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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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zweihundert Schritten war ich am Ziel.

10. Kapitel
    Die Hütte ähnelte ihrem letzten Besitzer. Bei ihrem windschiefen Anblick bekam man das Grausen. Durch eine in den Angeln hängende Tür trat ich ein.
    Nichts erinnerte mehr daran, dass dies einmal die Wohnung von vier mutigen Glaubensstreitern gewesen war. Von den Wänden starrten die gebleichten Schädel erlegter Wildtiere, dazwischen hingen Waffen. Neben der Feuerstelle lagen eine halb gerupfte Ente und die Reste des Schweins, von dem auch ich etwas genossen hatte. Ein Heuhaufen in der Ecke, auf dem Felle lagen, hatte als Bett gedient. Ein paar Krüge mit Bier, Mehl und Bohnen standen herum. Es musste demnach Leute geben, die zu ihrem alten Häuptling Verbindung gehalten und ihn versorgt hatten.
    Ich stöberte ein bisschen herum, fand jedoch nichts Bemerkenswertes. Wohl oder übel musste ich nun zum Steingrab zurückkehren, um mir die Leiche aufzuladen. Beim Verlassen der Hütte fiel mir dann aber doch etwas auf.
    Gleich neben der Tür war eine Axt an die Wand gelehnt. Es war ein wuchtiges Gerät mit sehr harter Schneide, wie es zum Fällen starker Bäume verwendet wird. Ich hob es auf und wog es in der Hand. Es wunderte mich, dass sich der Alte eines so schweren Werkzeugs bedient hatte, um sich mit Holz zu versorgen, das es im Überfluss gab. Vor kurzem erst war es benutzt worden. Auf der Schneide lag noch ein feiner Staub von Holzmehl und es waren auch ein paar frische Späne kleben geblieben. War die Axt gleich neben der Tür abgestellt, um schnell zur Hand zu sein?
    Ich kam nicht dazu, einen Gedanken, der sich mir aufdrängte, zu verfolgen. Plötzlich hörte ich von draußen Stimmen.
    Rasch trat ich vor die Hütte und lauschte. Die Männer, denen die Stimmen gehörten, waren noch tief im Wald, aber kein Zweifel – sie kamen näher. Und zwar genau aus der Richtung des Steingrabs.
    Im ersten Augenblick war ich erleichtert. Der Schreck durchzuckte mich mit Verspätung. Wer anders konnte das sein als die treu gebliebenen Anhänger des Umm, die ihn regelmäßig hier aufgesucht und mit Lebensmitteln, wohl auch mit Waffen und Geräten versorgt hatten? Sie hatten den Leichnam entdeckt und folgten nun meiner Spur, die zur Hütte führte. Gleich würden sie mich hier finden, einen der Schwarzröcke, die der Alte so gehasst hatte. Keine Frage, was sie denken, noch weniger, was sie tun würden! In diesen Wäldern verschwanden Hunderte, Tausende: geflohene Bauern, überfallene Kaufleute, verunglückte Jäger, erschöpfte Bettler. Warum nicht auch ein neugieriger Königsbote?
    Es blieb nur der rasche Rückzug ins dichte Gehölz. Mit der Axt in der Hand, den Dolch am Gürtel, wollte ich mich notfalls verteidigen. Inzwischen waren die Männer so nahe, dass sie jeden Augenblick unter den Bäumen hervortreten mussten. Von meinem Versteck aus konnte ich den kleinen Platz vor der Hütte beobachten. Ich packte die Axt, so fest ich konnte, doch auf einmal begann meine Hand zu zittern. Ich wollte schreien, verschluckte mich aber vor Aufregung. Tränen stiegen mir in die Augen. Mit einem einzigen Hieb schlug ich einen jungen Baum um. Ein Hüpfer – schon war ich im Freien.
    Im selben Augenblick wurde auf der anderen Seite das Buschwerk geteilt.
    „Odo!“
    „Zum Teufel, Lupus, da bist du ja endlich!“
    Wir breiteten die Arme und eilten aufeinander zu – ich mit der Axt in der Hand, Odo mit blank gezogenem Kurzschwert. Aber auf halbem Weg machte er Halt, steckte das Schwert in die Scheide und sagte missmutig: „Freut mich, dass du gesund bist. Es wäre besser, das nächste Mal Nachricht zu geben.“
    Auch ich stoppte meinen Lauf, ließ die Axt fallen, blieb etwas atemlos stehen. Odo sah mich aufmerksam an und plötzlich begann er zu lachen.
    „Du siehst aus wie der letzte Überlebende unserer Nachhut bei Roscida vallis. Wer hat dich so zugerichtet?“
    Ich betastete mein Gesicht.
    „Dies war der Ellbogen des Priesters Wig … dies ein Stein, von dem Mönch Athanasius geschleudert … und die Schwellung am Kinn ist die Folge einer kleinen Gewalttat des Häuptlings Umm.“
    „Seiner letzten, vermute ich. Wir haben ihn gerade tot aufgefunden.“
    Erst jetzt fiel mein Blick auf Odos Begleiter. Der junge Helko war es. Er war nur mit einer Hose bekleidet, über den Schultern hingen ihm Bogen und Köcher.
    „Wer ist das gewesen?“, fragte er. „Habt Ihr es gesehen? Wart Ihr etwa dabei?“
    „Ein Pfeil aus dem Hinterhalt“, sagte ich, „während wir miteinander redeten. Ich

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