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Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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als Kränkung, dass sie mich offenbar als so unbedeutend einstufte, mich nicht mal als Konkurrenz anzusehen.
    »Ich habe das Buch gelesen und kann mir gar nicht vorstellen, dass man das als Musical umsetzt«, sagte Yves zu mir und blätterte durchs Programmheft.
    »Wie?« Ich riss meinen Blick von der Rivalin los. Sie zählte eindeutig zu der Sorte ›Diamant-Barbies‹.
    » Wicked . Das ist eine Neuerzählung von Der Zauberer von Oz aus der Perspektive der bösen Hexe des Westens, eine Art Vorgeschichte sozusagen.«
    Und die hatte mein kleines Genie natürlich gelesen, so wie jedes andere bedeutende Buch auf diesem Planeten, kein Zweifel.
    »Oh.« Selbst ich mit meiner zerrütteten Kindheit kannte die Geschichte – Dorothy, die gelb gepflasterte Straße und die roten Schuhe. Ich hatte sogar die Originalgeschichten von L. Frank Baum gelesen, dank meiner Angewohnheit, mich in Bibliotheken zu verschanzen. »Gibt’s da überhaupt eine andere Seite, die erzählt werden kann?«
    Er legte seinen Arm auf die Rückenlehne meines Sitzes und ließ ihn bis auf meine Schultern hinuntergleiten. Ich hob eine Augenbraue, woraufhin er den Kopf zurückwarf und lachte. »Geschickt, oder?«
    »Ich würde es nicht gerade geschickt nennen. Versuch’s mal mit plump.« Ich zwickte ihn in den Daumen.
    Das brachte ihn nur noch mehr zum Lachen. Ich konnte sehen, wie die Diamantpuppe sich grämte. Vermutlich fragte sie sich, warum so ein netter Kerl mit einem dermaßen bissigen Mädchen abhing.
    Yves zerwühlte mein Haar. »Frech bist du, das mag ich an dir.«
    Mein nächster fieser Kommentar wurde von dem ausgehenden Saallicht zunichtegemacht. Yves drückte mir sanft den Unterarm und lehnte sich zu mir herüber.
    »Genieß es einfach«, flüsterte er. »Von jetzt an wird alles gut.«
    Die Vorstellung war um zehn zu Ende und wir traten hinaus auf die Straße, als die Dunkelheit gerade den Himmel verschluckte und in den Seitengassen den letzten Rest Licht ausknipste. Auf den Hauptverkehrsstraßen hielten die Neonlichter die Nacht in Schach und ich konnte kaum glauben, wie schnell die Zeit verflogen war. Die Regenbogenfarben der Szenenbilder und Kostüme, Orchestermusik, Schauspieler, nur wenige Meter von mir entfernt: Alles war atemberaubend gewesen. Ich hatte die ganze Zeit auf der äußersten Kante meines Sitzes gesessen, jede Kleinigkeit der Vorstellung in mich aufgesogen. Ich hatte angesichts des Unrechts, dasder bösen Hexe widerfahren war, am liebsten losheulen wollen; sie hatte nie eine Chance gehabt in einer Welt, wo rosige Haut und blondes Haar das Schönheitsideal waren. Wir Proleten kamen gegen die Diamant-Barbies einfach nicht an.
    Zum Frustabbau brauchte ich Bewegung und marschierte die Victoria Street hinunter, in Richtung des hell erleuchteten Big Ben; ich war immer noch außer mir, wollte gegen die Ungerechtigkeit des Lebens auf die Barrikaden gehen, genau wie die Hexe es versucht hatte. Yves musste rennen, um mich einzuholen, denn ich war schon vorneweg gelaufen, als er noch stehen geblieben war, um ein paar freundliche Worte mit dem Platzanweiser zu wechseln.
    »Phee, warte!« Er bekam mich hinten an der Jacke zu fassen. »Was ist denn los? Ich fand die Show klasse, du nicht?«
    »Ja, sie war super. Aber ich bin stinksauer, wie es am Ende ausgegangen ist.«
    Er drückte mich an sich. »Das Leben ist ungerecht, sogar in Märchen.«
    »Ich will einfach nur hingehen und dem Zauberer eine reinhauen.«
    Yves biss sich auf die Lippe, amüsiert über meinen Ärger auf eine fiktionale Figur. »Ich weiß, was du meinst.«
    »Grün zu sein und von der Welt missverstanden zu werden ist etwas, was ich gut nachvollziehen kann – also nicht das Grünsein.« Ich könnte und würde es nicht ertragen, wenn Yves mich jetzt auslachte, obwohl ein Teil von mir genau wusste, dass ich mich total albern aufführte.»Ich meine, ich weiß, wie’s ist, ein Außenseiter zu sein.«
    Er nickte und sah tapfer davon ab, sich über meinen Wutanfall lustig zu machen. Er hatte nicht begriffen, dass sich das, was ich auf der Bühne gesehen hatte, mit meinen Selbstzweifeln und Ängsten verflochten hatte wie Efeu, der sich um eine bröckelnde Mauer wand. Wenn er daran zog, indem er spottete, würde womöglich alles über ihm zusammenstürzen.
    »Sie hat versucht, das Richtige zu tun, aber das Richtige stellte sich als das Falsche heraus«, fuhr ich fort und dachte prompt an meine eigene Situation. Ich hatte versucht, jemanden, den ich liebte, zu schützen,

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