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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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dass mich die Würmer fressen.“
    „Er ist dein Neffe? Das wusste ich nicht.“
    „Meine Schwester Winfriede hat diese Missgeburt geworfen – dass ihn Saxnot zerschmettere! Dabei habe ich ihn wie meinen eigenen Sohn gehalten. Hätte ich ihn nur irgendwann kaltmachen lassen. Er hat nur darauf gelauert, dass er mich absetzen und davonjagen konnte. Er und seine feine Gefolgschaft … dieses Pack, das mir mal aus der Hand fraß. Natürlich hofften sie, dass ich hier draußen verreckte. Aber ich lebe hier schon seit sechs Jahren, ich komme zurecht. Ich erlege noch Auerochsen! Ich überlebe sie alle, diese treulosen Hunde, die unseren alten Glauben verraten haben. Eines Tages ist es so weit … dann werden die Götter mit ihnen abrechnen!“
    „Erlaube, dass ich dir widerspreche“, entgegnete ich vorsichtig. „Deine Stammesbrüder dienen jetzt einem stärkeren Gott. Es ist der allmächtige Gott der Christen, der keine anderen Götter neben sich duldet. Vor deren Nachstellungen wird er sie schützen, sie brauchen nur fest an ihn zu glauben.“
    „Die und glauben!“ Umm stieß wieder sein höhnisches Lachen aus. „Dieses Gelichter glaubt an nichts … weder an Wodan noch Saxnot noch an euern Christengott! Sie wollen Land, Pferde, Waffen, Geld. Dafür verraten sie alles, dafür dienen sie dem, der es ihnen verschafft. Treuloses Gesindel, das nur seinen Bauch anbetet, nichts weiter. Keinen Saxnot, keinen Christus …“
    Nahebei knackte es im Gebüsch. Die spitzen Ohren schienen sich aufzurichten. Umm stand auf und ging halb gebückt um das Steingrab herum. Dabei nahm er einen Pfeil aus dem Köcher. Nach einer Weile knackte es abermals. Umm spannte den Bogen, setzte ihn aber wieder ab und kehrte an seinen Platz zurück.
    „War wohl ein Fuchs“, brummte er.
    Aus einem Ledersack, der neben ihm lag, nahm er einen Wildschweinknochen und benagte ihn schmatzend mit den wenigen Zähnen, die ihm geblieben waren. Auch mir warf er einen Knochen zu, den ich überrascht auffing..
    „Iss!“
    Das Fleisch, das noch daran hing, war halb roh und ekelte mich.. Ich hatte noch nichts gegessen, mir knurrte der Magen, trotzdem hätte ich diesen Frühstücksbraten am liebsten ins Gebüsch geworfen. Doch ich wagte nicht, Umm zu beleidigen. Mir lag auch daran, ihn bei Laune halten, denn wie alle einsamen Alten, denen zufällig jemand über den Weg läuft, war dieser davongejagte heidnische Häuptling redselig. Hatte er erst einmal ein wenig Vertrauen gefasst, konnte man ihm vielleicht Fragen stellen. Ich machte mich also mannhaft an den Knochen.
    „Du musst nicht denken, dass ich ein Tier bin“, sagte Umm kauend, „nur weil ich schon sechs Jahre hier im Wald lebe. Früher war ich ein Fürst, vor dem alle im Staub krochen. Euern König kenne ich auch, hab ihm sogar mal einen Treueid geschworen, ganz zu Anfang, als es gerade erst losging zwischen Sachsen und Franken. Was kümmerte mich aber ein Eid, der nicht bei unseren alten Göttern geschworen war? Einen Dreck! Ich bin aufrecht geblieben, bis zum Schluss … nicht so wie dieses Pack, Volz und Liutger und wie sie heißen, das vor dem König ins Taufbecken sprang und dann nach Hause kam und Saxnot ein Blutopfer brachte. Verfluchtes Geschmeiß! Aber er ließ sich nicht täuschen und wird sich rächen. Ja, das wird er! Der Tag der Vergeltung ist nahe.“
    Er warf den Knochen hinter sich. Ich folgte sofort seinem Beispiel und erwiderte erleichtert: „Vergebliche Hoffnung! Saxnot ist tot. Er kann sich nicht rächen.“
    Umm lachte wieder sein schepperndes Lachen. Dann stand er auf, trat auf mich zu, packte mich dreist am Kinn und schüttelte meinen Kopf hin und her.
    „Was redest du da, du blöder Kuttenbock? Er lebt, und wie er lebt! Saxnot stirbt nie!“
    Er ließ los. Ich wagte ein Lächeln.
    „Ja, grinse nur“, fuhr er fort, „und schmähe die Götter! Das haben vor dir schon andere getan und dafür teuer bezahlen müssen. Solche wie du! Blindwütige, verblödete Schwarzröcke! Du scheinst ja die Kerle sogar gekannt zu haben. Die heilige Eiche wollten sie fällen! Und was wurde aus ihnen? Sie sind alle hin … bis auf einen, den da oben, und der ist verrückt geworden. Saxnots Eiche aber steht immer noch!“
    „Ist es die gleich neben dem Salhof, am Rande des Dingplatzes?“
    „Welche sonst? Der Hain ist den Göttern geweiht. Für alle Zeiten! Die Schwarzröcke haben daran nichts ändern können.“
    „Du würdest mir eine große Gunst erweisen“, sagte ich, mich überwindend,

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