Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
Handbewegung den Kellner heran und bestellte einen anderen Jahrgang – keine sonderlich beeindruckende Machtdemonstration, die zeigen sollte, dass nun wieder er am Zug war. »Was meinst du, Yves?«
Yves machte ein Gesicht, als wollte er lieber nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. »Beide Vorgehensweisen haben Vorteile«, erwiderte er diplomatisch. »Man kann sich nicht immer auf die Technik verlassen. UnterUmständen kommen die Behörden auf die Idee, bei den Lieferungen Stichproben vorzunehmen. Und die Kuriere können noch immer an den Spürhunden scheitern.«
Jim lachte düster. »Diese verdammten Köter. Wir haben noch niemanden gefunden, der sie dazu bringen kann, ihre Nase in anderer Leute Sachen zu stecken – Gedankenkraft wirkt nur auf Menschen.«
Der Blick des Sehers huschte zu mir herüber. »Was ist mit dir, Phoenix? Kannst du Tiere manipulieren?« Er wandte sich wieder an Jim. »Mein kleines Mädchen hier kann nämlich genialerweise das Gehirn für ein paar Sekunden lahmlegen.«
Jim erhob sein Glas und prostete mir zu.
»Gibt keinen Grund, warum es bei Hunden nicht funktionieren sollte. Was meinen Sie?«
»Äh ... ich hab’s noch nie ausprobiert.« Mir war übel – schlimm genug, dass ich eine Diebin war, aber jetzt plante der Seher, mich als eine Art Drogenkurier zu benutzen. »Das müsste ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen. Entschuldigen Sie mich bitte. Ich gehe mich eben mal frisch machen.« Ich musste versuchen herauszufinden, was hier vor sich ging, um gewappnet zu sein für das, was als Nächstes passieren würde. Er hielt meine Hand fest, wollte mich nur widerwillig gehen lassen, aber ich machte mich mit einem Ruck frei. »Bin gleich wieder da.«
Ich ging in Richtung Toilette, wohl wissend, dass Unicorn von seinem Tisch aufgestanden war und mir folgte. Ich hielt die Augen nach weiteren Benedicts offen, die uns möglicherweise beschatteten, doch ich konnteniemanden entdecken. Ich lächelte Unicorn säuerlich an und betrat die Damentoilette, starrte für volle fünf Minuten reglos in den Spiegel, in der Hoffnung, dass entweder Sky oder Karla den Wink verstanden hätten und herkommen würden, um mir zu erklären, was hier los war. Außerdem wollte ich die Chance nutzen, für Yves eine Lanze zu brechen – für den Fall, dass er sie um meinetwillen hintergangen hatte – und von dem Plan zu erfahren, den sie verfolgten, denn den gab es mit Sicherheit. Sie hatten keine Gelegenheit gehabt, uns einzuweihen, da wir seit Yves’ Ankunft in der Community überwacht worden waren. Wenn dermaßen viele Beteiligte im Dunkeln tappten, ohne die Pläne der anderen zu kennen, liefen wir Gefahr, dass alles in einem Riesenschlamassel endete.
Aber niemand kam.
Kapitel 20
Unicorn stand noch immer auf Posten, als ich nach draußen tretend mir das Haar richtete, so als hätte ich mich die ganze Zeit mit meinem Aussehen beschäftigt; etwas, was er als klassisches Benehmen von einem Mädchen erwarten würde. So, wie er sich mit verschränkten Armen vor den Klos aufgebaut hatte, war es kein Wunder, dass ich da drinnen allein geblieben war. Ich verkniff mir die Bemerkung über Spanner, die vor Damenklos herumlungerten, und marschierte zurück an meinen Tisch. Karla hatte die Bühne inzwischen verlassen und die Band spielte irgendeine Melodie, die ich nicht kannte. Sky war wieder am Saxofon, die Augen auf den Drummer gerichtet, während sie sich im Takt hin und her wiegte. Ich hatte keine Ahnung, wie sie es hinkriegten, dass die Musik dermaßen locker und leicht klang, wo doch alles auf eine Katastrophe zusteuerte.
»Alles okay?«, murmelte Yves.
»Mhm.« Ich war bis aufs Äußerste angespannt. Nein!, wollte ich schreien: Merkst du denn nicht, dass deineFamilie hier im Club ist, während wir umringt sind von einem Haufen gnadenloser Killer, die mit dem Leid anderer Leute schnelles Geld machen wollen? »Alles bestens, danke.«
Yves strich über meinen Arm und schenkte mir ein beruhigendes Lächeln. Diese Geste von ihm war etwas voreilig gewesen. Noch ehe ich wusste, wie mir geschah, nahm das Unglück seinen Lauf. Ein Mann am Nebentisch warf einen prüfenden Blick auf sein Handy, dann kam er zu Jim herüber. Er beugte sich zu ihm und flüsterte etwas in sein Ohr.
New Yorks Augenbrauen schossen nach oben. »Sind Sie sicher?«
Der Mann nickte und zeigte ihm eine Textnachricht auf seinem Handy.
Yves tippte mir ans Handgelenk, eine Warnung, doch wovor, das wusste ich nicht. Sei bereit, schien er
Weitere Kostenlose Bücher