saved by an Angel
er versucht, welches von Caroline zu bekommen und irgendetwas war schiefgelaufen. Doch welches Motiv hätte Gregory, etwas so Schreckliches zu tun?
»Darüber hab ich auch schon gegrübelt.«
Ivy hörte für einen Moment zu spielen auf. »Kannst du mich hören?«, fragte sie lautlos.
»Du verheimlichst deine Gedanken nicht so gut vor mir wie Will.«
Also hatte er alles gehört, was sie gerade gedacht hatte, auch den Teil über die drängenden Küsse. Ivy fing wieder zu spielen an, sie hämmerte auf die Tasten.
Es klang, als würde Tristan in ihrem Kopf schreien. »Ich hätte vermutlich nicht zuhören sollen, was?«
Sie lächelte und spielte leiser.
»Ivy, wir müssen ehrlich zueinander sein. Wenn wir einander nicht trauen, auf wen können wir uns denn dann noch verlassen?«
»Ich liebe dich. Das ist ehrlich«, erwiderte Ivy, sie sagte nun alles lautlos, damit nur Tristan sie hören konnte. Sie spielte das Stück zu Ende und wollte gerade ein neues anfangen.
»Er ist weg«, informierte sie Tristan.
Ivy atmete erleichtert auf.
»Hör mir zu, Ivy. Du musst hier weg.«
»Weg? Was meinst du damit?«, wollte sie wissen.
»Du musst so weit weg von Gregory, wie du kannst.«
»Das geht nicht«, antwortete Ivy. »Ich kann nicht einfach gehen. Wo soll ich denn hin?«
»Du wirst was finden. Und ich werde Lacey bitten - sie ist ein Engel in deiner Nähe zu bleiben. Aber bis ich herausfinde, was hier vor sich geht und Beweise auftreibe, die ich der Polizei vorlegen kann, musst du hier weg.«
»Nein«, entgegnete Ivy und schob die Klavierbank zurück.
»Doch«, beharrte er. Danach erzählte er ihr, was er durch seine Zeitreisen in den Köpfen von Gregory und Eric herausgefunden hatte. Er gab die wütende Auseinandersetzung zwischen Gregory und seiner Mutter wider, dass Caroline mit einem Stück Papier gedroht hatte, und dass Gregory eine Stehlampe nach ihr geschleudert und sie im Gesicht verletzt hatte. Dann erzählte Tristan Ivy von der Erinnerung, die er in Erics Kopf gefunden hatte, die heftige Szene an jenem stürmischen Abend zwischen ihm und Caroline.
»Du hast recht, was Eric anbelangt«, schloss Tristan. »Er braucht Geld für Drogen und er hat etwas damit zu tun. Aber ich weiß immer noch nicht genau, was er für Gregory erledigt hat.«
»Eric hat heute Nachmittag im Abwassergraben beim Bahnhof nach etwas gesucht«, erzählte Ivy.
»Hat er? Dann hat er Gregorys Drohung ernst genommen«, antwortete Tristan und wiederholte ihr den Streit, den er belauscht hatte. »Ich werde beide im Auge behalten. In der Zwischenzeit musst du von hier weg.«
»Nein«, wiederholte Ivy.
»Doch, und zwar so schnell wie möglich.«
»Nein!« Sie redete nicht mehr lautlos.
Tristan sagte nichts mehr.
»Ich gehe nicht weg«, beharrte sie - doch nun war ihre Stimme nicht mehr zu hören. Ivy lief zum Fenster und sah zu den alten, vom Wind zersausten Bäumen auf dem Berg, die im letzten halben Jahr so vertraut für sie geworden waren. Sie hatte gesehen, wie die frühlingszarten roten Knospen zu leuchtend grünen Blättern geworden waren, dann zu zarten Umrissen, die die Abendsonne golden färbte - es war die Farbe des Herbstes. Dies war ihr Zuhause, hier lebten die Menschen, die sie liebte. Sie würde sich nicht vertreiben lassen. Sie würde Philip und Suzanne nicht mit Gregory allein lassen.
»Suzanne weiß von nichts«, sagte Tristan. »Nachdem du mit Will weggefahren bist, bin ich ihr und Gregory gefolgt. Sie ist unschuldig - sie weiß nicht recht, was sie von dir halten soll, und sie ist total verknallt in ihn.«
»Wie kannst du von mir verlangen, sie allein zu lassen, wenn sie total in Gregory verknallt ist?«
»Sie weiß nicht genug, als dass es für sie wirklich gefährlich werden könnte«, argumentierte Tristan.
»Wenn ich weglaufe«, beharrte Ivy, »wie wollen wir dann wissen, was er als Nächstes tun wird? Woher wollen wir wissen, dass er nicht Philip etwas antun wird? Philip versteht vielleicht nicht, was er gesehen hat, aber er hat in jener Nacht Dinge gesehen, die Gregory gern vertuschen würde.«
Tristan schwieg.
»Ich kann dich nicht sehen«, bemerkte Ivy, »aber ich kann mir genau vorstellen, was für ein Gesicht du gerade machst.«
Da hörte sie ihn lachen und sie stimmte in sein Lachen ein.
»Ach, Tristan, ich weiß, dass du mich liebst und Angst um mich hast, aber ich kann sie nicht allein lassen. Philip und Suzanne wissen nicht, dass Gregory gefährlich ist. Deshalb werden sie in seiner Nähe nicht
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