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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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fünfzehn Jahren, als ich die Pilgerreise machte, schon Bischof von Rom war, der beim Gottesdienst ein einfaches Messgewand trug und dessen Züge ich, in der Menge kniend, aus der Entfernung nicht erkennen konnte, weil leider kein Heiligenschein sein Haupt beleuchtete …
    Nun gähnte ich ebenfalls. Vor den Stern hatte sich eine Wolke geschoben. Die Flöhe waren gesättigt, meine Kehrseite hatte sich an die Lage gewöhnt, mein Bettnachbar schnarchte. Ich träumte. seltsamerweise von einem Papst mit Gloriole, der für mich ganz allein an einem Altar gleich unter dem Himmel die Messe las.

9. Kapitel
    Ich erwachte spät. Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass die meisten Schlafstellen leer waren. Auch der Graf war schon fort, ich war allein auf dem Lager. Ohne Zögern fuhr ich in meine Kutte, schnallte die Sandalen an, stopfte mein Handtuch in die Tasche und ging hinaus. Die Morgensonne wärmte bereits, der Himmel war zum ersten Mal seit Tagen klar. Ringsum herrschte Geschäftigkeit. In der Vorhalle wurde aus Körben Brot und Käse gefrühstückt. Einige junge Männer schnitten mit ihren Messern die letzten Fleischreste von einem Ochsenskelett. Unter ihnen war Helko, der mir ein spöttisches „Salus, Franke!“ zurief.
    Auf dem Hof musste ich Pferden ausweichen, die von Knechten vorüber geführt wurden. Unversehens befand ich mich mitten in einer Schafherde. Wie ein Boot in der Strömung trieb ich darin ein Stück mit. Ein paar Mägde am Brunnen belachten mein Missgeschick kreischend.
    Ich ging zu ihnen, lachte mit und bat sie um einen Bottich mit Wasser. Den wollte ich selber tragen, aber sie ließen es nicht zu. Zwei von ihnen schleppten ihn hinter das Haus, wo sie ihn am Rande der Vorratsgrube niedersetzten.
    Ich wusch mich. Dabei stand ich genau an der Stelle meines nächtlichen Sturzes. Auf dem Boden der Grube sah ich noch den Abdruck meines Körpers. Daneben den umgefallenen Tonkrug, an dem ich mir die Schulter gestoßen hatte. Nur wenige Schritte vor mir befand sich, wie ich vermutet hatte, in dem Palisadenzaun eine Pforte. Hinter ihr führte die steinerne Treppe zum Hain hinauf. Ich trocknete mir Gesicht und Hände, steckte das Tuch ein und ging um die Grube herum.
    Der Riegel ließ sich leicht zurückschieben. Das bedeutete wohl, dass die Pforte öfter benutzt wurde. Die Stufen bestanden aus roh behauenen Steinplatten, die in regelmäßigen Abständen in die Böschung gerammt waren.
    Einen Augenblick lang zögerte ich noch. Eigentlich wollte ich jetzt mein Messer holen und mich rasieren. Aber dann raffte ich doch meine Kutte und stieg hinauf. Die Treppe mündete oben in einen ausgetretenen Pfad, an dessen Seiten Sträucher und Gräser wucherten. Schon nach wenigen Schritten trat ich auf eine freie Fläche hinaus.
    Ich hatte eine Dingstätte vor mir. Der Ort war eindrucksvoll, eine ganz von hohen Bäumen, vorwiegend Eichen, aber auch Buchen, Ulmen und Eschen umstandene Lichtung. In der Mitte erhob sich ein kleiner Hügel mit zwei Steinbänken darauf. Mehrere Stangen von Haselholz waren davor im Halbkreis in den Boden gesteckt, um den Ring zu markieren. Es war ein erhabener Naturtempel. Durch das Morgenlicht, den frischen Wind, den Tau auf den Gräsern, das Vogelgezwitscher war der Eindruck im Augenblick ein freundlicher. Doch fiel es nicht schwer sich vorzustellen, dass dieser Hain auch düster, bedrohlich und sogar schrecklich sein konnte.
    Während ich mich umsah, galt meine besondere Neugier natürlich der Eiche, in der der alte Wrach den heidnischen Kriegsgott Saxnot sehen wollte. Sie war unter den gewaltigen Bäumen im Hain der größte und schien auch der älteste zu sein. Fünf, sechs Männer hätten ihre Arme breiten müssen, um den Stamm zu umspannen. Auf dieser Seite, der dem Salhof abgewandten, war an dem uralten Holz auf den ersten Blick nichts Eigentümliches zu erkennen. Oder doch? Es gab eine breite, künstliche Einkerbung, die stellenweise sogar recht tief war. Dieser Versuch, den Baum zu fällen, war offenbar schon vor Jahren gemacht und wieder aufgegeben worden.
    Wenn die Axtschläge in der Nacht dieser Eiche gegolten hatten, mussten sie also deren andere Seite, die dem Salhof zugewandte, getroffen haben. Ich kletterte über dickes Wurzelwerk um den Stamm herum. Meine Annahme wurde bestätigt. Tatsächlich war er auch hier eingeschnitten, doch sehr viel stärker. Seltsam war, dass man die an die fünf, sechs Fuß breite Kerbe mit Gras, Moos und Spänen zugestopft hatte, als wollte man sie

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