saved by an Angel
lasen ihre Gedanken.
»Es tut mir leid, Gregory. Eric und du, ihr wart so lange befreundet«, sagte sie. »Ich weiß, für dich ist es so viel härter als für alle anderen.«
Gregory hörte nicht auf, sie zu mustern.
»Du hast versucht, ihm zu helfen, Gregory. Du hast alles getan, was du konntest«, fuhr sie fort. »Das wissen wir beide.«
Gregory senkte den Kopf und kam näher. Ivy überlief ein Schauer. Für einen Unbeteiligten, für Maggie und Andrew, die aus der Entfernung zusahen, wirkte es, als würden sie für einen Augenblick ihren Schmerz teilen. Ivy hatte allerdings das Gefühl, dass sich ihr ein Tier näherte, dem sie nicht trauen konnte, ein Hund, der sie zwar nicht biss, aber einschüchterte, indem er ihre bloße Haut mit den Zähnen streifte.
»Gregory!«
Er war so mit Ivy beschäftigt, dass er zusammenzuckte, als Suzanne seinen Nacken berührte. Ivy wich rasch einen Schritt zurück und Gregory ließ sie los.
Seine Nerven liegen genauso blank wie meine, dachte Ivy, als sie beobachtete, wie Suzanne und Gregory zu den Autos liefen, die entlang des Friedhofswegs geparkt waren. Beth und Will machten sich ebenfalls auf den Weg und Ivy lief langsam hinter ihnen her. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass Erics Schwester ihr mit großen Schritten folgte.
Ivy hatte der Polizei erzählt, Will und sie wären nach der Schule spazieren gegangen und dabei auf Eric im Auto gestoßen. Nachdem Dr. Ghent und seine Frau über Erics Tod informiert worden waren, hatten sie Ivy angerufen, um deren Aussage bei der Polizei mit ihr durchzusprechen und noch mehr Details herauszufinden. Nun wappnete sie sich für die nächste Fragerunde.
»Du bist doch Ivy Lyons, oder?«, fragte das Mädchen. Ihre Wangen waren glatt und rosig, ihr dichtes blondes Haar glänzte im Regen. Es war irritierend, einer so gesunden Version von Eric gegenüberzustehen.
»Ja«, erwiderte Ivy. »Es tut mir leid, Christine. Es ist sicher schwer für dich und deine Familie.«
Das Mädchen nahm Ivys Mitgefühl mit einem Kopfnicken zur Kenntnis. »Du - du warst anscheinend eng mit Eric befreundet?«, sagte sie.
»Wie bitte?«
»Du scheinst ihm wichtig gewesen zu sein.«
Ivy sah sie verdutzt an.
»Er hat dir nämlich was hinterlassen. Als - als Eric und ich Kinder waren«, fing Christine an, ihre Stimme bebte ein wenig, »haben wir an einer geheimen Stelle auf dem Dachboden Nachrichten füreinander hinterlassen, die wir in eine alte Pappschachtel gelegt haben. Auf der Schachtel stand: >»Vorsicht! Frösche! Nicht öffnen!«<
Christine lachte, doch dann hatte sie plötzlich Tränen in den Augen. Ivy wartete geduldig und fragte sich, wohin das Gespräch führen würde.
»Als ich - zur Beerdigung nach Hause kam, hab ich in der Schachtel nachgeschaut, einfach so«, fuhr Christine fort, »eigentlich hab ich gar nicht erwartet, etwas zu finden - wir hatten sie seit Jahren nicht mehr benutzt. Aber ich fand eine Nachricht. Und das hier.«
Sie zog einen grauen Umschlag aus ihrer Handtasche. »In der Nachricht stand: >Falls mir etwas passiert, gib das Ivy Lyons.<«
Ivy bekam große Augen.
»Damit hast du nicht gerechnet«, bemerkte Christine. »Ich weiß nicht, was darin ist.«
»Nein«, erwiderte Ivy, dann nahm sie den verschlossenen Umschlag entgegen. Sie konnte ein kleines Päckchen darin fühlen, es fühlte sich an, als wäre etwas Hartes mit Polstermaterial umwickelt worden. Der Umschlag machte Ivy noch neugieriger. Erics Adresse stand säuberlich getippt auf einem Adressaufkleber, quer darüber war in Großbuchstaben ihr eigener Name geschrieben. Als Absender war Caroline Baines angegeben.
»Ach, das«, meinte Christine, als Ivy den Absender studierte. »Das ist vermutlich ein alter Umschlag, der bei Eric herumlag.«
Aber es war nicht einfach nur ein alter Umschlag. Ivy prüfte den Poststempel: 28.Mai, Philips Geburtstag. Der Tag, an dem Caroline gestorben war.
»Vielleicht weißt du das nicht«, fuhr Christine fort. »Eric hing sehr an Caroline. Sie war so etwas wie eine zweite Mutter für ihn.«
Ivy sah überrascht auf. »War sie das?«
»Schon als er ein Kind war, kamen Eric und meine Mutter nicht miteinander klar«, erklärte Christine. »Ich bin sechs Jahre älter, manchmal hab ich auf ihn auf gepasst, wenn meine Mutter lange in New York arbeiten musste. Doch normalerweise war er bei den Baines und Caroline stand ihm näher als irgendjemand von uns. Selbst als sie sich scheiden ließ und Gregory nicht mehr bei ihr lebte, ging Eric
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