Sterne auf.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Sie hätte darauf vorbereitet sein müssen, dass er ihr folgte, sie hätte es einfach ahnen müssen. »Nein«, sagte sie ohne sich zu ihm umzudrehen. »Nein.«
Er trat neben sie und streifte mit seinem Oberarm kaum merklich ihre Schultern, aber diese Berührung fuhr ihr wie ein Blitz durch den Körper. »Vielleicht solltest du in dein Zimmer gehen und dich etwas hinlegen.« Er sah ernstlich besorgt aus und so klang auch seine Stimme.
Sie schüttelte den Kopf. »In ein paar Minuten ist wieder alles bestens«, sagte sie und presste ihre Fingerspitzen an ihre Schläfen. »Sie haben mit mir gesprochen. Sie nähen alle zusammen eine Decke, um sie der nächsten Braut von Springwater Zur Hochzeit zu schenken, aber sie wissen noch gar nicht, wer diese Braut sein wird ...« Sie redete wie ein Wasserfall, sie dachte nicht nach, sondern die Worte sprudelten aus ihr heraus und sie konnte sie nicht aufhalten.
Plötzlich nahm Pres Savannah in seine Arme, drehte sie zu sich und verschloss ihr den Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Der Kuss war sehnsüchtig und verlangend und er hätte zu allen Arten von Schwierigkeiten führen können, zu denen so ein Kuss bisweilen führt, wenn er nicht durch den johlenden Beifall
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