Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
mit eins abgeschlossen.«
»Klingt nach Streber. Bin mir nicht sicher, ob ich den küssen will.«
»Ach ja. Ich weiß aber mit Sicherheit, dass du es liebst, diesen aufstrebenden Wissenschaftler zu küssen. Ihmgefällt diese Bezeichnung übrigens besser als Streber – klingt viel attraktiver.«
»Aber er muss doch selbst das College besuchen. Er hat gar keine Zeit, jemanden zu unterrichten, der nie eine Schule besucht hat.« Ich schlang meine Arme um ihn herum. Yves schaffte es, das letzte bisschen zitternde Angst, das mir nach dem Zusammentreffen mit meinem sogenannten Bruder noch immer in den Knochen steckte, vollständig zu vertreiben.
»Es wird ihm ein großes Vergnügen sein. Und er wird auch eine Schule für dich finden – in seiner Nähe –, sodass du, während er damit beschäftigt ist, Geo-Dingsbums zu studieren, wie das Fach von nun an offiziell heißt, auch dein eigenes Leben hast.«
»Hm, klingt zu schön, um wahr zu sein.«
»Dann lehn dich einfach zurück und schau dabei zu, wie ich es Wirklichkeit werden lasse.«
Allerdings gab’s da noch die Winzigkeit, dass er das Savant-Netzwerk verraten hatte und uns ein Treffen mit den verbrecherischen Komplizen des Sehers bevorstand. »Yves ...«
Er legte mir einen Finger an die Lippen. »Pst. Nicht jetzt. Vertrauen, weißt du noch?«
Er verlangte mehr von mir als jemals irgendjemand zuvor. Ich schenkte einem anderen Menschen nicht so leicht mein Vertrauen. Aber das hier war Yves. Ich nickte und schluckte, probierte ein strahlendes Lächeln. »Okay, mein Hübscher, dann wollen wir den Haufen mal mit unserer nochchalanten Ausstrahlung von den Hockern reißen.«
» Nonchalante Ausstrahlung? Uärgh.«
»Na ja, im Moment bin ich nicht so wortgewandt wie sonst.«
»Weißt du, ich hab mir gedacht, du solltest im College Literatur als Hauptfach belegen. Was meinst du?«
»Jahrelang nichts weiter tun als Bücher lesen? Wo kann ich mich für diesen Kurs einschreiben?«
Er drückte mich an sich und atmete tief ein. »Merk dir, wo wir stehen geblieben sind. Jetzt müssen wir erst mal in die Höhle des Löwen.«
Ich hatte damit gerechnet, dass wir uns wie bei unserem letzten Treffen mit den ausländischen Partnern des Sehers bei einem förmlichen Abendessen den geschäftlichen Dingen zuwenden würden, doch anscheinend waren die Informationen, die sie von Yves erhalten hatten, ein Grund zum Feiern für sie und so starteten wir den Abend in einem privaten Jazzclub in Soho. Die Abordnung der Community bestand aus dem Seher, Dragon, Unicorn sowie Yves und mir. Kasia war zwar nirgends in Sicht, aber das hieß nicht, dass sie nicht irgendwo in der Nähe postiert war, um das Treffen zu überwachen. Vermutlich hatten alle Savants in Spitzenpositionen einen eigenen Kommunikationsexperten.
Unser Taxi setzte uns in der Frith Street ab, gegenüber der schwarzen Eingangstür und dem beleuchteten Innenraum des The Knowledge . Das einstige Wohnhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert war komplett entkernt und bis zum Keller ausgeschachtet worden, sodass ein höhlenartiger Raum entstanden war, in dem sich eineBühne erhob und viele kleine Tische für die Zuschauer standen. Nur die Reihen von Sprossenfenstern im ersten und zweiten Stock zeugten noch davon, dass es sich um ein historisches Gebäude handelte. Die vielen modisch gekleideten Gäste, die hier ein und aus gingen, bestätigten den Eindruck, dass dieses Lokal einer von Londons hippsten Läden war.
Der Seher bürstete einen imaginären Fussel von seinem weißen Revers. »Das ist dir zu Ehren«, sagte er zu Yves mit einem flüchtigen Grinsen.
»Ich bin beeindruckt.« Yves betrachtete die lebhafte Straße voller Bars und Clubs. »Ich wollte schon immer mal ins The Knowledge – jeder Jazzfan hat es bei einem Londonbesuch ganz oben auf seiner Liste stehen. Woher wussten Sie, dass ich Musik liebe?«
Der Seher stiefelte los. »Du wärst überrascht, was wir im Laufe der Jahre alles über dich in Erfahrung gebracht haben, Yves. Du lebst laut meinen amerikanischen Kollegen zwar recht zurückgezogen, trotzdem lässt sich vor interessierten Dritten nicht alles verbergen.« Er verharrte kurz auf der Schwelle. »Aber das weißt du ja, denn ihr habt uns ebenfalls observiert, stimmt’s?«
Yves drückte meine Hand. »Ein paar von uns haben das vermutlich getan. Ich allerdings nicht. Ich habe in den letzten vier Jahren die Highschool besucht und war fleißig am Lernen. Keine Zeit fürs Spionieren.«
»Du bist ausgesprochen
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