Sawyer
lassen.“
„Hat sie danach nie wieder geheiratet?“
„Nein, nie wieder. Eine Zeit lang dachte ich, David und sie würden wieder Zusammenkommen, aber es sollte nicht sein. Ellen hat ihn verlassen und ist nach England zurückgekehrt. Damals war Christian etwa zehn. Sie war über ein Jahr fort.“ Pearl schüttelte den Kopf und seufzte. „Sicher verstehen Sie, dass Davids Tod ein schwerer Schock für uns alle war – besonders für Sawyer.“
„Natürlich.“
„Ich verstehe bloß nicht, warum er jetzt so schlecht gelaunt ist.“
Abbey blickte sie entsetzt an. „Meinen Sie, es hat etwas mit mir zu tun?“
„Ich glaube schon. Aber woher soll ich das wissen? Ich bin nur eine alte Frau.“ Nachdem Pearl ihren Kaffee aus getrunken hatte, stand sie auf. „Ich gehe besser zurück, bevor mich noch jemand vermisst.“ Die Klinik befand sich im Gemeindezentrum in der Nähe der Schule und der Kirche.
Pearl klemmte sich ihre Thermoskanne unter den Arm. „Bleiben Sie nun in Hard Luck oder nicht?“
„Ich würde gern hier bleiben“, erwiderte Abbey wahrheitsgemäß.
„Damit haben Sie meine Frage nicht beantwortet.“
Abbey strahlte. „Ich bleibe.“
Nun lächelte Pearl ebenfalls. „Das freut mich zu hören. Wir brauchen Sie nämlich, und ich habe den Eindruck, dass es Sawyer genauso geht.“
Abbey lachte ungläubig. „Das bezweifle ich.“
„O nein“, konterte Pearl, während sie zur Tür ging. „Leider hat der Knabe genauso wenig Grips wie eine Bisamratte, wenn er einer attraktiven Frau gegenübersteht. Geben Sie ihm etwas Zeit, dann wird er seine Meinung schon ändern.“ Pearl winkte ihr fröhlich zu und verließ das Haus.
Abbey machte sich wieder an die Arbeit und packte einen weiteren Karton aus. Jetzt, da sie mehr über Ellen erfahren hatte, bekamen die Bücher eine ganz neue Bedeutung für sie.
Viele stammten aus den frühen fünfziger Jahren, als Ellen sich sehnlich ein Baby gewünscht hatte. Wahrscheinlich hatte sie in diesen Büchern Trost gefunden, weil sie sich in Hard Luck so einsam gefühlt hatte.
Gerade als Abbey einen Stapel Bücher auf den Schreibtisch legte, hörte sie, wie draußen jemand vorfuhr.
Ihr Herz klopfte plötzlich schneller, aber sie arbeitete weiter.
Sekunden später stürmte Sawyer herein und blieb auf der Türschwelle stehen. „Und? Haben Sie sich entschieden zu bleiben?“ fragte er.
„Ja“, erwiderte sie ruhig. „Ich bleibe.“
„Sind Sie sicher?“
„Allerdings.“ Und das entsprach der Wahrheit. Während ihrer Unterhaltung mit Pearl hatte sie sich endgültig dazu entschlossen.
„Gut. Sie werden umziehen.“
„Umziehen? Wohin?“ Inzwischen hatte sie von mehreren Leuten erfahren, dass es im Ort kein leer stehendes Haus gab.
„Sie können in Christians Haus wohnen. Er hat heute Nachmittag angerufen und gesagt, dass er erst später zurückkommt, weil er noch Urlaub machen will. Wenn er wieder da ist, kann er entscheiden, was er mit Ihnen macht.“
Abbey funkelte Sawyer wütend an. „Ich werde nicht in das Haus Ihres Bruders ziehen.“
Mit einem Streit hatte Sawyer wirklich nicht gerechnet. Na gut, er war nicht besonders liebenswürdig zu ihr gewesen, aber dafür gab es eine Erklärung.
Diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn.
Er hatte zwei Nächte fast überhaupt nicht geschlafen, weil er sich Sorgen um sie und ihre Kinder gemacht hatte. Wenn die anderen Blockhäuser nicht leer gestanden hätten, hätte ihm das Ganze nicht so zu schaffen gemacht.
„Sie werden dort nicht lange bleiben“, meinte er. Und er hatte gedacht, er würde ihr einen Gefallen tun!
Abbey nahm ein weiteres Buch in die Hand, um Autor und Titel in eine Liste einzutragen. „Wir kommen in unserem neuen Domizil sehr gut klar.“
„Es gibt dort Gefahren, von denen Sie nichts wissen.“
„Es ist alles bestens.“
Sawyer atmete einmal tief durch. „Warum wollen Sie nicht umziehen?“
Sie seufzte ungeduldig. „Es ist nicht nur die Schuld Ihres Bruders, dass er nichts von Scott und Susan gewusst hat.“
„Stimmt, aber auch nicht allein Ihre.“
„Ihr Angebot ist wirklich sehr nett, aber trotzdem vielen Dank.“
Als sie zu ihm aufsah und lächelte, hätte er schwören können, dass sein Herz plötzlich schneller klopfte.
„Na gut“, meinte er schließlich. „Sie können in mein Haus ziehen, und ich werde so lange bei Christian wohnen.“
„Sawyer, ich möchte niemanden aus seinem Haus vertreiben.“ „Christian ist doch gar nicht da.“
„Ja, aber wenn er
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