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Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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er unternahm keinen Versuch, mich anzuhalten.
    »Lady, wollen Sie die Speisekarte sehen?« Ein Kellner, der dafür bezahlt wurde, Gäste ins Restaurant zu locken, stellte sich mir in den Weg.
    Ich zog den Kopf ein. »Nein, danke.« Und stampfte wieder los. Yves dackelte mir weiter hinterher.
    In meinem Versuch, ihn abzuschütteln, sprang ich in den nächstbesten Bus, gerade als sich die Türen schlossen. Er warf seine Schulter in den Spalt und schaffte es noch hinter mir hinein.
    »Brauchst du ’nen Fahrschein?«, fragte der Fahrer und klopfte auf den Fahrscheinautomaten.
    »Ja bitte.« Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, wo der Bus hinfuhr. »Was ist die nächste Haltestelle?«
    Er sah mich schief von der Seite an. »Embankment.«
    »Ja, das ist gut.« Ich kramte in meiner Tasche nach Kleingeld.
    »Nicht notwendig. Sie hat eine Tageskarte.« Yves zeigte die U-Bahn-Karten, die wir vorhin gekauft hatten.
    Der Fahrer beschloss, nicht zu fragen, warum ich meinem hilfsbereiten Begleiter einen Mörderblick zuwarf. Er schüttelte den Kopf und fuhr los.
    Ich ließ mich auf einen Sitz in der Nähe der hinteren Tür fallen. Yves setzte sich in die Reihe dahinter.
    »Das ist so was von dämlich«, murmelte ich vor mich hin.
    »Stimmt. Zum Glück fällt’s dir auch auf.« Yves streichelte meine Schulter, aber ich stand auf, sodass ich außer Reichweite für ihn war. Der Bus machte einen Schwenk in Richtung Embankment und ich drückte den Halterufknopf. Die Türen zischten auf und ich sprang nach draußen, Yves mir auf den Fersen. Am liebsten hätte ich meinen Frust laut herausgeschrien und rannte im Selbstmördersprint über die stark befahrene Straße auf die andere Seite, die die Themse überblickte. Mit dem alten Obelisken neben mir und dem Bahnhof Waterloo gegenüber war das hier ein trubeliger Uferabschnitt; Restaurantboote wühlten das dunkle Wasser auf, mit ihren hinter Glas sitzenden Gästen sahen sie aus wie durchsichtige Krokodile, die mit ihrer letzten Mahlzeit im Magen – Nachtschwärmer, die nicht bemerkt hatten, dass sie am Stück verschluckt worden waren – träge vorbeischwammen.
    Ich ging ganz nach ans Ufer heran und sprang auf die Brüstung.
    »Phee, was machst du da?«, rief Yves erschrocken. Endlich hatte er kapiert, dass ich es ernst meinte.
    »Ich treffe eine Entscheidung. Wenn du nicht weggehst, springe ich.« Ich lugte über das Geländer. Ich hatte nicht vor, mich umzubringen, war aber auch nicht erpicht auf ein Bad in der schlammigen Brühe da unten. Ich wollte bloß erreichen, dass er mich in Ruhe ließ.
    »Komm da runter!«
    »Wenn du gehst.«
    Leise fluchend blickte Yves zur Seite, dann warf er die Hände hoch. »Okay, du hast gewonnen. Ich gehe. Ich wünsch dir noch ein schönes Leben.« Und dann machte er auf dem Absatz kehrt, stiefelte zur U-Bahn-Station und verschwand darin.
    Mein überraschender Sieg schockierte mich. Das war alles gewesen? Er warf dermaßen schnell das Handtuch? Ich hatte bekommen, was ich wollte – keine Frage –, aber er hatte auch keine großen Überredungskünste darauf verwendet, dass ich bei ihm blieb.
    Ich kam mir blöd vor, wie ich da oben auf dem Geländer hockte, und hüpfte hinunter. Ich setzte mich auf die Stufen des Obelisken und zog mir die Knie an die Brust.
    Warum fühlte sich dieser Sieg so verdammt nach einer Niederlage an?



Kapitel 15
    Donner krachte über der Tower Bridge. Sturmwolken zogen auf und es fing an zu regnen. Kein leises, damenhaftes Weinen, sondern ein großes, tränenreiches Heulen vom Himmel; ein Weinen ohne den Gedanken daran, wie man aussah, mit von Rotz triefender Nase, den Mund geöffnet zu einem kummervollen ›O‹. Ich wusste, wie sich das anfühlte. Ich war in wenigen Minuten komplett durchnässt. Als ich aufstand, quatschte das Wasser in meinen Schuhen. Ich schlang mir die Arme um den zitternden Körper und schloss die Augen. Mein Hirn war wie zu Eis erstarrt und ich konnte nicht darüber nachdenken, was ich als Nächstes tun sollte.
    Arme umfingen mich und pressten mich an eine heiße nasse Brust. »Wie kannst du nur glauben, dass ich weggehen würde?«, sagte er verbittert.
    »Yves.« Die Leere füllte sich mit einem Schlag; Widerworte verwandelten sich in einen Glücksschrei.
    »Ich hab dich da sitzen sehen. Du hast echt geglaubt, ich wäre fortgegangen. Du hast nicht mal genug Vertrauenin mich gehabt, um ein zweites Mal hinzusehen, was?« Er hatte jede Menge Wut angestaut und ließ jetzt ordentlich Dampf ab. »Und

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