Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
dass das so bleibt. Falls mir dein Seelenspiegel in die Quere kommt, werde ich ihn vorzeitig ins Grab bringen. Er wird dabei natürlich hundert Jahre alt werden – allerdings ist das eine Sache von zehn Minuten. Und ich werde jede einzelne davon auskosten und dann laut lachen, wenn du dem runzligen, zahnlosen Tattergreis einen Abschiedskuss gibst.«
»Ich hasse dich«, wisperte ich und sah hinunter aufdie Zehenkappen seiner schwarzen Stiefel, die er direkt neben die Spitzen meiner zierlichen Schuhe gepflanzt hatte. Ich wollte nicht, dass er den Schrecken in meinen Augen sah bei dem Gedanken, dass er seine Fähigkeit bei Yves anwenden könnte.
Wir hörten Schritte draußen auf dem Gang. Er presste meinen Kopf gewaltsam an seine Schulter – die Verhöhnung einer geschwisterlichen Umarmung. »Ich bin froh, dass du so empfindest, Phee. Jetzt wissen wir jedenfalls genau, wo wir stehen, richtig?«
Ich sagte nichts.
»Richtig?« Er riss an meinen Haaren.
»Ja«, stöhnte ich.
»Phee, alles klar bei dir?« Yves war hereingekommen und hatte noch das Ende unserer Unterhaltung mitgekriegt.
Unicorn schob mich mit einem warnenden Blick von sich fort. »Ja, ihr geht’s gut. Wir hatten nur einen kleinen Plausch unter Geschwistern, stimmt’s, Schwesterherz?«
Ich nickte und rieb mir den Hinterkopf.
»Dann lasse ich euch beide jetzt mal allein, damit ihr euch in Ruhe fertig machen könnt. Wir brechen in fünfzehn Minuten auf – das war es, was ich dir eigentlich hatte sagen wollen, Phee.« Er rempelte Yves im Vorbeigehen leicht an, mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
»Was war hier los?« Yves starrte Unicorn wütend hinterher.
»Das Übliche. Bedrohung, Bestrafung, Einschüchterung.« Ich massierte mir die Schultern, versuchte, meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich konntenicht zulassen, dass Unicorn mich in ein zitterndes Nervenbündel verwandelte; das war ihm in der Vergangenheit schon viel zu oft gelungen und ich musste es schaffen, ihm die Stirn zu bieten. »Versprich mir einfach, dass du dich von ihm fernhältst. Er ist ungeheuer mächtig.«
»Klar doch. Ich sehe uns nicht Thanksgiving im Kreis deiner Familie verbringen, Schatz.« Yves zog sich sein Oberteil aus und nahm das Hemd, das ich für ihn zurechtgelegt hatte, vom Bügel.
»Wenn das überhaupt wirklich meine Familie ist. Ich hoffe noch immer, dass meine Mutter einen heimlichen Geliebten hatte.« Ich reichte ihm die Hose. »Ich bin mir nicht sicher, ob die passt.«
»Dreh dich um, es sei denn, du willst einen Blick auf meine Boxershorts riskieren«, frotzelte er.
Ich lächelte matt und fing an, in einer Kiste mit Krawatten nach einer weißen Fliege für ihn zu kramen.
»Hab ich dir eigentlich schon gesagt, wie hübsch du aussiehst? Ich mag diese Farbe an dir.«
»Danke.«
»Und die Kette ist wie für dich gemacht.« Er versuchte mich aufzumuntern und es funktionierte; es war wie ein bisschen Sonnenschein nach Unicorns Eiseskälte.
Ich drehte mich wieder zu ihm um und hielt ihm die Fliege hin. »Ein Jammer, dass der ganze Schmuck geklaut ist, was?«
»Stimmt. Aber vielleicht lasse ich dir genau solch eine Kette anfertigen, wenn wir in den USA sind.«
»Sky hat erwähnt, dass du stinkreich bist.«
Er zuckte mit den Schultern. »Peinlich, aber wahr. Wenigstens müssen wir uns keine Sorgen machen, wie wir deine College-Gebühren bezahlen wollen. Ich leih dir was.«
Ich schloss meine Augen, während dieser verlockende Traum zwischen uns schwebte. Ich hatte meine Zweifel, ob ich ihn wirklich begleiten würde, bislang noch nicht zur Sprache gebracht, weil ich schlichtweg nicht daran glaubte, dass dieses Ereignis tatsächlich eintreten würde. »Ich könnte aufs College gehen. Aber ich habe gar nicht die notwendige Qualifikation dafür.«
Er hob mein Haar hoch und küsste mich auf den Nacken. »Du könntest mit intensivem Nachhilfeunterricht von einem äußerst fähigen Lehrer deinen Highschool-Abschluss machen.« Er gab mir noch einen Kuss auf mein nacktes Schulterblatt. »Und das wäre sogar umsonst, weil er nur Küsse verlangt als Bezahlung.« Er streifte mit seinen Lippen über meine andere Schulter.
»Ich vermute mal, der Lehrer, den du meinst, ist an die fünfzig, übergewichtig und kämmt sich seine verbliebenen Haare über die Glatze? Hmm, ja, das klingt vielversprechend.«
»Ha, ha.« Er bestrafte mich für meine freche Bemerkung und küsste mich auf die Wange. »Er ist fast achtzehn und hat die Highschool in allen Fächern
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