saved by an Angel
reden. Du bringst mich dazu, mit ihr zu tanzen, sie zu warnen und zu sagen, dass du sie liebst.« Wills Stimme zitterte leicht. »Aber du verlierst kein Wort darüber, warum ich das alles tun soll.«
Ivy würde es bestimmt nicht wollen, dachte Tristan, aber er wusste, das war nicht der einzige Grund. Er hasste es, dass er Will brauchte.
»Ich steh nicht auf diesen Gedankenkontrollscheiß«, fuhr Will wütend fort. »Ich kann es nicht leiden, dass du versuchst, meine Gedanken zu lesen. Wenn du was wissen willst, frag mich.«
»Was ich wissen will«, meinte Tristan, »ist, wie ich dir trauen soll. Du bist ein Freund von Gregory -«
»Mann, werdet erwachsen, ihr zwei!«, unterbrach Lacey sie. »Ich steh nicht auf Gedankenkontrolle. Wie soll ich dir trauen?«, äffte sie sie nach. »Erspart mir um Himmels willen eure übrigen Ausreden. Ihr seid beide in Ivy verknallt und ihr seid eifersüchtig aufeinander, deshalb behaltet ihr eure kleinen Geheimnisse für euch und zankt euch wie kleine Hosenscheißer.«
»Bist du in sie verliebt, Will?«, fragte Tristan.
Er fühlte, wie Will nachdachte und sich vor einer Antwort zu drücken versuchte.
Will hob den Filmbehälter wieder hoch und nahm ihn einmal in die eine, dann in die andere Hand. »Ich versuche, das zu tun, was am besten für sie ist«, meinte er schließlich.
»Du hast nicht auf meine Frage geantwortet.«
»Ich versteh nicht, warum das wichtig sein soll«, argumentierte Will. »Du warst dabei, als ich mit ihr getanzt habe. Du hast gehört, was Ivy gesagt hat. Wir wissen beide, dass sie nie jemanden so lieben wird wie dich.«
»Und wir wissen beide, dass du das Gegenteil erhoffst«, erwiderte Tristan.
Will knallte den Behälter auf den Tisch. »Ich hab zu arbeiten.«
»Ich auch«, meinte Tristan und schlüpfte aus Will, bevor er ihn hinauswerfen konnte.
Er wusste, dass Ivy eines Tages jemand anderen lieben würde und dass dieser Jemand möglicherweise Will war. Nun gut, wenn er sie Will schon überlassen musste, dann würde er ihn wenigstens erst mal auf Herz und Nieren prüfen.
Als Tristan aus der Dunkelkammer kam, hörte er Laceys Seifenoperstimme: »Und so schieden unsere beiden Helden«, kommentierte sie, »blind vor Liebe und keiner von beiden hört auf die weise und schöne Lacey« - sie summte vor sich hin - »die, nebenbei gesagt, selbst an einem gebrochenen Herzen leidet. Aber wen kümmert schon Lacey?«, fragte sie traurig. »Wen kümmert schon Lacey?«
12
Ivy saß am Küchentisch und sah Formulare durch, die sie gerade aus einem braunen Briefumschlag gezogen hatte - Philips Adoptionsantrag. Ihr gegenüber löffelten ihr Bruder und sein bester Freund Sammy Erdnussbutter aus einem Glas.
Sammy war ein kleiner, merkwürdig aussehender Junge, dessen Haar wie borstiges rotes Gras um seinen Kopf stand. Ivy bemerkte, dass er sie anstarrte. Er stupste Philip an. »Frag sie. Frag sie.«
»Was soll er mich denn fragen?«
»Sammy möchte Tristan kennenlernen«, antwortete Philip. »Aber ich schaffe es nicht, ihn herbeizuholen. Weißt du, wo er steckt?«
Ivy warf automatisch einen Blick über die Schulter, doch Philip beruhigte sie: »Es ist in Ordnung. Mom ist oben und Gregory hört seit Neuestem gern was über Engel.«
»Ach ja?«, fragte Ivy überrascht. Philip nickte.
»Ich möchte echt mal einen Engel sehen«, meinte Sammy und zog eine kleine Kamera aus seinem schmuddeligen Schulrucksack.
Ivy lächelte. »Ich glaube, Tristan ruht sich gerade aus«, erklärte sie, dann wandte sie sich zu Philip. »Was haben Gregory und du denn so über Engel geredet?«
»Er hat mich wegen Tristan ausgefragt.«
»Was wollte er denn genau wissen?«, erkundigte sich Ivy.
Sie hatte vermutet, dass der Vorfall auf dem Bahnhof Gregory keine Ruhe lassen würde. Schließlich konnte Philip es nur mit fremder Hilfe so schnell zum Bahnhof geschafft haben. Ahnte Gregory, dass er es nicht nur mit ihr aufnehmen musste, nicht nur mit einem Menschen?
»Er wollte wissen, wie Tristan aussieht«, erzählte ihr Philip. »Und woher ich weiß, wenn er in der Nähe ist.«
»Und wie man ihn dazu bringt zu kommen«, fügte Sammy hinzu. »Denk dran, das hat er auch gefragt.«
»Er wollte wissen, ob du jemals wieder mit Tristan geredet hast«, fuhr Philip fort.
Ivy klopfte mit dem Umschlag auf den Tisch. »Wann habt ihr über all das geredet?«
»Gestern Abend«, antwortete ihr Bruder, »als wir im Baumhaus gespielt haben.«
Ivy runzelte die Stirn. Es
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